Scharhörn ist vorerst gestoppt!

Aktionsbündnis „Lebendige Tideelbe“ fordert grundsätzliches Umdenken beim Sedimentmanagement // Verklappung beim Neuen Lüchtergrund ökologisch und rechtlich zweifelhaft

 

Die im Aktionsbündnis „Lebendige Tideelbe“ zusammengeschlossenen Umweltverbände BUND, NABU und WWF begrüßen die Entscheidung der HPA, auf die Verklappung von belasteten Hafensedimenten bei der Vogelschutzinsel Scharhörn am Rande des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer zu verzichten. Die Warnungen der Umweltverbände, die öffentliche Kritik sowie der politische Druck von Niedersachsen und Schleswig-Holstein auf den Senat waren offensichtlich so stark, dass die HPA die Kehrtwende einläuten muss. Die Umweltverbände hatten von Beginn der Planung an auf die negativen ökologischen Folgen der Verbringung auf Meeressäuger, Vögel sowie weitere Tiere und Pflanzen im Wattbereich hingewiesen. Insofern habe es sich gelohnt, hinsichtlich der Betroffenheit des UNESCO Weltnaturerbes Wattenmeer gegenüber der Hamburger Wirtschaftsbehörde und Hamburg Port Authority eine dicke „rote Linie“ zu ziehen.

„Wir sind froh, dass das UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer von den mit Schadstoffen belasteten Sedimenten vorerst verschont bleiben wird. Die Verklappung an der Verbringstelle Neuer Lüchtergrund, die bislang nur von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSA) bedient wird, ist jedoch ökologisch ebenfalls problematisch und rechtlich fragwürdig. Es ist jetzt endlich an der Zeit, dass die Bundesländer föderale Egoismen aufgeben, die auf Kosten von Natur und Umwelt und zu Lasten des Steuerzahlers gehen. Die Bundesländer müssen endlich ein gemeinsames und mit dem Bund abgestimmtes Sedimentmanagementkonzept auf den Weg bringen, das vor allem ein Ziel verfolgen muss: weniger Sedimente zu baggern und zu verklappen. Sollen die Sedimentmengen wirklich wirkungsvoll reduziert werden, müssen die drei Seehäfen von Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven ernsthaft kooperieren“, so die Umweltverbände BUND, NABU und WWF.

Die Verklappung von 350.000 Tonnen belastetem Hafenschlick am westlich von Scharhörn gelegenen Neuen Lüchtergrund ist ökologisch alles andere als unbedenklich. Das Gebiet ist zwar deutlich weiter von den extrem sensiblen Bereichen rund um Vogelschutzinsel Scharhörn entfernt. Unklar bleibt aber gegenwärtig jedoch, unter welchen formalen, rechtlichen und ökologischen Voraussetzungen Hamburger Hafenschlick jetzt so spontan bei der Verklappungsstelle des Bundes verbracht werden kann. Die extreme Belastung der Sedimente durch Schwermetalle und andere problematische Substanzen wird in dieser Menge und Konzentration auch anderswo ein erhebliches ökologisches Problem mit sich bringen.

Pressemitteilung NABU Hamburg


Verbringung von Baggergut aus Hamburger Bundeswasserstraße startet am 18. März 2022

Im Zuge der im Frühling erforderlichen Arbeiten zur Wassertiefeninstandhaltung der Begegnungsstrecke und der Bundeswasserstraße in Hamburg, wird ab dem 18. März 2022 der vorhandene Verbringstellenbereich beim Neuen Luechtergrund für diese Saison genutzt. Der Laderaumsaugkopfbagger „Pedro Alvarez Cabral“ wird die nautisch dringend erforderlichen Arbeiten bis zum 14. April durchführen.

Derzeit besteht ein dringender Unterhaltungsbedarf zur Sicherstellung der Erreichbarkeit des Hamburger Hafens. Insbesondere die Begegnungsstrecke bei Wedel muss vor dem 14. April auf Tiefe gebracht werden, da in diesem Bereich ab diesem Zeitpunkt Baggerarbeiten aus ökologischen Gründen, insbesondere mit Rücksicht auf die Laichzeit der Finte, nicht durchgeführt werden dürfen. Die bestehende Auswirkungsprognose für den Verbringstellenbereich Neuer Luechtergrund erlaubt eine Verbringung aus der gesamten Bundeswasserstraße Elbe sowohl von Baggergut aus dem Zuständigkeitsbereich der Wasserstraßen und Schifffahrtsverwaltung (WSV) als auch aus der Hamburger Delegationsstrecke (HPA) und deckt die für dieses Frühjahr noch zu verbringenden Baggergutmengen ab. Entsprechend ist nicht von erheblichen ökologischen Beeinträchtigungen durch die Verbringung auszugehen.

Damit wurde gemeinsam mit der Unterstützung der WSV eine Alternative gefunden, die es Hamburg erlaubt, von einer kurzfristigen Nutzung der Hamburger Außenelbe für rd. 350.000 Tonnen Trockensubstanz im Rahmen der Frühjahrskampagne abzusehen. Dies gibt allen Beteiligten ausreichend Zeit, die bereits vorliegenden und noch angekündigten Fachstellungnahmen zu den Gutachten für die Hamburger Außenelbe zu bewerten. Darüber hinaus befindet sich Hamburg weiterhin im konstruktiven Austausch mit den Nachbarländern.

Pressemitteilung Behörde für Wirtschaft und Innovation

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