Der Hamburger Senat hat Energiesparmaßnahmen beschlossen, die sich auf den öffentlichen Bereich beziehen. Sie sollen einen bestmöglichen Beitrag leisten, damit die Europäische Union ihre Reduktionsziele erreicht und eine Gasmangellage vermieden werden kann. Darüber hinaus ist gemeinsam mit Verbänden, Unternehmen sowie den Bürgerinnen und Bürgern eine Energiespar-Initiative für unsere Stadt geplant.
Der Notfallplan der Europäischen Union sieht vor, den nationalen Gasverbrauch der Mitgliedstaaten auf Grundlage ihrer durchschnittlichen Verbräuche der Jahre 2016 bis 2021 um 15 Prozent zu senken. Bei der behördenübergreifenden Prüfung hat sich bestätigt, dass Hamburg bereits umfangreiche Energieeinsparmöglichkeiten nutzt, besonders im Bereich der öffentlichen Beleuchtung und bei Nachtabschaltungen von Ampeln. Dies ist auf den Klimaplan Hamburg zurückzuführen, dessen Maßnahmen bereits Wirkung entfalten. Gleichwohl wird Hamburg mit den heute vom Senat beschlossenen Maßnahmen einen solidarischen Beitrag zur Vermeidung einer Gasmangellage beisteuern.
Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Mit dem Energiesparplan wollen wir unseren Beitrag dazu leisten, einer drohenden Gasmangellage entgegenzuwirken, gut über den Winter zu kommen und die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand angesichts dieser dramatischen Lage deutlich zu machen. Wir haben behördenübergreifend alle Möglichkeiten ausgelotet, um in den öffentlichen Gebäuden, bei öffentlichen Infrastrukturen und der öffentlichen Beleuchtung Energie zu sparen. Es geht dabei in erster Linie um Gas, denn wir wollen helfen zu vermeiden, dass Hamburg als Industriestandort und große Unternehmen in Schwierigkeiten geraten, weil sie im Falle einer Gasmangellage nur noch gedrosselt produzieren können. Es geht aber auch um Fernwärme und Strom. Denn durch die Vernetzungen im Energiesektor gibt es Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Energieträgern, da die Strom– und Fernwärmeerzeugung teilweise über Gaskraftwerke erfolgt – die wir in Hamburg allerdings zum großen Teil auf Öl umrüsten werden. In einem zweiten Schritt bereiten wir gemeinsam mit den Kammern und anderen Partnerorganisationen eine große Energiespar-Initiative vor, um Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen sowie Vereine und Verbände zu motivieren Energie zu sparen, aber auch konkret zu helfen. Denn in dieser Situation bedarf es einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Politik, Verwaltung, Wirtschaft der Zivilgesellschaft. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass wir in Hamburg mit unseren öffentlichen Energieunternehmen bereits seit vielen Jahren an der Energiewende arbeiten und bundesweit zum Vorreiter geworden sind. Ich bin sehr froh, dass wir durch die Rekommunalisierung dieser Unternehmen den politischen Hebel haben, um all die Projekte zur Energie- und Wärmewende voranzutreiben. Ich nenne hier nur ein paar Bespiele: Der Bau der Fernwärmeleitung unter der Elbe, die Power-to-Heat-Anlage in Wedel, der geplante Elektrolyseur, der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft.“
Andreas Dressel, Finanzsenator: „Wir haben im Senat die Sommerferien genutzt und ein umfassendes Paket für einen Energiesparplan für Hamburg geschnürt. Denn neben unseren langfristigen Klimaplan-Projekten für den städtischen Gebäudebestand geht es angesichts des bevorstehenden Herbst und Winters jetzt auch um einen ganzen Katalog an kurzfristig wirkenden Sofortmaßnahmen – von technischen Umrüstungen bis zur Nutzersensibilisierung – die wir als Finanzbehörde federführend für die öffentlichen Gebäude gemeinsam mit den Behörden und unseren öffentlichen Immobilienunternehmen jetzt angehen werden. Alle Behörden, alle Beschäftigten sollen und werden ihren Beitrag leisten. Die Stadt muss in dieser krisenhaften Lage mit gutem Beispiel vorangehen – auch angesichts der Größe des städtischen Immobilienbestandes hat das eine große Hebelwirkung. Hamburg hat mit seinen öffentlichen Unternehmen und seiner finanziellen Kraft die Stärke, auch diese Krise gut durchzustehen. Wir werden die Infrastruktur und die Daseinsvorsorge gut durch den Winter bringen, kein Haus der Jugend wird schließen müssen, weil es die Heizrechnung nicht zahlen kann! Wir haben im Haushalt ausreichend Reserven, um diese Phase ergänzend zu den Entlastungspaketen des Bundes zu meistern. Wir prüfen nach dem Vorbild von Niedersachsen auch ergänzend und subsidiär einen Härtefallfonds gemeinsam mit den Versorgern, damit auch wirklich niemand durch den Rost fällt und plötzlich im Kalten sitzt.”
