Senat investiert massiv in den klimafreundlichen Schulbau

Rund 400 Millionen Euro investiert die Freie und Hansestadt Hamburg jedes Jahr in den Schulbau, welcher durch den Landesbetrieb SBH | Schulbau Hamburg realisiert wird. Hiervon fließen bis zum Ende des Jahrzehnts mehr als 300 Millionen Euro in zusätzliche Maßnahmen zur Erfüllung besonders hoher energetischer Standards, unter anderem mit Photovoltaik-Anlagen, Gründächern und Wärmepumpen. Hinzu kommen weitere Maßnahmen wie die Verwendung nachhaltiger Baustoffe, ressourcenschonende Baumaßnahmen sowie die Renaturierung von Außenanlagen.

 

Mit der Verankerung einer neuen Leitperspektive in den Hamburger Bildungsplänen wird das Thema Bildung für eine nachhaltige Entwicklung zudem auch im Unterricht immer präsenter.

Schulsenator Ties Rabe: „Die immer neuen Hitzerekorde sowie die Häufung von Extremwetterereignissen unterstreichen eindrucksvoll die Notwendigkeit einer ökologischen Transformation unserer Gesellschaft. Hamburgs Schulen gehen hier mit gutem Beispiel voran. Anstatt im Lichte der steigenden Schülerzahlen schnell und billig zu bauen, investieren wir kräftig in hochwertige, energieeffiziente und ressourcenschonende Schulgebäude sowie in naturnahe Schulhöfe. Auch mit Blick auf den Ausbau der Schuldächer mit Photovoltaik-Anlagen sind wir echte Vorreiter in der Stadt.“

Schulsenator Rabe weiter: „Veränderung beginnt zuallererst in den Köpfen der Menschen. Um die nachfolgenden Generationen für die große ökologische Herausforderung zu sensibilisieren und ihnen gleichzeitig die dafür notwendigen Werkzeuge in die Hand zu geben, haben wir im Rahmen der kürzlich überarbeiteten Bildungspläne vier neue Leitperspektiven implementiert, darunter auch die Leitperspektive „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Als fachübergreifendes Querschnittsthema zieht es sich wie ein roter Faden durch alle Schulfächer und wird dafür sorgen, dass das Thema noch präsenter wird in den Hamburger Klassenzimmern.“

Finanzsenator Andreas Dressel: „Wir nehmen in Hamburg sehr viel Geld in die Hand, um unsere Schulen fit zu machen für die Zukunft. Schulbau Hamburg ist in Sachen Nachhaltigkeit ein absoluter Vorreiter und positives Vorbild für andere Akteure der Stadt und darüber hinaus, wenn es um Klimaschutz beim Neubau sowie bei Sanierungen und Renovierungen geht. Das beinhaltet nicht nur, dass wir alle Maßnahmen entlang der Vorgaben des Hamburger Klimaplans umsetzen. Es bedeutet vor allem, dass wir bei jeder Immobilie auf die Potenziale schauen, die in ihr stecken. Nach dem Grundsatz ‚der nachhaltigste Quadratmeter ist der, den wir nicht neu bauen müssen‘, prüfen wir, ob eine Sanierung, Nach- oder Umnutzung möglich ist. Neubauten werden dabei grundsätzlich so geplant und gebaut, dass sie auch gut zu bewirtschaften sind.“

Photovoltaik-Ausbau schreitet voran

Auch im Ausbau mit Photovoltaik-Anlagen sind die Hamburger Schulen Vorreiter. Waren bis 2022 insgesamt lediglich 9.000 m² Dachflächen für Photovoltaik-Anlagen vorgerüstet, sollen bis Ende des Jahres 2023 weitere 20.000 m² hinzukommen. Hiervon sind bislang bereits 14.000 m² und damit rund 70 Prozent erfolgreich vorgerüstet worden. Bis jetzt sind in 2023 neun Anlagen neu installiert worden, die eine Leistung von 850 kWp besitzen. Bis zum Ende des Jahres soll insgesamt eine Leistung von 3.200 kWp hinzukommen. Zum Vergleich: Bis 2022 betrug die Gesamtleistung lediglich 900 kWp. Die Vorrüstung der Schuldächer erfolgt regelhaft durch den Landesbetrieb SBH | Schulbau Hamburg, Bau und Betrieb der Photovoltaik-Anlagen liegt anschließend in der Verantwortung von Hamburg Energie Solar.

