Deutsche Umwelthilfe kritisiert: Ampel-Parteien müssen jetzt gegensteuern
Neue Berechnungen der DUH zeigen: Deutschland würde mit aktuellem Tempo EU-Ökolandbauziel für 2030 erst 2047 erreichen / SPD, Grüne und FDP müssen Turbo beim Ausbau des Ökolandbaus beschließen, wenn sie Klima- und Artenschutz ernst nehmen / DUH fordert Festlegung von Ökoprodukte-Anteil von 50 Prozent für die öffentliche Beschaffung und Gemeinwohlprämie für bessere Förderung des Ökolandbaus
Deutschland wird das EU-Ökolandbauziel von 25 Prozent bis 2030 krachend verfehlen. Das zeigen neue Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) auf Basis von Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Demnach würde Deutschland mit dem aktuellen Schneckentempo dieses ohnehin wenig ambitionierte Ziel erst 2047 erreichen.
+++ Korrektur: Die Zahl 2047 bezieht sich auf das von SPD und Grünen angestrebte Ökolandbauziel von 30 Prozent. Das EU-Ökolandbauziel von 25 Prozent würde Deutschland erst 2040 erreichen. +++
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Der Ökolandbau ist unser wichtigstes Instrument für eine weniger von Pestiziden abhängige Landwirtschaft. Laut einer aktuellen Studie ist die Artenvielfalt bei Wildblumen auf Ökolandbauflächen bis zu 17 Mal größer als auf pestizidbehandelten Flächen. Im Sondierungspapier wird das Artensterben und der Verlust der Biodiversität als ernstzunehmende ökologische Krise identifiziert, der die Verhandlungspartner mit wirksamen Maßnahmen entgegentreten wollen. An diesem Versprechen müssen SPD, Grüne und FDP sich jetzt messen lassen. Die neue Bundesregierung muss beim Ökolandbau endlich den Turbo zünden. Dazu erwarten wir im Koalitionsvertrag ein Programm für Agrarökologie inklusive einer Neuausrichtung der staatlichen Beratung und Forschung.“
Gerade einige landwirtschaftlich geprägte Bundesländer kommen bei gleichbleibendem Tempo besonders spät ans Ziel, bis 2030 ein Viertel der Fläche für Ökolandbau zu nutzen. So ist ausgerechnet beim Agrarland Niedersachsen mit einer Zielerreichung erst 2062 zu rechnen, das langsamste Land ist Nordrhein-Westfalen mit erwarteter Zielerreichung erst 2070. Dies zeigt, dass die neue Bundesregierung tätig werden muss, um Ökobauernhöfen und solchen, die es werden wollen, bundeseinheitlich bessere Rahmenbedingungen zu verschaffen.
Dazu Reinhild Benning, Agrar-Expertin der DUH: „Wir brauchen ein ambitioniertes Programm für Agrarökologie, um den biologischen Landbau zielgerecht auszuweiten und so Mensch und Natur vor Ackergiften zu schützen. Die neue Bundesregierung muss bei der öffentlichen Beschaffung vorangehen und bis 2030 schrittweise den Ökoprodukte-Anteil auf mindestens 50 Prozent festlegen – zuvorderst in staatlich geförderten Kantinen. Außerdem muss endlich Schluss gemacht werden mit den verfehlten Verteilungen von Subventionen und Forschungsgeldern zum Schaden der Biodiversität. So müssen statt bisher 2 Prozent der Agrarforschungsgelder künftig mindestens 25 Prozent in die Ökoforschung fließen und weitere 25 Prozent in die Forschung zur Stabilisierung von Ökosystemen im Klimawandel.“
Hintergrund:
2020 wurden nur 10 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet. Geht das Wachstum der Ökolandbauflächen weiter so langsam wie zwischen 2015 und 2020 voran, verfehlt Deutschland deutlich das Ziel, 25 Prozent Ökolandbauanteil bis 2030 gemäß dem Europäischen Green Deal zu erreichen.
Die deutsche Agrarpolitik muss sich an den EU-Zielen orientieren, zumal die EU-Kommission prüfen wird, ob der vorgelegte nationale Strategieplan zur Umsetzung der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik dem Europäischen Green Deal gerecht wird. Bisher ist das nach Einschätzung der DUH bei Weitem nicht der Fall.
Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe