Neue Test-Gasbohrungen vor Borkum

Deutsche Umwelthilfe geht gegen verfahrenswidrige Genehmigung vor und fordert sofortigen Stopp
Nachdem bekannt geworden ist, dass der Öl- und Gaskonzern One-Dyas in Kürze Testbohrungen vor der Nordseeinsel Borkum durchführen will, fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) einen sofortigen Stopp der Pläne. In einem Schreiben an das zuständige Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie Niedersachen (LBEG) beruft sich die DUH auf schwerwiegende Verfahrensfehler.

 

Demnach wurden die deutschen Behörden bei der Genehmigung der Testbohrungen, die je zur Hälfte auf niederländischem und deutschem Gebiet stattfinden sollen, nicht einbezogen. Die DUH fordert das LBEG auf, die eigene Beteiligung unverzüglich einzufordern – ebenso wie einen sofortigen Bohrungsstopp bis zum Abschluss dieser Beteiligung. Zudem kritisiert die DUH den offensichtlich mangelhaften Informationsstand der niedersächsischen Regierung, die zuvor volle Transparenz im Genehmigungsverfahren um die Gasbohrungen versprochen hatte.

Sascha Müller-Kraenner, DUH-Bundesgeschäftsführer: „Die Landesregierung und das zuständige Landesamt dürfen sich von den Niederlanden und dem Gaskonzern One-Dyas nicht auf der Nase herumtanzen lassen. Dass die deutschen Behörden nicht in das niederländische Genehmigungsverfahren für die Testbohrungen vor Borkum einbezogen wurden, ist ein gravierender Verfahrensfehler, der unverzüglich behoben werden muss. Von den Testbohrungen gehen grenzüberschreitende Umweltgefahren aus. Deshalb müssen diese auch von deutscher Seite sorgfältig geprüft und berücksichtigt werden. Wir fordern einen sofortigen Planungsstopp, bis alle Umweltauswirkungen geprüft wurden.“

Bereits Ende April hatte die DUH gemeinsam mit der Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland, der Stadt Borkum und der niederländischen Umweltorganisation „Mobilisation for the Environment“ vor Gericht in Den Haag eine einstweilige Verfügung gegen die Bauarbeiten und Bohrungen im Erdgasfeld N05a erwirkt, die über eine Plattform durchgeführt werden sollten. Der Konzern beantragte kurz darauf bei der niederländischen Seite, mit der gleichen Plattform nun Testbohrungen in dem benachbarten Gasfeld N04 durchführen zu dürfen. Die niederländische Behörde genehmigte dies am 8. Mai 2023. Das betroffene Gasfeld befindet sich zu jeweils einer Hälfte auf deutschem und niederländischem Gebiet. Der deutsche Teil liegt vollständig im Naturschutzgebiet Borkum Riffgrund.

Constantin Zerger, DUH-Leiter Energie und Klimaschutz: „Die Genehmigung für weitere Gasbohrungen in unmittelbarer Nähe des sensiblen Naturschutzgebiets Borkum Riffgrund ist äußerst alarmierend. Die Niederlande dürfen nicht einfach über deutsche Bedenken hinwegsehen und geltende Beteiligungsrechte außer Acht lassen. Wir appellieren an die Landesminister Christian Meyer und Olaf Lies, den geplanten Gasbohrungen vor Borkum ein für alle Mal ein Ende zu setzen. Es ist unverschämt, wie der Konzern kontinuierlich versucht, geltendes Umweltrecht außer Kraft zu setzen, um fossile Profite zu sichern. Dabei ist offensichtlich, dass dieses Geschäftsmodell keine Zukunft hat. Wir werden entschieden gegen dieses Verhalten vorgehen und alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um dem Gaswahn Einhalt zu gebieten.“

Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe

Greenpeace präsentiert wissenschaftliche Ergebnisse
… von Forschungstauchgängen rund um die geplante Gasbohrstelle vor Borkum

Der niederländische Energiekonzern One-Dyas plant, in unmittelbarer Nähe zum Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer nach Erdgas zu bohren und eine Förderinfrastruktur zu installieren. Das fossile Projekt würde die Klimakrise befeuern und schützenswerte Lebensräume am Meeresgrund gefährden.

Gemeinsam mit Forschungstauchenden der Firma Submaris dokumentierte Greenpeace im April insgesamt vier Gebiete mit Steinriffstrukturen rund um die vorgesehenen Bohrstelle und entlang der geplanten Kabeltrasse. An der Analyse war das Gutachterbüro BioConsult beteiligt. Die neuen Erkenntnisse möchten wir Ihnen gerne vorstellen und einordnen, was diese für das laufende Planfeststellungsverfahren zur Genehmigung der Gasbohrung auf deutscher Seite bedeuten.

Greenpeace deckte im Mai auf, dass ein bereits bestehendes Gutachten über ein schützenswerte Steinriff in der Nähe der Bohrstelle zwei Jahre geheim gehalten und nicht ins laufende Genehmigungsverfahren eingebracht wurde. Dabei ist es von erheblicher Relevanz für die Entscheidung über die geplante Gasbohrung. Ein von Greenpeace beauftragtes Rechtsgutachten kommt außerdem zu dem Schluss, dass eine Genehmigung der Gasbohrungen vor Borkum rechtswidrig wäre.

Die Ergebnisse werden demnächst vorgestellt

Foto: Robben auf der Sandbank vor Borkum © WUZ

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