Nachhaltiger und klimaschonender Schulbau

Schulneubauten werden regelhaft mit dem besonders anspruchsvollen Energieeffizienzstandard EG 40 gebaut. Sie verbrauchen somit 60 Prozent weniger Energie als ein entsprechendes Referenzhaus. Zu einer besseren Klimabilanz tragen vielfach Photovoltaik-Anlagen, Gründächer und Wärmepumpen bei. Auch bei Sanierungen und Ersatzbaumaßnahmen im Bestand wird die Energieeffizienz regelhaft verbessert, sodass bei diesen Baumaßnahmen im Durchschnitt der Energieeffizienzstandard EG 70 erreicht wird. Allein für diese Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz investiert der Senat bis zum Ende des Jahrzehnts mehr als 300 Millionen Euro. Durch die umfassenden Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten konnte der Zustand der Bestandsgebäude – und damit auch ihre Energieeffizienz – stetig verbessert werden. Während 2013 noch mehr als 91.000 m² Schulfläche der allgemeinbildenden Schulen in Hamburg die schlechteste Gebäudeklasse 6 aufwiesen, waren es 2022 nur noch rund 10.000 m². Insgesamt verbesserte sich die durchschnittliche Gebäudeklasse in diesem Zeitraum auf einer Skala von 1 (Neubau mit bestem Energiestandard) bis 6 (Bestandsgebäude in sehr schlechtem Zustand) von Gebäudeklasse 3,53 in 2013 auf Gebäudeklasse 2,54 in 2022.

Hinzu kommen vielfältige Maßnahmen zur Reduzierung der sogenannten grauen Energie, die etwa für die Produktion der Baustoffe oder für den Bau selbst benötigt wird. So wird beispielsweise in ersten Schulbau-Projekten Recyclingbeton für das Gießen des Fundaments verwendet, zuletzt beim Neubau des Zentrums für Schulbiologie und Umwelterziehung in Nienstedten. Darüber hinaus kommen vermehrt besonders nachhaltige Holzelementbauweise zum Einsatz. Ein Beispiel hierfür ist das neue Mensagebäude der Grundschule Am Kiefernberg in Hamburg-Heimfeld. Nicht zuletzt können durch die Umnutzung bestehender Gebäude Neubauten vermieden und Baustoffe und Energie eingespart werden. Ein in ganz Deutschland viel beachtetes Leuchtturmprojekt ist hier der Umbau des einstigen Öko-Einkaufszentrums VIVO in Ottensen in eine neue Stadtteilschule. Um Ressourcen und Klima zu schonen, wird dabei so viel wie möglich von der alten Bausubstanz erhalten.

Neben dem Klimaschutz spielt auch die Klimaanpassung eine immer wichtigere Rolle im Schulbau. Hierzu werden zum Beispiel Außenanlagen entsiegelt und naturnah umgestaltet. Ein Beispiel hierfür ist die rund 1,55 Millionen Euro teure Renaturierung der ca. 28.000 m² großen Außenanlagen des Albrecht-Thaer-Gymnasiums. Ziel der Maßnahme, die 2022 abgeschlossen worden ist, war es, die Schulhof- und Außenflächen zu entsiegeln und insgesamt die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens zu verbessern. Hierfür sind unter anderem Rückhaltemulden für die temporäre Speicherung des Niederschlagwassers und offene Pflasterrinnen installiert worden, über die die Ableitung des Regenwassers erfolgen kann. Insgesamt konnte durch diese Maßnahmen die versiegelte Fläche auf dem Grundstück um fast 1.200 m² reduziert werden.

Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in den Hamburger Bildungsplänen

Für einen erfolgreichen Klimaschutz braucht es nicht nur umfassende Baumaßnahmen, sondern auch ein hohes Maß an Sensibilität und Problembewusstsein in den Köpfen der Menschen. Den Schulen kommt dabei eine herausragende Bedeutung im Sozialisationsprozess der Heranwachsenden zu. Die Schulbehörde hat daher im Rahmen der kürzlich überarbeiteten Bildungspläne vier neue Leitperspektiven implementiert, darunter auch die Leitperspektive „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Sie orientiert sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und zielt auf ein menschenwürdiges Leben und die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen ab. Dabei geht es darum, alle Lebensbereiche nach den Prinzipien der Dauerhaftigkeit, Gerechtigkeit und Teilhabe für alle zu organisieren. Die Leitperspektive stellt ein übergeordnetes Querschnittsthema dar, welches sich wie ein roter Faden durch alle Schulfächer zieht und so eine multiperspektivische Auseinandersetzung mit dem Thema Bildung für eine nachhaltige Entwicklung ermöglicht.

Vielfältige Unterstützungsangebote für Schulen und Lehrkräfte

Umfassende Unterstützung zum Thema Umwelterziehung und Klimaschutz erhalten die Hamburger Schulen durch das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI). So stehen den Hamburger Lehrkräften vielfältige Fortbildungsangebote offen, etwa zum Durchführen von Projektwochen oder zur altersspezifischen Auseinandersetzung mit den Themenbereichen. Auch stellt das Institut vielfältige Materialien für den Unterricht zur Verfügung und bildet Klimaschutz- und Energiebeauftragte an Schulen aus. Darüber hinaus wird in Hamburg seit 2010 das Gütesiegel „Klimaschule“ vergeben. Zuletzt sind 81 Schulen ausgezeichnet worden. Ziel des Programms sind die Stärkung der Klima-Kompetenzen der Schulgemeinschaft sowie die Reduzierung der CO2-Emissionen, die durch den Schulbetrieb verursacht werden. Einen ähnlichen Fokus hat das Programm „Umweltschule in Europa – Internationale Nachhaltigkeitsschule“. Im Sommer 2021 erhielten 60 Hamburger Schulen diese Auszeichnung. Sie arbeiteten über zwei Jahre aktiv an Projekten in verschiedenen Handlungsfeldern und wurden dabei durch das Landesinstitut intensiv begleitet. Mit dem Prämienprogramm „Energie hoch 4“ von SBH | Schulbau Hamburg und dem Landesinstitut existiert darüber hinaus seit 2020 ein zusätzliches Programm, in dem Schülerinnen und Schüler für das Energiesparen sensibilisiert und durch Prämien für sparsames Verhalten belohnt werden.

Außerschulische Lernorte

Um die vielfältigen und zum Teil auch sehr komplexen Themen auch erlebbar und erfahrbar zu machen, stehen in Hamburg vielfältige außerschulische Lernorte zur Verfügung. Hierzu gehören unter anderem das MINTarium, die Zooschule bei Hagenbeck, die Grüne Schule sowie das Zentrum für Schulbiologie und Umwelterziehung. Letzteres erhält aktuell für rund 7,5 Millionen Euro einen modernen Neubau mit naturwissenschaftlichen Fachräumen und Tierstationen, in denen Lebewesen wie Nager und Fische untergebracht sind. Hier lernen Kinder und Jugendliche im Umgang mit Tieren biologische Zusammenhänge und ein umweltgerechtes Verhalten. Auf insgesamt rund 1.800 m² entstehen u. a. zwei große Räume für insgesamt 19 Aquarien, von denen ein Raum mit Süßwasser-Becken und ein Raum mit Salzwasser-Becken ausgestattet ist. Zusätzlich werden Quarantäne-Becken gebaut. Für den Nagetier-Bereich wird ein Nagerraum mit Gehegen entstehen und für Reptilien ein Terrarienraum.

Pressemitteilung Behörde für Schule und Berufsbildung

Foto: Hat schon seit 2009 eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Finanziert teils aus Eigenmitteln mit Unterstützung der Schulbehörde: das Walddörfer Gymnasium in Volksdorf (siehe auch links). © wuz

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