So wichtig wie vor 100 Jahren die Eröffnung von Stadtpark und Altonaer Volkspark für Hamburg war, so wichtig sind heute neue Ideen, Initiativen und Projekte zur Begrünung von Städten – hier in der Stadt und weltweit. Da kaum noch innerstädtische Landschaftsflächen zur Verfügung stehen, bieten in erster Linie die Rückgewinnung und Neuerschließung von Grünflächen grundlegend neue Möglichkeiten. Veränderte urbane Strukturen, Lebenspraxen und Wertvorstellungen haben zu bahnbrechenden Ideen und Technologien für die Entwicklung grüner Städte geführt.
Die neuen Perspektiven reichen von ausgeklügelten Begrünungssystemen auf Dächern und Fassaden über künstliche Inseln und aufgeständerte Parks bis zu Gemeinschaftsgärten auf vormaligen Stadtbrachen. Die in Zusammenarbeit mit der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) entstandene Ausstellung „Stadtgrün 3.0 – Ideen, Projekte und Visionen für die Begrünung von Metropolen“ präsentiert in Bildern und Texten 26 Entwürfe und Projekte, davon sieben aus Hamburg und zehn aus internationalen Metropolen.
Umweltsenatorin Jutta Blankau: „Beim Stadtgrün hat Hamburg immer wieder wegweisende Ideen: Mit dem Gründachprogramm starten wir in die Höhe, in der HafenCity wird mit dem Baakenpark eine neue grüne Halbinsel in der Elbe geschaffen, und der Energieberg Georgswerder steht für die Umwandlung einer Deponie in eine Grünfläche mit Vorführanlagen für die Energiewende. Wir wünschen uns eine lebhafte Diskussion über Hamburgs Stadtgrün der Zukunft.“
„Die Vielfalt und der Ideenreichtum der neuartigen Projekte, die die Ausstellung in leuchtenden Pflanzkästen zeigt, wird alle begeistern, die Stadt und Natur noch immer für einen unauflösbaren Widerspruch halten“, verspricht Lisa Kosok, Direktorin des Hamburg Museums.
Die dargestellten Projekte reichen von umgenutzten Deponien (Energieberg Georgswerder und Green Loop, New York) über frei gewordene Flugplätze (Tempelhofer Feld, Berlin und Bonames, Frankfurt/M.) bis zu Brachflächen am Wasser, die jetzt Ufer- und Küstenschutz dienen (Big U, New York und Stadswaterpark, Rotterdam).
Als Begrüßung des nahenden Frühlings werden vor dem Hamburg Museum mehrere Pflanzkästen aufgestellt. Dort können Museumsbesucher und Schulklassen bis zum Frühsommer erleben, was aus sehr unterschiedlichen Saatkugeln, den sogenannten „seedbombs“, auf den verschiedenen Böden der Stadt wächst.
Ausstellung im Hamburg Museum (in Zusammenarbeit mit der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt): „STADTGRÜN 3.0“ – Ideen, Projekte und Visionen für die Begrünung von Metropolen. Vom 23. Januar bis 19. April 2015. Führungen: jeden Sonntag um 14 Uhr. Nähere Informationen zum Begleitprogramm unter: www.hamburgmuseum.de.
Damit läuft das Jubiläum „100 Jahre Stadtgrün“ vom letzten Jahr mit insgesamt über 250 Veranstaltungen aus. Gefeiert wurden 100 Jahre Stadtpark, Altonaer Volkspark und Hamburger Grünverwaltung. Die Ausstellung „Park Pioniere“ über den Stadtpark im Hamburg Museum vom Juni 2014 dauert ebenfalls noch bis zum 19. April und ermöglicht zusammen mit „Stadtgrün 3.0“ den Blick auf Parks und Grünanalgen von 1914 bis weit in die Zukunft.
Pressemitteilung Hamburg Museum / Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt
STADTGRÜN 3.0 muss StadtNatur berücksichtigen!
NABU fordert Einbeziehung naturschutzfachlicher Belange und den Erhalt der städtischen Artenvielfalt auch in öffentlichen Grünflächen
Die Auseinandersetzung mit neuen Herangehensweisen an die Gestaltung des städtischen Grüns wie in Form der Ausstellung STADTGRÜN 3.0 begrüßt der NABU Hamburg grundsätzlich. Aus Sicht des NABU birgt ein „neuartiger Umgang mit städtischem Raum“ großes Potential für die StadtNatur und die darin lebenden Tiere und Pflanzen. Deshalb fordert der Naturschutzverband Senat und Bezirke auf, bei der Grüngestaltung neben Erholung, Freizeitgestaltung und gestalterischen und ästhetischen Ansprüchen vor allem aber auch den Naturschutz zu berücksichtigen.
„StadtNatur bietet Lebensraum für Tiere und Pflanzen und erfüllt wichtige Ökosystemfunktionen, übrigens auch für den Menschen“, erläutert Dr. Katharina Schmidt, Referentin für StadtNatur beim NABU Hamburg. Sie fordert: „Zur Erhaltung der städtischen Artenvielfalt muss daher bei neuen Grünkonzepten und auch bei der Flächenauswahl darauf geachtet werden, Lebensräume für die Flora und Fauna zu bewahren und zu schaffen. Es darf nicht allein der gestalterische Anspruch eine Rolle spielen, sondern der Schutz der StadtNatur muss mitberücksichtigt werden!“ Die NABU-Expertin empfiehlt, dass nicht alles „durchdesignt“ und übermäßig gepflegt wird, sondern immer auch Raum zur wilderen Entwicklung gelassen wird. Schmidt: „Diese städtische Wildnis bietet für manche Arten die letzte Rückzugsmöglichkeit in der Stadt.“ Daher sind auch Stadtbrachen wichtige temporäre Lebensräume. Für die Artenvielfalt ist zudem ein hoher Strukturreichtum hilfreich, denn die einheitliche modische Gestaltung mi
t ähnlichen Arten hat nur wenig ökologischen Wert. Dazu sollten heimische Pflanzenarten verwendet werden, denn diese erfüllen wertvolle ökologische Funktionen wie die Bereitstellung von Lebensräumen für Tiere, klimatische Ausgleichsfunktionen und Luftfilterung usw. Darüber hinaus sind sie auch viel besser an die hiesigen Klimabedingungen angepasst als Zierpflanzen; sie sind somit robuster und weniger pflegebedürftig.
Die städtische Artenvielfalt ist durch viele Faktoren bedroht, wie z.B. Flächenverbrauch und Versiegelung, energetische Gebäudesanierung, zu viel und falsche „Pflege“, die Beseitigung von Grün sowie der Nutzungsdruck durch die Bevölkerung gefährden die StadtNatur. Eine artenreiche Flora und Fauna hält die Funktionalität von Ökosystemen aufrecht und bietet “Dienstleistungen“ für den Menschen: z.B. Sauerstoffproduktion, Nahrungsmittel, Medizin, Klima. Gerade in Städten sind Ökosystemfunktionen wie Abmilderung des Stadtklimas, Filterung von Luftschadstoffen, Lärmdämmung und Beschattung für Menschen lebenswichtig, außerdem bietet die StadtNatur die Möglichkeit, Artenvielfalt vor der Haustür zu erleben und fördert somit auch die Entwicklung eines Umweltbewusstseins. Artenvielfalt sorgt zudem für ein gesteigertes Wohlbefinden der Bevölkerung und bietet nicht zuletzt Erholungsraum. „Umso dringender müssen unserer Ansicht nach die Behörden sich viel stärker um eine naturnahe Gestaltung der öffentlichen Grünanlagen bemühen“, verlangt die NABU-Biologin. „Konzepte und Ideen liegen ihnen hierfür bereits vor. Sie müssen nur noch umgesetzt werden.“
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Der Schutz von Pflanzen und Tieren darf nicht an den Grenzen von Schutzgebieten enden. Unter dem Motto „Aktiv für Hamburgs StadtNatur“ macht sich der NABU Hamburg stark für die vielfältigen Lebensräume der Stadt. Der Eisvogel jagt an renaturierten Bächen, Fledermäuse bewohnen alte Bunker, Spechte finden Nahrung in abgestorbenen Bäumen, Spatzen und Mauersegler bauen Nester an Wohn- und Industriegebäude. Verkehrsinseln werden zu Schmetterlingswiesen, Gartenteiche zu Amphibienbiotopen. Ein grünes Netz entsteht. Werden Sie aktiv für Hamburgs StadtNatur. Gartenbesitzer, Kleingärtner, Hausbesitzer, Unternehmen und Bezirke – alle können mitmachen. Weitere Infos finden Sie unter www.NABU-Hamburg.de/stadtnatur und www.facebook.com/nabu.hamburg.
Foto: NABU (c)
Pressemitteilung NABU HH