„Noch 3.000 Unterschriften brauchen wir bis Nikolaus“, grinst Joachim Lau. Der Langenhorner ist einer der drei Gründer der Volksinitiative „Rettet Hamburgs Grün!“ Er ist zuversichtlich: 10.000 Stimmen sind schon zusammengekommen. „Das reicht noch nicht ganz, denn etwa ein Fünftel ist meist ungültig.“
Also ziehen die Mitglieder der Initiativen dieser Tage wieder los: Sie sammeln Unterschriften auf Märkten und in Läden. Ihr Ziel: Hamburgs Äcker, Parks und Grüngebiete, die über ein Hektar groß sind, sollen dauerhaft erhalten bleiben. Denn allein durch die geplanten Bauvorhaben Diekmoor, Oberbillwerder, Öjendorf, Wilhelmsburg und Fischbeker Reethen sollen in den kommenden Jahren 450 Hektar Grünfläche vernichtet werden.
„Wir brauchen die Grünflächen: Fürs Klima, für die Frischluft, für die Artenvielfalt, für die Nahrung von morgen“, sagt Lau. „Und für die Naherholung: In der Corona-Zeit haben wir gesehen, wie sehr sich die wachsende Stadtbevölkerung in den Grüngebieten heute schon auf die Füße tritt.“
Brauchen wir aber denn nicht günstigen Wohnraum? Ja, sagt Joachim Lau. Aber dieser muss auf bereits versiegelten Flächen realisiert werden. Denn Ökosysteme, die einmal versiegelt wurden, sind unwiederbringlich verloren. Man sollte auf nachhaltiges Bauen setzen. Architekten sind sich inzwischen einig: Es ist ökologischer, Altbauten zu sanieren, als neu auf eine grüne Wiese zu bauen. Kurzfristig ist dies teurer.
Doch die Investition wird sich lohnen. Schließlich empfehlen Wissenschaftler im „Hamburger Klimabericht“ von 2018, man solle gegen die vorausgesagten zunehmenden Starkregenereignisse vorsorgen und mehr Flächen der Stadt entsiegeln.
Ein breites Bündnis aus 16 Initiativen fordert deshalb: „Rettet Hamburgs Grün“. Bis 06. Dezember wird noch gesammelt, danach ist die Hamburgische Bürgerschaft aufgefordert, zu reagieren.
Gabriele Wittmann
Ziel der Volksinitiative: Die stark ansteigende Versiegelung von Flächen führt in Hamburg zur weiteren Erwärmung der Stadt, zum Verlust von Naherholungsflächen, zu Überschwemmungen, zu einem Rückgang der Artenvielfalt. Mit der Volksinitiative sollen zukünftig alle großflächigen Grün- und Landwirtschaftsflächen ab einem Hektar vor der Bebauung und Versiegelung durch den Hamburger Senat geschützt werden. Im ersten Schritt geht es darum, innerhalb eines halben Jahres 10.000 Unterschriften von wahlberechtigten Hamburger:innen zu sammeln. Diese sind Voraussetzung für den Start eines Volksbegehrens.
Mehr Infos: www.rettet-hamburgs-gruen.de
Foto: Wurde durch engagierte Bürger aus den Walddörfern vor der Bebauung gerettet: Die Ohlstedter Feldmark an der Hoisbüttler Straße © Wohldorfer Wald – Initiative für Naturerhalt