Rückgang des Stintbestands in der Elbe

Gutachten der Stiftung Lebensraum Elbe legt Zusammenhang mit Unterhaltungsarbeiten, Verlust von Flachwasserbereichen im Mühlenberger Loch und Kühlwasserentnahmen nahe

 

Der Stint (Osmerus eperlanus) ist eine Schlüsselart im ökologischen Gefüge der Tideelbe. Nachdem eine Auswertung von behördlichen Monitoringprogrammen einen rückläufigen Trend zeigte, legt die Stiftung Lebensraum Elbe nunmehr eine erste Ursachenanalyse vor. Diese macht ein kumulatives Zusammenwirken verschiedener Faktoren plausibel.

Als potenzielle Einflussfaktoren wurden auf der Grundlage vorliegender Daten die Veränderungen der Parameter Temperatur, Sauerstoff, Salzgehalt, Oberwasser, Kühlwasserentnahme, Unterhaltungsarbeiten (Hopperbagger, Wasserinjektion), Verkleinerung von Flachwasserzonen im Mühlenberger Loch, Ernährungsgrundlage und Präsenz von Prädatoren für den Zeitraum 2000 – 2018 zum Teil auch statistisch analysiert.

Aus den durchgeführten Analysen lässt sich schlussfolgern:

• Insgesamt unterliegt der Stintbestand multiplen Stressoren, deren Beeinträchtigungsintensität im Betrachtungszeitraum z.T. deutlich zugenommen hat.

• Obwohl statistische Korrelationen nicht notwendigerweise einen kausalen Zusammenhang bedeuten, ist es insgesamt plausibel, dass v.a. die potenziellen Einflussfaktoren „Verlust von Flachwasserbereichen im Mühlenberger Loch“, „Kühlwasserentnahmen“ und „Unterhaltungsarbeiten“ sowie möglicherweise der Faktor „erhöhte Trübung“ einen Einfluss auf die in den letzten Jahren abnehmenden Abundanzen des Stints gehabt haben.

• Die potenziellen Einflussfaktoren „Unterhaltungsarbeiten“ und „erhöhte Trübung“ korrelieren deutlich mit einem geringen Oberwasserzufluss.

• Es ist nicht auszuschließen, dass schon länger vorhandene Belastungssituationen wie ein „ausgeprägter Sauerstoffmangel“ (z.B. <3 mg/l) oder die Schadstoffbelastung kumulativ nunmehr verstärkt wirksam werden.

• Die quantitative Bedeutung dieser Faktoren für den Rückgang des Stints in der inneren Unterelbe ist auf der Grundlage der vorliegenden Daten nicht zu bestimmen. Es ist von einem kumulativen Zusammenwirken dieser und möglicherweise weiterer Faktoren auszugehen.

• Insgesamt sind für ein besseres Verständnis der Bestandsdynamik und für daraus abzuleitende Maßnahmen zum Schutz des Stintbestandes in der Elbe noch Wissenslücken zu füllen.

„Die Aussagen der Gutachter sind ernst zu nehmen“, sagt Dr. Elisabeth Klocke, Vorstand der Stiftung Lebensraum Elbe. „Angesichts des Einflusses der Unterhaltungsarbeiten auf den Stintbestand fordere ich alle Beteiligten auf, sich endlich auf ein an die Situation angepasstes Sedimentmanagement für die gesamte Tideelbe zu verständigen. Die Kreislaufbaggerungen beispielsweise müssen aufhören. Das gesamte Ökosystem wird davon profitieren.“

Weitere Informationen zum Gutachten unter: https://www.stiftung-lebensraum-elbe.de/massnahmen/stint.html

Das Gutachten der Stiftung Lebensraum Elbe steht hier zum Download bereit: https://www.stiftung-lebensraum-elbe.de/fbfiles/Gutachten/Stiftung-Lebensraum-Elbe-Stint-Einflussfaktoren-final.pdf

Über die Stiftung:

Die Stiftung Lebensraum Elbe wurde am 11. Mai 2010 durch Beschluss der Hamburgischen Bürgerschaft gegründet. Die Arbeit der Stiftung ist legislatur- und parteiübergreifend.

Pressemitteilung Stiftung Lebensraum Elbe

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