Norddeutschland endlich ohne Atomkraftwerke

Mit der Abschaltung der Atomkraftwerke Brokdorf und Grohnde gehen zum Jahresende nach rund 50 Jahren Betriebszeit die letzten Atomreaktoren in Norddeutschland vom Netz. Der BUND begrüßt das überfällige Ende dieser veralteten und gefährlichen AKW und appelliert an die neue Bundesregierung, nun auch den vollständigen Atomausstieg zügig umzusetzen.

 

Atomausstieg und Klimaschutz seien kein Widerspruch. Im Gegenteil – nur mit einem konsequenten Ausstieg aus der Atomkraftnutzung seien Klimaschutz und eine dauerhafte Energiewende möglich.

Christiane Blömeke, Vorsitzende des BUND-Landesverbandes Hamburg: „Gerade für Hamburg ist das Aus des AKW Brokdorf ein wichtiger Etappensieg im deutschen Atomausstieg. Es ist ein großer Erfolg für alle, die 1976 am Bauplatz, 1981 vor Brokdorf sowie 1986 nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl in ganz Deutschland machtvoll demonstriert haben. Dabei ging es der Anti-AKW-Bewegung darum, die lebensbedrohliche und niemals vollständig beherrschbare Atomtechnik zu verhindern, und gleichzeitig für eine nachhaltige und gerechte Energieversorgung einzustehen. Die neue Bundesregierung muss jetzt eine Energiewende vorantreiben, die ausschließlich auf regenerative Energiequellen setzt, aber auch konsequent alle Energie-Einsparpotenziale nutzt.“

Neben der unmittelbaren Gefahr für Mensch und Umwelt, die von den noch verbleibenden AKW in Deutschland sowie der Urananreicherungsanlage in Gronau und der Brennelementefabrik in Lingen ausgeht, produzieren alle Anlagen auch weiterhin Atommüll. Da der Bau eines Atommüllendlagers in weiter Ferne liegt, muss die radioaktive Fracht deutlich länger als derzeit genehmigt an den Zwischenlagerstandorten verbleiben. Der BUND fordert die neue Bundesregierung deshalb auf, alle noch laufenden Atomanlagen in Deutschland sofort abzuschalten.

Auch im AKW Brokdorf wird der strahlende Müll noch über mehrere Jahrzehnte in den Hallen stehen. Diese Art der Zwischenlagerung ist bereits jetzt ein Sicherheitsrisiko. Es fehlt an Reparatur- und Inspektionsmöglichkeiten und der Schutz gegen Terroranschläge ist unzureichend. Ein transparenter und partizipativer Prozess zum Umgang mit den Zwischenlagern ist aus Sicht des BUND längst überfällig. Leider liefere die neue Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag keine Antwort auf diese drängende gesellschaftspolitische Herausforderung.

Sascha Haupt, Sprecher des AK Energie beim BUND Hamburg: „Der Atommüll muss für Millionen Jahre, eine unvorstellbar lange Zeit, aufbewahrt werden. Niemand kann von einer ‚sicheren‘ Endlagerung sprechen, Atomkraft kommt deshalb als generationengerechte oder umweltverträgliche Energieerzeugung nicht infrage. Sie ist zudem zu teuer und zu langsam, um als Lösung für die Klimakrise zu dienen. Atomkraft und Klimaschutz gehen nicht zusammen.“

Die Bundesregierung müsse sich auch auf internationaler Ebene dafür einsetzen, dass die Nutzung der Atomkraft nicht weiter gefördert, sondern so schnell wie möglich beendet wird. Die Abschaltung von Brokdorf lasse die Menschen an der Elbe aufatmen, doch radioaktive Verseuchung kenne keine Grenzen, wie die Reaktorunfälle in Fukushima und Tschernobyl gezeigt hätten.

„Noch heute, 35 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sind Pilze in Teilen Bayerns ungenießbar und Wildfleisch ist so hoch belastet, dass es entsorgt werden muss. Bei einem Kernschmelzunfall in den Niederlanden, Schweden oder Polen wären große Gebiete Norddeutschlands unbewohnbar“, so Christiane Blömeke und Sascha Haupt.

Pressemitteilung BUND Hamburg

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