Folgende kurzfristig wirksame Maßnahmen sind konkret geplant:
1. Die Raumtemperatur in Büros der öffentlichen Gebäude soll auf die Mindesttemperatur nach „Arbeitsstättenrichtlinie für Arbeitsräume mit vorwiegend sitzender Tätigkeit“ reduziert werden (aktuell: 20°C).
2. In Fluren, Hallen, Foyers, Technik- und Kopierräumen sowie WCs und Teeküchen sollen die Thermostate prinzipiell auf die Werte herunterreguliert werden, die nach geltenden Arbeitsschutzvorschriften die jeweiligen Mindestwerte sind (aktuell: 21°C).
Wenn durch den Bund die Arbeitsstättenrichtlinien angepasst werden, werden die Raumtemperaturen entsprechend verändert.
3. Heizungsanlagen werden modernisiert und effektiviert durch einen hydraulischen Abgleich, eine schärfere Überwachung und Anpassung von Regelungseinstellungen des Heizsystems sowie die Installation intelligenter Thermostatventile. Die Erneuerung der Heizpumpen wird angestrebt. Wo angezeigt, wird die Wärmedämmung im Bereich der Heizkörper (Heizkörpernischen) verbessert.
4. Hausmeisterinnen und Hausmeister sowie Beschäftigte mit vergleichbarem Aufgabenbereich sollen die Funktion der Energiebeauftragten übernehmen können, die in ihren Dienststellen als Ansprechpartner und für Beratungen präsent sind. Dafür werden sie entsprechend qualifiziert werden.
5. Der Energieverbrauch soll auch bei der Lüftung öffentlich genutzter Gebäude reduziert werden, soweit es die weitere Entwicklung der Covid-19-Pandemie zulässt. Das Stoßlüften soll zur Regel werden, mobile Luftreinigungsgeräte in gut belüftbaren Räumen sollen abgeschaltet werden und Raumlufttechnische Anlage sollen in ihren Normalzustand (vor der Pandemie) rückversetzt werden.
6. Die Beleuchtung in öffentlichen Gebäuden wird weiter modernisiert und möglichst reduziert: Im Innen- wie im Außenbereich ersetzen energiesparende LED-Leuchten herkömmliche Glühlampen und Leuchtstofflampen; auf Verkehrsflächen und Fluren, in Fahrrad-Abstellanlagen oder Sanitärräumen wird die Dauerbeleuchtung durch Bewegungsmelder ersetzt, bei Lichtsystemen mit automatischer Abschaltung soll die Dauer der Beleuchtung und im Übrigen der Anteil der tatsächlich genutzten Leuchten reduziert werden.
7. Die Anzahl der Kopiergeräte und Drucker wird überprüft und reduziert.
8. Die Nutzung privat beschaffter Kleingeräte, insbesondere Heizlüfter, Ventilatoren etc. ist schon jetzt teilweise untersagt und wird nun grundsätzlich unterbunden.
