Schottergärten – Negativtrend mit ökologischen Folgen

Immer mehr Gärten – vor allem Vorgärten – werden seit einiger Zeit durch vermeintlich pflegeleichte Schotterflächen mit Folienuntergrund oder durch Pflasterung versiegelt. Dadurch kann das Regenwasser nicht mehr versickern und Vögel und Insekten verlieren immer mehr Lebensraum. Die rot grüne Koalition in Wandsbek möchte diese Entwicklung stoppen und die Grundstückseigentümer über die Folgen aufklären.

 

Katja Rosenbohm, Regionalsprecherin der GRÜNEN Fraktion für Rahlstedt: „Für uns GRÜNE steht der Klimaschutz und die biologische Vielfalt ganz oben auf unserer Agenda. Versiegelte Gärten sind jedoch ein Negativtrend, der der Natur keinen Raum mehr lässt. Man könnte sie auch als Klimakiller bezeichnen. Sogenannte Schottergärten können das Wasser bei Starkregenereignissen nicht aufnehmen, sodass es zu Überschwemmungen kommen kann weil Gräben und Siele überlastet sind. Aber auch Insekten und Vögel finden in solchen Steinwüsten keine Nahrung und auch keinen Unterschlupf. Wir möchten die Grundstücksbesitzer über diese Folgen aufklären und appellieren, in ihren Gärten wieder mehr Natur zuzulassen und damit etwas für die Biodiversität und für den Klimaschutz direkt vor ihrer Haustür zu tun.“

Michael Ludwig, Regionalsprecher Rahlstedt der Wandsbeker SPD-Fraktion: „Wir möchten die BesitzerInnen von Grundstücken darüber informieren, dass durch Schotter oder Pflasterungen versiegelte Gärten neben der nur vermeintlichen Pflegefreundlichkeit auch große Nachteile für die Versickerung von Regenwasser und für die Artenvielfalt haben. Deswegen möchten wir dazu ermutigen, durch eine naturnähere Gestaltung wieder mehr Leben im Garten zuzulassen und so einen großen Beitrag für den Klimaschutz und die Biodiversität in unserem Bezirk zu leisten.“

Hintergrund:
In der Hamburger Bauordnung ist in Paragraph 9 geregelt, dass „die nicht mit Gebäuden oder vergleichbaren baulichen Anlagen überbauten Flächen der bebauten Grundstücke … wasserdurchlässig zu belassen oder herzustellen und durch Begrünung und Bepflanzung gärtnerisch zu gestalten“ sind. Obwohl eine reguläre Überprüfung durch die Behörden nicht erfolgt, müssen die Grundstückseigentümer mit Stichproben rechnen. Ein Verfahren zur Herstellung ordnungsgemäßer Zustände (HoZ) wird dann durch das Bezirksamt eingeleitet.
Viele Eigentümer streben durch die Schottergärten eine Minimierung der Pflege an. Ein Kies- oder Schottergarten ist aber mitnichten pflegeleicht und schon gar nicht kostengünstig. Der Kies setzt mit den Jahren Moos an und muss im Herbst von Blättern aufwendig gereinigt werden. Zwischen den Steinen können Samen keimen, sodass auch der Schottergarten zuwachsen kann. Außerdem heizen die Steine den Vorgarten auf, die wenigen Pflanzen vertrocknen und die Wärme wird an das Haus weitergegeben. Der Lärm von Autos wird durch die Steine verstärkt. Eine Kiesfläche oder gar Pflasterung vor dem Haus bewirkt also, dass es heiß, staubig, laut, anstrengend und teuer wird und keine Tiere mehr zu sehen sind.

Den Antrag haben GRÜNE und SPD im Regionalausschuss Rahlstedt am 11. August 2021 vorgelegt

Pressemitteilung GRÜNE Fraktion Wandsbek


„Vorgärten-Kontrolle“: FDP-Fraktion Wandsbek kritisiert grüne Bumerang-Politik

Nach der Stauproblematik, die Senat und Verkehrsbehörde haben eskalieren lassen, sowie Respektlosigkeit gegenüber Hafen-Wirtschaftsorganisationen der Stadt, die auf Kritik an Verfahren auch Wochen später weder seitens des Senat noch der Verkehrsbehörde eine Antwort erhalten haben, kommt auf die Hamburgerinnen und Hamburger eine neue Provokation zu: „Laut Medienberichten wollen die Grünen nun die Vorgärten kontrollieren,“ sagt Birgit Wolff, FDP-Fraktionsvorsitzende in Wandsbek, „und dies mit Blick auf Durchlässigkeit für Starkregen-Fälle. Das Ziel mag zeitgemäß sein – das Verfahren ist es nicht.“ Bereits in der zurückliegenden Bezirksversammlung am 19. August hatte die FDP-Fraktion im Rahmen der Aktuellen Stunde auf den Bumerang-Effekt der Grünen-Politik hingewiesen: „Wir haben einerseits den Grünen-Wunsch, dass die PKW der Familien nicht mehr auf der Straße parken sollen“, sagt Wolff, „und nun erleben wir, dass viele Bauherren ihre Vorgärten als Stellplatz für das Familienauto nutzen – wo früher Grün, Stauden, Büsche und Bäume standen, ist heute Platte. Ich sehe das hier in Hummelsbüttel, wo ich oft entlang komme, immer öfter! Es zeigt sich, dass auch dieses politische Ansinnen nicht durchdacht war und ist. Dieser Teil der sogenannten Mobilitätswende fliegt gerade wie ein Bumerang dem Absender um die Ohren!“ Die FDP-Fraktion kritisiert, dass die Grünen erneut mit Konfrontation drohen. Wolff: „Für uns ist das unverständlich. Eigentümer sind ja selbst daran interessiert, für sich, aber auch ihr Umfeld solcherart Belastungen weitsichtig zu umgehen – und was die Wasserdurchlässigkeit angeht, sieht die Hamburger Bauordnung keineswegs nur Grüngarten vor, sondern auch Schotter beispielsweise könnte hier eine Lösung sein.“ Für die Häuslebauer ergibt sich nun ein politisch gewollter Widerspruch zur Hamburgischen Bauordnung (HBauO): Einerseits sind laut § 9 Vorgärten (…) gärtnerisch zu gestalten. Der Vorgarten muss demnach aber schon sehr groß sein, um auch den zweiten Punkt zu erfüllen, Zitat HBauO: ‚Sofern die Gartengestaltung nicht erheblich beeinträchtigt wird und ein durch die Vorgärten geprägtes Straßenbild erhalten bleibt, sind Stellplätze für Kraftfahrzeuge, Fahrradplätze und Standplätze für Abfall- und Wertstoffsammelbehälter sowie besondere bauliche Anlagen für Menschen mit Behinderungen zulässig.‘ Zu lösen ist dieses Dilemma, so die Wandsbeker FDP-Fraktion, vermutlich am ehesten dann, wenn die Autos dann doch da parken, wo der Boden ohnehin schon versiegelt ist: auf der Straße.

Pressemitteilung FDP-Fraktion Wandsbek

Die WUZ meint: Liebe FDP, es geht nicht um Stellplätze im Vorgarten sondern um Schottergärten, wo statt eines blühenden Vorgartens eine Steinwüste mit wenigen Sträuchern o.ä. angelegt wird

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