hamburg.bio e. V. zu Umweltleitfaden und Bürgerschaftsbeschluss
hamburg.bio e. V. unterstützt die Schritte der Stadt Hamburg hin zu mehr ökologischen, saisonalen Lebensmitteln / Bio-Lebensmittel aus der Region sind langfristig die günstigere Wahl / Forderung: entschlossenes Vorgehen mit konkreten Zielen und Kompensationen sowie Kontrollen
Die Hamburger Behörde für Umwelt und Energie hat kürzlich einen neuen Umweltleitfaden veröffentlicht. Er enthält erstmals Vorschriften für den Bio-Anteil bei der Lebensmittelbeschaffung durch die Stadt. Parallel beschloss die Hamburger Bürgerschaft im Juni, dass der Anteil von Bio-Lebensmitteln in der öffentlichen Verpflegung gesteigert werden soll. Der Wirtschaftsverein hamburg.bio e. V. unterstützt die Stadt bei diesem Ziel, fordert aber ein entschlosseneres Vorgehen und sozialen Ausgleich.
Karl Wolfgang Wilhelm, Vorstand des hamburg.bio e. V., sagt: „Zehn Prozent Bio in der öffentlichen Beschaffung wie im Umweltleitfaden festgehalten, kann nur der Anfang sein. Wir brauchen eine dynamische Entwicklung mit konkreten Zielen – zum Beispiel 30 Prozent Bio bis 2022, 50 Prozent bis 2025 und 90 Prozent bis 2030.“
„Regionale Bio-Lebensmittel sind für die Stadt und die Gesellschaft langfristig günstiger, weil sie weit weniger unsichtbare Kosten produzieren als konventionelle Lebensmittel“, sagt Wilhelm. „Bio schützt Böden, Grundwasser und natürliche Vielfalt. Und regionale Bio-Erzeugnisse zeichnen sich durch kurze Transportwege und größere Frische aus, dadurch haben sie Vorteile im Hinblick auf CO2-Einsparungen und können sich positiv auf die Gesundheit auswirken.“
Sowohl in öffentlichen Ausschreibungen als auch durch vertraglich festgelegte Leistungsverzeichnisse kann mit etwas Kreativität vermehrt auf ökologische Produkte aus der Region gesetzt werden, so Wilhelm weiter.
Darüber hinaus sorge der ökologische Landbau mit der angeschlossenen Verarbeitung in Bäckereien, Molkereien, Fleischereien, Mühlen und Küchen für eine hohe Wertschöpfung in der Region. Wilhelm: „Bio schafft Arbeitsplätze! Das zeigt sich an vielen erfolgreichen Betrieben der Region – zum Beispiel an den Hamburger Staaatsgütern Wulksfelde, Wulfsdorf und Wohldorf. Sie sind inzwischen Leuchttürme der Bio-Lebensmittelwirtschaft in der Region.“
Wichtig ist aus Sicht von hamburg.bio, dass die Regelungen nicht nur für Behörden und ihre Kantinen gelten, sondern für alle städtischen Einrichtungen und Unternehmen. Karl Wolfgang Wilhelm: „Wirtschaftssenator Westhagemann hat in der Bürgerschaftsdebatte betont, dass die Stadt die Verpflichtung eingegangen sei, den Einsatz von Bio-Lebensmitteln in allen Einflussbereichen des Senats zu erhöhen. Wir nehmen ihn gern beim Wort.“
Karl Wolfgang Wilhelm: „Eins ist aber klar: Mehr regionales, saisonales Bio ist nicht zum Nulltarif zu haben.“ Dem hamburg.bio-Vorstand zufolge ließen sich die höheren Lebensmittelpreise aber zum Teil durch eine geschickte Gestaltung der Speisepläne kompensieren, etwa durch weniger Fleisch und tierische Lebensmittel. Erste Erfahrungsberichte würden laut Wilhelm zeigen: „Bei 100 Prozent bio kommt es insgesamt zu realen Mehrkosten von rund 15 Prozent. Das muss die Stadt aus Steuermitteln ausgleichen. Denn gutes Essen muss besonders in Kitas und Schulen auch für einkommensschwache Familien bezahlbar sein.“
Verein bietet Unterstützung an: „Nicht so zaghaft, Hamburg. Mehr Bio macht Schule!“
Neben mehr Bio brauche es ein wirkungsvolles, behördliches Kontrollverfahren, so Wilhelm. Er bietet der Stadt die Unterstützung der ökologischen Lebensmittelwirtschaft der Region an und ruft ihr zu: „Nicht so zaghaft, Hamburg. Mehr Bio macht Schule!“
Die Forderungen von hamburg.bio in Kürze
Die Bio-Anteile sollen dynamisch angehoben werden: beispielsweise bis 2022 auf mindestens 30 Prozent, bis 2025 auf mindestens 50 Prozent und bis 2030 auf mindestens 90 Prozent.