9. Büros und vergleichbare Nutzflächen mit nur geringer Auslastung sollen abschnittsweise geschlossen werden, um Bedarfe an Heizung, Licht und IT zu reduzieren.
10. Nicht genutzte Geräte müssen ausgeschaltet werden, wie zum Beispiel Steckerleisten nach Dienstschluss (kein Stand-by-Betrieb von Bildschirmen und Computern).
11. Um Kühlung zu sparen sollen Büroräume im Sommer morgens und abends gelüftet und im Übrigen verschattet werden, um deren Aufheizen zu vermeiden. In der kalten Jahreszeit sollen Außenrollläden oder -jalousien heruntergelassen werden, um die Dämmwirkung zu nutzen.
12. Warmes Wasser wird schon heute nicht flächendeckend in öffentlichen Gebäuden bereitgestellt. Soweit dies nicht aus funktionalen Gründen erforderlich ist (zum Beispiel Duschen an den Einsatzdienststellen der Feuerwehr), wird die Warmwasserbereitstellung komplett eingestellt und kleine Durchlauferhitzer (Untertischgeräte) insbesondere in WC-Anlagen außer Betrieb genommen.
13. Die Voreinstellungen von Klimaanlagen werden in allen Dienstgebäuden überprüft, um unnötig tiefe Temperaturen z.B. in Büro- und EDV-Serverräumen zu vermeiden. Eine Kühlung auf weniger als 26 Grad ist in Büroräumen nicht vorzunehmen. Sollte der Bund hier die Arbeitsstättenrichtlinien verändern, wird diese Temperaturvorgabe entsprechend angepasst. In geeigneten Gebäuden werden die Zugänge auf einzelne ausgewählte Eingänge beschränkt.
14. Alle elektrischen Geräte werden auf ihre Energieeffizienz überprüft und ggf. ausgewechselt. Der jeweilige Energieverbrauch soll durch Leistungsmesser besser erkannt werden, weshalb ein Leihsystem eingeführt werden soll.
15. In Kühlschränken soll die Temperatur 7 Grad nicht unterschreiten.
Diese Maßnahmen betreffen alle öffentlichen Gebäude. Sie sollen auch dort umgesetzt werden, wo die Stadt Flächen gemietet hat. Die ISZ Immobilien Service Zentrum GmbH wird auf die Vermieterinnen und Vermieter zugehen und die Kooperation suchen, um auch bestehende Mietverträge zum Beispiel mit Blick auf hydraulische Abgleiche, moderne Thermostate und zentrale Regulierungsmöglichkeiten anzupassen.
Eine Kampagne soll die Beschäftigten in den öffentlichen Gebäuden über möglichst energiesparendes Verhalten aufklären und neue Ideen zum Energiesparen anstoßen.
16. Auf das Anstrahlen von Denkmälern und öffentlichen Gebäuden wird weitgehend verzichtet.
17. Außerhalb ihrer Nutzungszeiten werden Wege in Park- und Grünanlagen, bezirkliche Sportanlagen und Jogging-Strecken nicht mehr beleuchtet, ohne die Verkehrssicherung der Wege zu gefährden oder Angsträume zu schaffen.
18. Jegliche Beleuchtung und alle Lichtzeichenanlagen sollen unter anderem durch Umrüstung auf LED modernisiert werden.
19. Der Betrieb von Brunnenanlagen soll am 15. September 2022 eingestellt werden. Das betrifft zum Beispiel Brunnen am Platz der Republik in Altona, am Kaiser-Wilhelm-Platz in Bergedorf und den Brunnen im Innenhof des Hamburger Rathauses).
20. Die Alsterfontäne sowie der Brunnen und der Geysir im Inselpark sollen abgeschaltet und die Wasserspiele sowie die Wasserlichtorgel in Planten un Blomen eingestellt werden.
21. Die bei der Bäderland Hamburg GmbH schon durchgeführten Maßnahmen zur Temperaturabsenkung in den Außenbecken der Ganzjahresschwimmbäder von 28°C auf 25°C werden fortgeführt. Maßnahmen in den Hallenbädern werden noch geprüft.
