Architects for Future und Deutsche Umwelthilfe fordern gemeinsam mit Verbänden und Wissenschaft die nachhaltige Bauwende für den Klimaschutz
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Architects For Future, gemeinsam mit zahlreichen weiteren Akteuren aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft, sind vom mangelnden Klimaschutz in der geplanten Wohnbauoffensive der Bundesregierung alarmiert. Der Gebäude- und Bausektor ist mit fast 40 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes der größte Verursacher von Treibhausgasemissionen in Deutschland. Über die Hälfte des Abfallaufkommens hierzulande fällt wegen Bau und Nutzung von Gebäuden an.
Der größte Teil dieses Abfalls wird bislang lediglich deponiert, verfüllt oder verbrannt. Die Verbände und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler appellieren deshalb in einem offenen Brief an die neue Bundesbauministerin Klara Geywitz, nicht nur kurzfristig verfügbaren und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sondern den Bau der angekündigten jährlich 400.000 neuen Wohnungen von Beginn an klimagerecht, ressourcenschonend und kreislaufgerecht umzusetzen. Dabei müssen Sanierungen und Umbau vom Gebäudebestand im Fokus stehen, um eine pauschale Abriss- und Neubau-Politik zu verhindern.
Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH: „Die neue Bundesregierung hat mit der Schaffung des eigenständigen Bauministeriums gezeigt, dass sie weiß, wie essentiell der Gebäudesektor für den Klimaschutz ist. Leider reicht die Schaffung eines Ministeriums alleine nicht aus. Bauministerin Geywitz muss dafür sorgen, dass ab sofort nur noch klimazielkompatibel saniert und neu gebaut wird. Das Gebäude-Energie-Gesetz muss so schnell wie möglich und mindestens in diesem Jahr überarbeitet werden. Dabei muss neben dem Energieverbrauch während der Nutzung auch der Lebenszyklus von Gebäuden in den Blick genommen werden. Wir brauchen rückbaubare Gebäude aus nachhaltigen Materialien, Wiederverwendung von Bauteilen, recyclingfähige Baustoffe und den Einsatz von Rezyklaten. Nachhaltiges Bauen muss durch Förderung angeregt werden.“
Elisabeth Broermann, Öffentlichkeitsarbeit und Politik Architects for Future Deutschland: „Eine sozial gut gemeinte Wohnungsbauoffensive darf nicht zum Zeichen eines „Weiter so“ werden und Klimaschutzklagen herausfordern! Zeitgemäße Sozialpolitik kann nur gemeinsam mit einer zukunftsfähigen Klimapolitik generationengerecht umgesetzt werden. Was wir jetzt bauen, muss in den nächsten 50 Jahren die notwendigen Umwelt- und Klimaschutzanforderungen erfüllen. Nachhaltiges Bauen muss das neue Normal werden. Die Lösung der drängendsten Fragen des Bausektors, gleich ob Wohnungsbau oder anderer Vorhaben, ist vor allem im Bestand zu finden. Umbau muss dabei den Vorrang vor Neubau erhalten und die tatsächlichen Bedarfsmengen unter sozialen sowie klimatechnischen Aspekten neu bewertet werden.”
Das Bündnis unterstreicht, dass insbesondere die öffentliche Hand eine Vorreiterrolle im umweltgerechten Sanieren und Bauen einnehmen muss. Dabei ist auch die neu im Koalitionsvertrag angekündigte Funktion der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als bundesweite Stelle für die öffentliche Beschaffung im Baubereich gefragt. Sie muss Länder und Kommunen bei der Erarbeitung von Vergabekriterien und bei der klimazielkonformen Bewertung von Bauvorhaben und Materialien unterstützen.
Dazu Stimmen aus Lehre und Forschung:
Univ.-Prof. Annette Hillebrandt, Baukonstruktion|Entwurf|Materialkunde, Kreislaufpotenziale im Hochbau, Bergische Universität Wuppertal: „Strategien und Know-how für ein Bauen in den Grenzen der Weltkapazität sind vorhanden und sogar schon gesetzlich verankert. Frau Ministerin, bitte setzen Sie es um! Wir stehen mit unserem unabhängigen Wissen zur Verfügung die Bauwende schön, klimagerecht, ressourcenschonend und kreislauffähig zu gestalten.“
Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss, Bauphysik und technische Gebäudeausrüstung, Bergische Universität Wuppertal: „Erst ein ambitioniertes Programm zur Weiterentwicklung und Transformation des Gebäudebestandes bringt die wirkliche Wende hin zu weniger Klimagasemissionen und weniger Ressourcenverbrauch. Wir müssen nicht mehr, sondern weniger neu bauen!“
Prof. Dr.-Ing. Annette Hafner, Ressourceneffizientes Bauen, Ruhr-Universität Bochum: „Jeder Neubau muss sich heute an den Klimaschutzvorgaben für das Jahr 2045 messen lassen und jetzt seinen Beitrag zu Klimaschutz und Ressourceneffizienz dafür leisten.“
Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe