Schadstoffausstoß des Luftverkehrs steigt ohne Maßregelung

Hamburg hat seit Jahren ein massives Problem mit den Luftschadstoffen. Hieran sterben Menschen. Und der Flugverkehr trägt dazu (stetig zunehmend) bei. Statt maßregelnd auf den luftverkehrsbedingten Schadstoffausstoß einzuwirken, wie es der Luftreinhalteplan vorschreibt, werden die Zahlen schön gerechnet. Da wird der Prognosezeitraum mal eben halbiert und die Belastungswerte am Rechner zielführend simuliert.

 

Für das Jahr 2014, als Basisjahr, wird auf Grundlage von rund 140.000 Flugbewegungen, dem Luftverkehr ein Ausstoß von 442 t NOx (Stickoxid) zugeordnet. Im vorliegenden Luftreinhalteplan wird für das Jahr 2020 nun, basierend auf 165.000 Flugbewegungen, ein Ausstoß von 525 t NOx prognostiziert. Dies entspricht einem Zuwachs an krankmachendem NOx von knapp 20 Prozent. Bemerkenswerter Weise wird folgend bis zum Jahr 2025 dann allerdings keine weitere Steigerung des Schadstoffausstoßes mehr angenommen. Die Luftverkehrswirtschaft geht bei ihren Prognosen zur Entwicklung bei den Flugbewegungen von jährlichen Steigerungsraten von bis zu 2 Prozent aus. Während in der Entwurfsfassung des Luftreinhalteplans noch 689 t NOx als Prognosewert für 2025 ausgewiesen wurden, bleibt in der Endfassung die Prognose im Jahr 2020 stehen. Unter Zugrundelegung eines mittleren Schadstoffausstoßes von 3,28 kg NOx je Flugbewegungen lässt sich aus der Entwurfs- Prognose von 689 t NOx für 2025 eine Anzahl von rund 210.000 Flugbewegungen ableiten.

„Warum nun in der Finalfassung die Prognosezahlen für das Jahr 2025 mal eben so weggelassen werden, liegt auf der Hand: Eine Steigerung des luftverkehrsbedingten Schadstoffausstoßes innerhalb eines Jahrzehnts von 56 % steht einer Stadt, die einst Umwelthauptstadt Europas war und nunmehr auch mit einer eigenen Nachhaltigkeitsagenda für die Vereinten Nationen auftrumpfen möchte, sehr schlecht zu Gesicht. Zudem hat sich durch diese Prognose offenbart, dass nun auch der bisher festgeschriebene Fluglärmdeckel im Jahr 2025 durchstoßen wird“, stellt Martin Mosel, Sprecher der Bürgerinitiativen für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW), fest.

Zum Jahresende 2017 wird beim NOx der Prognosewert für 2025 überschritten

Anhand der Anzahl an Flugbewegungen und des eingesetzten Fluggerätes ist es heute schon möglich die verbrannte Kerosinmenge, die Summe der Treibhausgase, den Kohlendioxid und
-monoxid-Ausstoß, sowie die Kohlenwasserstoff- und die Stickoxid-Emissionen zu ermitteln. So zeichnet sich bereits jetzt ab, dass bis zum Jahresende 2017 der ursprüngliche Prognosewert der Hamburger Umweltbehörde für das Jahr 2025 von 689 t NOx überschritten wird. Damit wird überdeutlich, dass die im Luftreinhalteplan dargestellte flugverkehrsbedingte NOx-Belastung wesentlich zu gering abgebildet wird.

„Für eine den tatsächlichen Belastungen der Menschen gerecht werdende Ermittlung der Luftschadstoffe ist eine numerische Simulation, zudem durch den mittel- und unmittelbaren Verursacher, der Flughafen Hamburg GmbH, denkbar ungeeignet. Ich erwarte, dass die Hamburger Umweltbehörde hier eigenverantwortlich und unabhängig tätig wird und eine belastbare Basis durch Messungen von Echtwerten schafft“, fordert Mosel.

Der Hamburger Flughafen rühmt sich damit, dass von nirgendwo anders in Deutschland Mann und Frau so billig kreuz und quer durch Europa fliegen kann. Von einzelnen Politikern wird absurder Weise versucht, das Fliegen in die Nähe eines Grundrechtes zu heben. Die Kehrseite der Medaille (flugverkehrsbedingter Lärm und Dreck) wird dabei allzu gerne ausgeklammert. Mit der ungezügelten Befriedigung des Mobilitätsbedürfnisses werden die Gesundheit des Einzelnen und letztlich auch das Wohlergehen des gesamten Planeten (Stichwort: Klimawandel) unwiderruflich geschädigt.

„Ein Hin- und Rückflug von Hamburg-Fuhlsbüttel nach Palma de Mallorca belastet die Umwelt pro Passagier mit durchschnittlich bis zu 1.300 kg CO2. Dies entspricht bereits der Hälfte des klimaverträglichen Jahresbudgets eines Menschen“, mahnt Mosel den kritischen Umgang mit dem Verkehrsträger Flugzeug an.

Pressemitteilung Bürgerinitiativen für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW)

WUZ-Info: zwei Stunden später versendet der Flughafen Hamburg diese Pressemitteilung, ohne den Schadstoffausstoß durch Flugzeuge zu erwähnen:

Bike’n Fly – Fit und umweltbewusst mit dem Rad zum Flughafen

Eine besondere Überraschung gab es heute für alle Fluggäste und Besucher, die mit dem Rad zum Flughafen kamen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bereichs Umwelt am Hamburg Airport verteilten auf den Fahrrad-Abstellflächen an den Terminals kleine Rucksäcke mit Accessoires rund ums Rad – vom Regenponcho über Reflektor-Band und Trinkflasche bis hin zu süßen Energiespendern.

Der Hamburger Journalist und Vielflieger Andreas Spaeth war einer der Fluggäste, die heute per Rad anreisten. „Ich trete fast 90 Prozent meiner Fahrten zum Flughafen mit dem Fahrrad an. Mein Rekord: In 33 Minuten von zuhause bis in den Flieger! Man kann das Rad terminalnah abstellen, und leistet gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz“, so Andreas Spaeth. Anlass der Aktion „Bike’n Fly“ ist die Aktionswoche 2017 der Hamburger „Partnerschaft für Luftgüte und schadstoffarme Mobilität“. Die Partnerschaft ist eine Initiative der Stadt Hamburg und der Hamburger Wirtschaft, um einen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität zu leisten. Hamburg Airport ist dort aktives Mitglied und wurde 2015 als „Luftgütepartner des Jahres“ ausgezeichnet.

Der Flughafen hat zahlreiche Maßnahmen zur Senkung von Luftschadstoffen eingeführt, allen voran das „Mobilitätskonzept 2020“, das vorsieht, bis 2020 100 Prozent des normalen Fahrzeugfuhrparks und mindestens 50 Prozent der Schwerlastfahrzeuge des Flughafens auf alternative Antriebe umzustellen. Darüber hinaus fördert der Flughafen die ÖPNV-Nutzung der Mitarbeiter zusätzlich durch einen gestaffelten Zuschuss zur HVV-Profi-Card. Auch die Fahrt zur Arbeit mit dem Fahrrad wird unterstützt: Mehr als 400 Fahrrad-Stellplätze und eine Luftpump-Station stehen zur Verfügung. Darüber hinaus können Mitarbeiter zweimal jährlich einen kostenlosen Fahrrad-Check mit Reparaturservice vor Ort nutzen.

Pressemitteilung Flughafen HH

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