22. Im Bereich der Fernwärme der HEnW wird die Isolierung der Übergabestationen optimiert, entsprechende Umsetzungskonzepte werden angestoßen.
23. Die in der Corona-Pandemie entwickelten Lösungen zur Reduzierung von Dienstreisen, wie vor allem Videokonferenzen, werden intensiv weiter genutzt.
24. Hamburg wird eine Energiedatenbank für alle FHH-Gebäude schaffen, z.B. auf Basis von bestehenden Systemen städtischer Energiegesellschaften.
25. Die Nutzung von Aufzügen wird eingeschränkt, soweit es die Zugangsmöglichkeiten für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen nicht beeinträchtig und objektbezogen umsetzbar ist. Paternoster werden ausgeschaltet.
Über diese festgelegten Schritte hinaus werden weitere Optionen möglicher Energieeinsparungen geprüft.
• Die öffentliche Verwaltung und die öffentlichen Unternehmen werden weiterhin Home Office anbieten, wo es in Abstimmung mit den Beschäftigten und in geeigneten Funktionsbereichen möglich ist. Als Brückentagschließungen oder zur Verlängerung der Abwesenheitstage über das Wochenende kann dies zu einer Reduzierung der Heiztage und sonstiger Energieverbräuche führen.
• Die Zusammenlegung bzw. Reduktion von Funktionsräumen (Teeküchen, Kopierräume, etc.) soll zur weiteren Energieeinsparung genutzt werden, wo dies funktional möglich ist. Die Behörden und Unternehmen können diese Möglichkeit jederzeit nutzen, wenn sie mit ihren Beschäftigten zu entsprechenden Vereinbarungen kommen.
• Die bereits im Rahmen des Klimaplanes verfolgten Maßnahmen zur energetischen Sanierung von Gebäuden werden verstärkt. Hier soll insbesondere die bereits eingeleitete verstärkte Fernwärmeversorgung, die Verbesserung der Isolierung, die Nutzung regenerativer Energien, insbesondere auch die Nutzung von Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern öffentlicher Gebäude, mehr Fassaden- und Dachbegrünungen für Kühlungszwecke, mehr Ladesäulen für Kraftfahrzeuge und Abstellmöglichkeiten für Fahrräder weiter vorangetrieben werden.
• Im Bereich der Gebäudeleittechnik soll eine intelligente Gebäudesteuerung ermöglicht werden, um Verbrauchswerte zu monitoren und transparent zu machen, um die Motivation zu energiesparendem Verhalten aufrecht zu erhalten.
• Die Einsparpotenziale von Freizeiteinrichtungen, wie Schwimmbädern und Eislaufflächen sowie der bezirklichen Sportanlagen, werden untersucht, z.B. hinsichtlich der weiteren Absenkungen von Raum- und Wassertemperaturen oder die Einschränkung von Öffnungszeiten.
• Energiespareinstellungen im Rechenzentrumsbetrieb und bei der Behörden-Hardware werden überprüft.
• Hamburg wird rechtlich und technisch prüfen, ob und wo die Heizgrenztemperatur am Beispiel der Schweiz von 15° auf 12° abgesenkt werden könnte.
• Die vertraglich zugesicherte HEnW-Fernwärme-Energieleistung wird in den jeweiligen öffentlichen Gebäuden pauschal um 10 % reduziert und die darüber hinaus gehenden Durchflussmengen werden optimiert.
• Geprüft wird darüber hinaus die Nutzung von Schleusen durch nicht gewerbliche Freizeitverkehre.
Eine Energiespar-Initiative für unsere Stadt
Ganz Hamburg muss Energie sparen. Um Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen sowie Vereine und Verbände zu motivieren, aber auch konkret zu helfen, bereiten der Senat, die Kammern und weitere Partnerorganisationen eine Energiespar-Initiative vor. Ab September 2022 sollen Info-Teams in der Stadt Tipps und Beratungsangebote anbieten, eine gemeinsame Internetseite soll entsprechende Informationen bündeln. Bereits gestartete Energiespar-Kampagnen können sich dieser Initiative anschließen. Ziel ist, ganz Hamburg zum Mitmachen beim Energiesparen zu motivieren.
