Anlässlich der heutigen (16.5.) Demonstration zum Gedenken an die tödlich verunglückte Radfahrerin auf der Osterstraße fordert der Fraktionschef der Grünen, Anjes Tjarks, die Bundesregierung auf, Abbiegeassistenzsysteme für LKWs gesetzlich vorzuschreiben. Zudem sollen zusätzliche Maßnahmen zur Verkehrssicherheit in Hamburg auf den Weg gebracht werden.
Die „Vision Zero“, also das Ziel, die Zahl der Verkehrstoten auf Null zu reduzieren, sei Kernanliegen Grüner Verkehrspolitik.
Dazu Anjes Tjarks, Vorsitzender der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Der Tod der 33-jährigen Radfahrerin, die auf der Osterstraße von einem abbiegenden LKW überrollt wurde, bestürzt mich immer noch zutiefst. Ich kann die dadurch ausgelöste Fassungslosigkeit, die Demonstrationen gut verstehen. Wir setzen uns in Hamburg schon seit Längerem für verpflichtende LKW-Abbiegeassistenzsysteme ein. Sie müssen allerdings vom Bund auf den Weg gebracht werden, weil die LKWs auch deutschland- und europaweit unterwegs sind. Deshalb meine Forderung an Berlin: Handelt, damit die Verkehrssicherheit sich erhöht! Doch Abbiegeassistenzsysteme können nicht die einzige Maßnahme sein, um die Radverkehrssicherheit in Hamburg weiter zu verbessern. Es ist wichtig, dass Radfahrende im Verkehr besser sichtbar sind. Wir wollen, dass sie künftig vermehrt an Kreuzungen und Haltelinien vor dem motorisierten Verkehr stehen. Mit diesen sogenannten Aufstellflächen werden Radfahrende für jeden gut sichtbar. Damit wird das Risiko solcher Unfälle weiter minimiert. Wir Grüne wollen alles dafür tun, dass dies schnellstmöglich in Hamburg umgesetzt wird.“
Pressemitteilung GRÜNE Bürgerschaftsfraktion
Foto: Plakat der GRÜNEN im letzten Bürgerschaftswahlkampf
Ride of Silence am Mittwoch
Am Mittwoch, 16. Mai, findet um 19 Uhr eine stille Tour zum Gedenken an verunglückte Radfahrer*innen statt. Die Demo startet an der S-Bahn Sternschanze (Ausgang Schanzenstraße) und wird von der Gruppe Hamburger Alltagsradler*innen und dem ADFC gemeinsam organisiert.
Anlass für den Ride of Silence ist sowohl der jährliche Aktionstag am dritten Mittwoch im Mai, aber auch der Unfall in der Osterstraße in der vergangenen Woche, bei dem die 33-jährige Mutter und Radfahrerin Sakia S. getötet wurde. Noch immer sind Hamburgs Radfahrende zutiefst bewegt und möchten ihrer Trauer, aber auch ihrer Wut darüber Ausdruck verleihen, dass schon wieder ein Mensch sein Leben auf Hamburgs Straßen verlor.
Auch in Aachen, Berlin, Bonn, Köln, Leipzig, München, Oldenburg und Wiesbaden erinnern ADFC-Gruppen und Aktivisten mit stillen Gedenkfahrten an die Radverkehrstoten in ihren Städten. 383 Radfahrer*innen sind 2017 ums Leben gekommen, darunter 15 Kinder. Die häufigste Ursache sind abbiegende Lkw und Pkw. Anders als die Gesamtzahl der Verkehrstoten in Deutschland, nimmt die Zahl der getöteten Radfahrer*innen seit Jahren nicht substanziell ab.
Der ADFC fordert die Kommunen in Deutschland auf, dem Fahrrad mehr Platz einzuräumen, und insbesondere Kreuzungen unverzüglich so umzubauen, dass Radfahrende und zu Fuß gehende so sicher wie möglich unterwegs sein können. Oberstes Ziel muss sein, dass im Straßenverkehr keine Menschen mehr getötet werden (»Vision Zero«). Dazu müssen die Hauptursachen für schwere Unfälle endlich in den Fokus rücken. Und die Infrastruktur muss sich vor allem an der Sicherheit der »schwächeren« Verkehrsteilnehmer*innen und nicht primär an der »Leistungsfähigkeit« von Straßen für den Autoverkehr ausrichten.
Als Sofortmaßnahme fordert der Fahrradclub in Hamburg eine Entschärfung der gefährlichen Situationen an Kreuzungen wie der Osterstraße/Eppendorfer Weg, und zwar durch eine Veränderung der Kurvenradien und der Haltelinien. Allein diese beiden einfachen Maßnahmen, die nur etwas Mut und Farbe erfordern, hätten Saskia S. nach Lage der Dinge das Leben retten können!
In Hamburg gibt es immer noch eine viel zu große Anzahl von Kreuzungen, die aus der Zeit der „autogerechten Stadt“ stammen und deren Kurvenradien eine zu hohe Geschwindigkeit beim Abbiegen erlauben. Eine generelle Vorziehung der Haltelinie für den Radverkehr vor die Haltelinie für den motorisierten Verkehr rückt die schwächeren Verkehrsteilnehmer*innen ins Blickfeld. Beides zusammen ist schnell und kostengünstig umsetzbar und kann schwere Unfälle wie den an der Kreuzung Osterstraße/Eppendorfer Weg verhindern.
Pressemitteilung Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club, Landesverband Hamburg e. V.