Ostsee: Dorsch und Hering überfischt

Greenpeace zu den EU-Fangquoten in der Ostsee
Der EU-Rat “Landwirtschaft und Fischerei” hat sich heute auf die Fangquoten für die Ostsee für das Jahr 2026 geeinigt. Die Fischereiminister:innen haben festgelegt, dass die Ausnahmeregelung für den Fang von Hering in der westlichen Ostsee weiterhin bestehen bleiben soll. Außerdem ist weiterhin der Beifang von Dorsch und Hering erlaubt.

Für Greenpeace-Meeresexpertin Daniela von Schaper ist dies ein großer Fehler:

“Die EU-Agrarminister:innen ignorieren den Ernst der Lage. Jahrzehnte wurde die Ostsee massiv überfischt. Die Bestände von Dorsch und Hering sind kollabiert. Vollständige Fangverbote sind dringend notwendig, denn Fisch in den Meeren wird nicht wie im Supermarkt abends wieder aufgefüllt.

Bundesagrarminister Alois Rainer darf der Fischerei nicht länger etwas vorgaukeln, sondern muss neue Perspektiven schaffen und sich umgehend für wirksame Schutzmaßnahmen einsetzen. Dazu gehören der Ausschluss der Fischerei aus Meeresschutzgebieten und Maßnahmen zur Wiederherstellung zerstörter Lebensräume.”

Pressemitteilung Greenpeace


Deutsche Umwelthilfe zu neuen Ostsee-Fangquoten:
„Fischen um jeden Preis verschärft Überfischung und gefährdet das Ökosystem“

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert die Ergebnisse des EU-Fischereirats zur Festlegung der Fangquoten für die Ostsee 2026 scharf: Nach wie vor folgen der EU-Rat und die Mitgliedstaaten dem Prinzip ‚Fischen um jeden Preis‘, anstatt auf Erholung zu setzen. Besonders riskant ist, dass die Fangquoten für Sprotte und Hering in der zentralen Ostsee deutlich erhöht wurden.

Dazu sagt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH:

„Offenbar ist bei den Fischereiministerinnen und -ministern der EU weiterhin kein ausreichendes Verständnis für die dramatische Lage der Ostsee vorhanden. Die beschlossenen Fangquoten setzen den Trend ‚Fischen um jeden Preis‘ der Vergangenheit fort, obwohl dieser bereits zu einem rapiden Rückgang mehrerer Populationen geführt hat. Die Gemeinsame Fischereipolitik verlangt, dass Fangmengen anhand des Vorsorgeprinzips sowie eines ökosystembasierten Managements festgelegt werden. Die heutigen Entscheidungen weichen jedoch deutlich von diesen grundlegenden Prinzipien ab. Sprotte und Hering sind Schlüsselarten im Ostsee-Ökosystem: Sie ernähren sich von Plankton und werden gleichzeitig von größeren Räubern wie Seevögeln, Meeressäugern oder Dorschen gefressen. Geraten die Populationen dieser sogenannten ‚Futterfische‘ aus dem Gleichgewicht, gefährdet das das gesamte Nahrungsnetz der Ostsee. Die Fischerei in der Ostsee braucht eine tiefgreifende Reform – sonst hat sie keine Zukunft.“

Lioba Schwarzer, Teamleiterin Meeresschutz bei der DUH, ergänzt:

„Auch bei der Scholle bleibt der EU-Rat bei zu hohen Fangquoten, wie schon im letzten Jahr. Das ist in mehrfacher Hinsicht kurzsichtig: Der Gesundheitszustand der Ostsee-Schollen ist schlecht, was ihre Vermarktbarkeit beeinträchtigt. Zudem fällt der seit Jahren kollabierte Dorsch oft als Beifang in der Schollenfischerei an – auch dieses Jahr gibt es wieder eine deutlich zu hohe Beifangquote. Zudem ist problematisch, dass die Schollenfischerei überwiegend mit Grundschleppnetzfischerei betrieben wird, einer Methode, die das fragile Ostsee-Ökosystem erheblich belastet.“

Pressemitteilung DUH

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