Mit öffentlichen Gebäuden mit gutem Beispiel vorangehen
Den öffentlichen Unternehmen und öffentlichen Gebäuden kommt bei diesen Herausforderungen eine Vorbildfunktion zu – und sie können allein durch ihre Größenordnung mitunter entscheidende Energiemengen einsparen. Die Sprinkenhof GmbH als zentraler städtischer Gebäudedienstleister arbeitet im Auftrag der Finanzbehörde bereits seit längerem an vielfältigen innovativen Projekten im Sinne einer langfristigen, nachhaltigen Energiewirtschaft und auch konkreten Sofortmaßnahmen, die der Vorbildfunktion öffentlicher Gebäude gerecht werden sollen. Die folgenden Maßnahmen werden aktuell kostengünstig und zukunftsweisend umgesetzt:
Hydraulischer Abgleich und intelligente Thermostatventile
Sprinkenhof arbeitet seit Ende Juni 2022 mit zwei innovativen Startups zusammen um einen hydraulischen Abgleich in den öffentlichen Objekten durchzuführen und intelligente Thermostatventile zu installieren. Der breit aufgestellte hydraulische Abgleich sowie der Wechsel der Thermostatventile führt zu einer Ersparnis von rund 10 – 20% an Energie und CO2. Aktuell sollen ca. 5.000 Heizkörper abgeglichen und umgerüstet werden. Die große Installationsserie startet im August 2022 im Rathaus Bergedorf sowie in vier weiteren öffentlichen Objekten. Das enorme Einsparpotential hat die Technologie der intelligenten Thermostatventile bereits in einem großen Hamburger Museum unter Beweis gestellt. Das Projektvolumen beläuft sich vorläufig auf bis zu 2 Mio. Euro.
Europaweite Ausschreibung zur intelligente Gebäudesteuerung und -optimierung
Die intelligente Steuerung von Gebäudeleittechnik bietet den Betreibern enorme Einsparpotentiale hinsichtlich des Energieverbrauchs und des CO2 Ausstoßes. Diese Potentiale möchte auch die Sprinkenhof GmbH ausschöpfen und hat bereits zwei Pilotprojekte in größeren Objekten der Polizei und Feuerwehr gestartet, die die innovative Technologie erproben. Erste Erfolge sind sichtbar, weswegen Sprinkenhof derzeit eine europaweite Ausschreibung zur Installation von KI-gesteuerter Gebäudeleittechnik auswertet.
Fernwärme statt Gas in Gewerbehöfen
Die Gewerbehöfe Behringstraße und Strese 375 werden voraussichtlich noch vor der Heizperiode 22/23 von Gas auf Fernwärme umgerüstet. Das verschafft der Sprinkenhof GmbH und Hamburg weniger Abhängigkeit vom derzeit knappen Rohstoff Erdgas. Die Umrüstung weiterer Gewerbehöfe ist für die nächsten Jahre geplant.
Offener Austausch und gemeinsame Lösungen
So vielfältig und divers wie die Objekte der Sprinkenhof GmbH sind, so unterschiedlich können auch die Lösungswege zur akuten aber auch langfristigen Energieersparnis sein. Im offenen Austausch werden individuelle Lösungswege gefunden – sei es das Absenken der Standardtemperatureinstellung, fachkundige Beratung zur Funktion der Gebäudetechnik oder etwa das Angebot die Betriebskostenvorauszahlung zu verdoppeln um eine große Nachzahlung zu verhindern. Bei externen Gewerbemietern wird – ähnlich wie in der Corona-Krise auch – nach individuellen Lösungen für im Einzelfall existenzbedrohende Nachzahlungen gesucht – sei es Stundung oder Ratenzahlung.