Perspektivisch soll eine Bio-Quote von 90% in allen öffentlichen Einrichtungen, städtischen Unternehmen und bei allen Verpflegungsdienstleistungen im Auftrag der Stadt und ihrer Einrichtungen verbindlich festgelegt werden.
Reale Mehrkosten müssen durch die Stadt ausgeglichen werden. Denkbar wäre zum Beispiel, die Preisdifferenz zu konventionellen Lebensmitteln durch eine öffentliche Förderung auszugleichen.
Möglichst viele Bio-Lebensmittel sollen aus der Region beschafft werden. Der Bürgerschaftsantrag greift ganz konkret die Förderung regionaler Bio-Lebensmittel in Verbindung zur städtischen Gemeinschaftsverpflegung auf. Dazu fordern wir unmittelbar einen Arbeitskreis einzurichten, der die Möglichkeiten regionaler Kriterien unter geltendem Recht auslotet.
Die Verwaltung muss natürlich kontrollieren, ob die Vorgaben umgesetzt und die Ziele erreicht werden.
Pressemitteilung hamburg.bio e. V.
hamburg.bio e. V. ist ein Verband der ökologischen Lebensmittelwirtschaft in der Metropolregion Hamburg. Der Verein unterstützt die Freie und Hansestadt Hamburg dabei, die Ziele des Bio-Städte-Netzwerks zu verwirklichen. Unter anderem soll der Anteil von Bio-Lebensmitteln in öffentlichen Einrichtungen wie Kitas, Schulen oder Behörden signifikant steigen. Die Stadt hat als Großverbraucherin eine starke Marktmacht, die sie für nachhaltigere Ernährung nutzen will. Dies ist auch ein starkes Signal an die Verbraucherinnen und Verbraucher, selbst häufiger zu regionalen Bio-Erzeugnissen zu greifen. Das gemeinsame Ziel: mehr Bio-Lebensmittel auf den Tellern der Hamburgerinnen und Hamburger.
Rund 25 Erzeuger, Verarbeiter, Händler, Caterer und Zertifizierer von Bio-Lebensmitteln sind Mitglied bei hamburg.bio e. V. Mit ihrer gemeinsamen Kompetenz berät hamburg.bio öffentliche Einrichtungen und Unternehmen, die Bio-Lebensmittel einsetzen wollen. Darüber hinaus vernetzt der Verein die Bio-Branche der Region untereinander und mit Verbraucherinnen und Verbrauchern. Etwa auf der hamburg.bio-Messe, die 2019 zum dritten Mal in der Hamburger Handelskammer stattfand.
Der hamburg.bio-Verein und seine Mitglieder setzen bei all ihren Aktivitäten auf Partnerschaften und Kooperationen. Gemeinsam arbeiten sie daran, dass ökologische Lebensmittelerzeugung zur Normalität wird und Menschen sich gesund und nachhaltig ernähren können.