Hamburger Unverpackt-Laden „Ohne Gedöns“ spart in 10 Monaten über 13.000 Verpackungen. Wattestäbchen, Trinkhalme, Plastikbesteck – diese Einwegprodukte waren in den letzten Tagen in aller Munde, als deutschlandweit über die EU-Richtlinie zur Vermeidung von Kunststoffabfällen diskutiert wurde.
Für Peymaneh Nottbohm und Maren Schöning, Inhaberinnen des unverpackt-Ladens „Ohne Gedöns“ in Hamburg, endlich ein Schritt in die richtige Richtung, der schon längst überfällig ist.
Das Müllproblem geht alle an
Die beiden Frauen freuen sich darüber, dass derzeit in den Medien so viel über die Plastikflut berichtet wird und die Politik das Thema aufgreift. „Da wir uns tagtäglich mit dieser Problematik auseinandersetzen, nehmen wir die Berichterstattung darüber anders wahr und haben das Gefühl, dass nur an der Oberfläche gekratzt wird und keine Konsequenzen folgen“, sagt Peymaneh Nottbohm. Dies bestätigt sich beim nächsten Besuch eines Supermarktes oder beim Blick auf überquellende Mülleimer durch Coffee-to-go-Becher. Dann wird deutlich, dass in der Bevölkerung noch längst nicht angekommen ist, welche Konsequenzen uns erwarten, wenn sich nicht massiv etwas ändert. „Jeder ist jetzt gefragt, etwas zu tun, um den Verbrauch von Plastik zu reduzieren. Das kann in kleinen Schritten und nach und nach passieren, aber niemand kann mehr die Augen davor verschließen, dass es höchste Zeit ist zu handeln“, ergänzt Maren Schöning. „Von den 26 Millionen Tonnen Plastikmüll, die allein in der EU pro Jahr entstehen, werden weniger als 30% recycelt, China hat die Abfallimporte gestoppt und inzwischen findet man im tiefsten Meer und auf unbewohnten Inseln weit oben im Norden Plastikmüll und kleinste Plastikteilchen. Geht mich nichts an – gibt es nicht mehr.“
Einfache Tipps zum Plastikvermeiden
Um plastikfrei einzukaufen, muss man derzeit noch einige Hürden nehmen. Erst wenige
Supermärkte bieten unverpackte Produkte an und noch lange nicht in jeder Stadt gibt es
einen unverpackt-Laden wie „Ohne Gedöns“, in dem es z.B. auch plastikfreie Wattestäbchen gibt und andere alternative Produkte. Aber auch ohne eine Einkaufsmöglichkeit um die Ecke kann jeder unkompliziert und schnell seinen Plastikverbrauch reduzieren, z.B.: keine Strohhalme mehr benutzen, Seife statt Duschgel verwenden, Brotdose statt Alufolie, Edelstahlflasche statt Plastik, beim Einkaufen zu Glas statt zu Konservendosen greifen …
Fortgeschrittene reichen eigene Behälter für die Wurst- und Käsetheke und haben immer
ihren Coffee-to-go-Becher dabei. „Es gibt so viele Möglichkeiten, mit wenig Aufwand und
minimalen Mitteln seinen eigenen Plastikkonsum massiv einzuschränken. Aber man muss aus seiner Komfortzone kommen“, sagt Maren Schöning.
Raus aus der Komfortzone
In Gesprächen mit Personen, die sich mit der Thematik noch nicht auseinandergesetzt haben, hören die beiden immer wieder: Unverpackt einkaufen geht nicht spontan – dann müsste ich mich ja echt umstellen – das ist ne ganz schöne Schlepperei – klingt kompliziert – das ist nicht so bequem … die Liste ist beliebig erweiterbar.
„Natürlich ist es zunächst eine Umstellung, wenn man plastikfrei einkaufen möchte. Aber das ist der Wechsel von einem Job zum anderen auch. Man muss diesen Wechsel natürlich wirklich wollen, dann ist es gar kein Problem. Und – sollte uns unsere Umwelt diese Umstellung nicht wert sein?“ fragt Peymaneh Nottbohm.
Viele ihrer Kunden kommen auch deshalb, weil das Einkaufen im unverpackt-Laden entschleunigt. Es gibt keine unzähligen Alternativen zu jedem Produkt, die Atmosphäre ist herzlich und man kann sich ausführlich beraten lassen; so lassen sich Besorgungen ganz entspannt machen. Und wer immer ein paar leere Beutel im Auto oder in der Satteltasche hat, kann auch spontan einkaufen und schleppt nicht mehr als der Kunde eines Supermarktes.
Über 13.000 Verpackungen in 10 Monaten In dem Bioladen der Existenzgründerinnen gibt es für viele Produkte Alternativen, die komplett ohne Plastik auskommen. „Wir verkaufen nicht nur Lebensmittel ohne Verpackung, sondern wir haben auch Drogerie- und Haushaltsmittel, die plastikfrei sind, wie zum Beispiel Haarseifen, Zahnpflegeprodukte oder Muffinförmchen. Und nicht wenige Produkte stammen von deutschen Start-ups.“ erklärt Peymaneh Nottbohm. So findet man viele Produkte des täglichen Bedarfs, die innovativ sind, nachhaltig hergestellt und plastikfrei. „Uns ist es wichtig, den Kunden zu zeigen, dass Nachhaltigkeit nicht nur auf Lebensmittel beschränkt ist, sondern alle Bereiche einschließt. Seit der Eröffnung vor 10 Monaten konnten die Kunden bereits über 13.000 Verpackungen einsparen. Bis zu den Sommerferien kann man sich dem noch in Lemsahl anschließen, danach zieht der Laden zwei Stadtteile weiter nach Volksdorf.
Mehr Infos: www.ohnegedoenshamburg.de
Pressemitteilung „Ohne Gedöns“