Pressemitteilung der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) und der Finanzbehörde
NABU-Kommentierung zu den Energiesparmaßnahmen der Stadt
Siegert: „Alles abschalten, was nicht notwendig ist“
Auf der Landespressekonferenz haben Umweltsenator Jens Kerstan und Finanzsenator Andreas Dressel Energiesparmaßnahmen der Stadt Hamburg vorgestellt. Der NABU begrüßt viele der Ansätze des Hamburger Senats, den Energieverbrauch in der Verwaltung und im öffentlichen Raum zu senken, um wertvolle Ressourcen einzusparen. Zudem würdigt der NABU die geleisteten Beiträge aus Industrie und privaten Haushalten, die bereits einen Einsparbeitrag von rund 35 Prozent Gas beigetragen zu haben. Trotzdem gehen dem NABU Hamburg die Maßnahmen der Stadt nicht weit genug, um deutlichere Zeichen gegen überflüssige Ressourcenverschwendung und eine grundsätzliche gesellschaftliche Veränderung zu setzen. Dazu gehörte nach Auffassung des NABU, dass übergangsweise zum Beispiel auch auf ressourcenintensive Großveranstaltungen wie Cruise- oder Harley-Days oder der Hafengeburtstag verzichtet werden sollten.
Dazu Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg:
„Wir wollen wirklich keine Spaßbremse sein und haben natürlich grundsätzlich Verständnis für die Branchen, die wie Schausteller oder Gastronomie von Großveranstaltungen profitieren. Trotzdem müssen Politik und Verwaltung in Zeiten der totalen Krise die Lücke bei den offensichtlichen Widersprüchen zwischen flehentlichen Aufrufen zum Sparen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und dem unnötigen Verballern wertvoller Ressourcen im Rahmen reiner Spaßveranstaltungen schließen. Wenn man die Energie umrechnet, die allein vier Kreuzfahrtschiffe im Hamburger Hafen verbrauchen, könnte man damit über Wochen viele tausend Hamburger Kühlschränke versorgen, bei denen die Hamburgerinnen und Hamburger laut politischem Willen jetzt die Temperatur drosseln sollen.“
Eine wirkliche gesellschaftliche Bewusstseinsveränderung, die nicht für wegen des Ukraine-Krieges sondern langfristig wegen der Klimafolgen vonnöten ist, setzt eine schlüssige Politik voraus. „Die Menschen sehen die Inkonsistenz, mit denen Politik und Verwaltung hier agieren“, so Siegert. Deswegen müsse für eine Übergangszeit jede Möglichkeit genutzt werden, um vor allem Gas, Öl und Kohle einzusparen. Dazu gehörte nach Auffassung des NABU auch ein innerstädtisches Tempolimit mit einer Regelgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern (km/h) und 50 km/h als Ausnahme auf großen Verkehrsachsen.
Pressemitteilung NABU Hamburg
BUND: Energiesparmaßnahmen der Stadt sind kein großer Wurf
Hamburg muss starke Anreize zum Energiesparen für Bevölkerung, Schulen und Unternehmen setzen / Verkehrssektor muss in Sparmaßnahmen einbezogen werden.
Die heute von Umweltsenator Jens Kerstan und Finanzsenator Andreas Dressel vorgestellten Energiesparmaßnahmen für Hamburg sind aus Sicht des BUND zu zögerlich und wenig ambitioniert. Den kurzfristig erforderlichen Einsparmaßnahmen vor dem Hintergrund der kriegsbedingten Energieknappheit würden sie keinesfalls gerecht.
„Was der Senat heute vorgestellt hat, sollte im wesentlichen längst Standard sein: Temperatur drosseln, Licht ausmachen, Heizungs- und andere Anlagen optimieren“, stellt Lucas Schäfer, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg, fest. „Was komplett fehlt, sind sofort mögliche Sparanreize für die Bevölkerung, für Unternehmen und auch für öffentliche Einrichtungen wie etwa Schulen, bei denen die Behörde z.B. das erfolgreiche Fifty-Fifty-Programm bereits vor Jahren abgeschafft hat.“
Der BUND kritisiert, dass viele der wirksameren Maßnahmen erst mittelfristig möglich sind und laut Senat zunächst geprüft werden sollen. Umweltsenator Jens Kerstan bezog sich dabei in der PK mehrfach auf den Klimaplan. „Bezeichnend ist, dass die vom Senat selbst gesetzte Frist für einen Zwischenbericht zum gültigen Klimaplan bereits seit einem halben Jahr (29.02.2022) überfällig ist. Entsprechend fraglich ist, inwiefern nun neu angekündigte Maßnahmen mittelfristig überhaupt in Umsetzung und ein Monitoring kommen, geschweige denn ausreichen“, so Schäfer.
Der BUND sieht insbesondere im Verkehrssektor sehr große und schnell umsetzbare Einsparmöglichkeiten. Vor dem Hintergrund, dass es enge Zusammenhänge zwischen dem Strom-, Gas- und Mineralölverbrauch gibt, müsse der öffentliche Nahverkehr deutlich gefördert und der Auto- sowie der Flugverkehr massiv zurückgedrängt werden. „Es kann nicht sein, dass wir im Mobilitätssektor die Freiheit des individuellen Fahrens und Reisens hochhalten, während viele Menschen im Winter ihre Heizung nicht mehr bezahlen können“, so Schäfer.
Pressemitteilung BUND Hamburg
Energiesparplan des Senats
Müller: „Hamburg leistet wichtigen Beitrag, um Gasmangellage zu verhindern“
Der Grüne Energiesenator hat heute das vom Senat beschlossene Maßnahmenpaket vorgestellt, das weitreichende Energieeinsparungen ermöglicht. Damit trägt die Hansestadt effektiv zur Erfüllung der Erdgas-Reduktionsziele der Europäischen Union bei. Nach Angaben der Bundesnetzagentur ist eine deutliche Reduzierung des Erdgasverbrauchs Voraussetzung, um eine Gasmangellage in den kommenden Monaten zu vermeiden. Die Grüne Fraktion Hamburg begrüßt den 25-Punkte-Plan und die angekündigte Energiesparinitiative als wichtige und notwendige Schritte, um die Gasversorgung auch im Winter unter schwierigen Bedingungen zu sichern.
Dazu Johannes Müller, energiepolitischer Sprecher der Grünen Fraktion Hamburg: „Die Bundesregierung bringt aktuell vieles auf den Weg, um Beschaffungsalternativen beim Gaseinkauf zu realisieren. Gleichzeitig muss der Verbrauch an Gas deutlich und schnell reduziert werden. Entsprechende Maßnahmen müssen jetzt umgesetzt werden, um in Herbst und Winter zu wirken. Mit dem heute vom Senat beschlossenen Energiesparplan geht Hamburg beim Energiesparen voran und schafft die Basis dafür, dass der Energieverbrauch in öffentlichen Gebäuden sowie der öffentlichen Infrastruktur schnell und effektiv sinkt. Der umfangreiche Plan sieht dafür verschiedene Instrumente vor, etwa die Absenkung der Raumtemperatur in Büros der öffentlichen Gebäude, die verstärkte flächendeckende Nutzung von Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden und den beschleunigten Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur. In dieser schwierigen Lage leistet die Stadt Hamburg mit dem beschlossenen Maßnahmenpaket einen solidarischen Beitrag, um eine Gasmangellage im kommenden Winter möglichst zu vermeiden. Neben den ebenfalls umfangreichen Einsparungen in der Industrie stellt Hamburg die Energieversorgung auf diese Weise kurz- und mittelfristig sicher. Langfristig schreitet der Ausbau der erneuerbaren Energien stetig voran, um Unabhängigkeit von fossilen Energien herzustellen – auch hier ist die Hansestadt auf einem guten Weg.“
Pressemitteilung Grüne Fraktion Hamburg