Die Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, Dr. Dorothee Stapelfeldt, hat bei der Fachkonferenz „Wohnen in Hamburg 2030“ am Dienstag (26. April) angekündigt, die bisherige Zielsetzung für den Wohnungsbau in Hamburg nahezu zu verdoppeln.
Auf Einladung der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen diskutierten rund 200 Stadtplaner, Architekten, Vertreter der Wohnungswirtschaft, der Kammern und Verbände sowie Fachleute aus der Verwaltung, wie dieses Ziel erreicht werden kann.
„In den vergangenen Jahren haben wir uns mit Erfolg 6.000 Baugenehmigungen pro Jahr als Marke gesetzt, davon 2.000 sozial geförderte Wohnungen“, so die Senatorin. Künftig betrage das Ziel jährlich 10.000 Baugenehmigungen. „Das kommt nahezu einer Verdopplung der bisherigen Zielzahl gleich“, sagte Senatorin Stapelfeldt. Die Zahl der geförderten Wohnungen soll auf mindestens 3.000 steigen. Nicht inbegriffen sind die geplanten Flüchtlingsunterkünfte mit der Perspektive Wohnen, die zusätzlich entstehen.
Der Netto-Bevölkerungszuwachs in Hamburg sei ungebrochen, die Nachfrage nach Wohnraum in der Stadt entsprechend hoch, sagte Stapelfeldt. Schätzungen des Statistischen Bundesamtes gehen von einem Zuwachs der Hamburger Bevölkerung um 103.000 Menschen bis 2030 aus, was hochgerechnet einer Zunahme um 70.000 Haushalte entspricht. Darum sei es wichtiger denn je, Versäumnisse aus der Vergangenheit auszugleichen, sagte die Senatorin in ihrer Eröffnungsrede der von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen veranstalteten Fachkonferenz.
Der Senat verfolge eine Doppelstrategie, so die Senatorin. Unter der Überschrift „Mehr Stadt in der Stadt“ gehe es um Wachstum in den bestehenden Quartieren durch Schließen von Baulücken und maßvolle Verdichtung. Dazu gehöre auch, künftig höher und vielgeschossiger zu bauen − „orientiert an der Kulisse der Gründerzeit“, so Senatorin Stapelfeldt.
„Das große Bevölkerungswachstum erfordert es aber ebenfalls, anders als in den vergangenen Jahren über Stadterweiterung nachzudenken. Verdichtung allein reicht nicht“, sagte sie. Das Konzept „Mehr Stadt an neuen Orten“ habe die äußeren Stadtregionen als Siedlungsräume im Blick. „Wer astronomischen Mietpreisen vorbeugen will, weil Wohnraum immer knapper wird, muss bereit sein, auch über neue Siedlungsgebiete nachzudenken.“ Das geschehe im Dialog mit den wichtigen Verbänden und den Bürgerinnen und Bürgern. Es gelte, ein Flächenpotenzial in der Größenordnung von 150.000 Wohneinheiten zu identifizieren und dafür Schritt für Schritt Planrecht zu schaffen und Baureife herzustellen.
Sowohl in innerstädtischen wie in Randlagen verstehe sie Wachstum ausdrücklich sowohl quantitativ als auch qualitativ, betonte die Senatorin und fügte hinzu: „Mehr Wohnungen sind das eine große Ziel. Die Verbesserung der Wohnqualität, der Grün- und Freiflächen sowie der sozialen und kulturellen Einrichtungen gehört aber gleichermaßen dazu.“
Zur Fachkonferenz über Hamburgs Wohnungsbau in den kommenden anderthalb Jahrzehnten hatte die Behörde etwa 200 Fachleute aus Wissenschaft und Stadtplanung, der Immobilien- und Bauwirtschaft, den Kammern, der Wissenschaft und den Verbänden, außerdem Architekten und Planer, politische Vertreter aus den Bezirken und der Bürgerschaft, den öffentlichen Unternehmen und der Bezirks- und Landesverwaltung eingeladen sowie Referenten aus Berlin, München und Wien für Fachvorträge und Erfahrungsberichte gewonnen.
In vier Panels beschäftigten sich die Expertinnen und Experten mit den Erweiterungspotenzialen bestehender Siedlungen aus den Fünfziger- bis Siebzigerjahren, der innerstädtischen Verdichtung, der verstärkten Erschließung der östlichen Hamburger Stadtteile sowie der vom Senat angestrebten Siedlungserweiterung in den äußeren Stadtgebieten.
Die Fachkonferenz bildet den Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen zu Stadtentwicklungsthemen in den kommenden Monaten.
Pressemitteilung Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen
10.000 neue Wohnungen: BUND Hamburg warnt vor Bauwut zu Lasten von Natur und Lebensqualität
Hamburgs Planwerke müssen dringend aktualisiert werden / „Mehr Stadt an neuen Orten“ nicht zulasten von Freiräumen
Nach der heutigen Ankündigung von Bausenatorin Dr. Stapelfeldt, zukünftig 10.000 Wohnungen pro Jahr bauen zu wollen, warnt der BUND Hamburg vor einer Bauwut zu Lasten von Freiräumen und Lebensqualität. Ein Neubauvolumen in dieser Dimension würde die bereits jetzt zu hohe Flächenversiegelung vorantreiben und den Nutzungsdruck auf die letzten Freiräume der Stadt verstärken. Damit werde Hamburgs Markenzeichen als Grüne Metropole am Wasser verspielt und gleichzeitig der Natur- und Artenschutz weiter zurückgedrängt.
Aus Sicht des BUND Hamburg bedarf es dringend einer grundlegenden Aktualisierung bestehender Planwerke sowie Alternativen zur Wohnraumförderung im Bestand. Der Flächennutzungsplan und das Landschaftsprogramm stammen aus dem Jahr 1997 und sind völlig veraltet. Im Sinne einer verträglichen Entwicklung Hamburgs müssten diese Regelwerke dringend überarbeitet und als verbindliche Vorgabe für die Bezirke von der Hamburger Bürgerschaft demokratisch beschlossen werden – so die Forderung des Verbandes.
„10.000 Wohnungen sind ein starkes politisches Signal. Die Umsetzung derartiger Planungen ist aber ohne eine Neuaufstellung der landesweiten Planwerke stadtentwicklungspolitisch unverantwortlich“, so Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg. Bereits für die derzeit laufenden Planungen sollen fast 200 Hektar Fläche in Landschaftsschutzgebieten geopfert werden. Es sei zu befürchten, dass die Ankündigung von „Mehr Stadt an neuen Orten“ vor allem die Inanspruchnahme wertvoller Freiflächen bedeute.
Pressemitteilung Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Hamburg
Kraftanstrengungen für Hamburgs Wohnungsneubau werden noch einmal deutlich verstärkt
Angesichts der heutigen (27.4.) Debatte zum Thema Bündnis für Wohnen erklärt der stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion Dirk Kienscherf: „Das erstmals vom SPD-Senat 2011 initiierte Bündnis für Wohnen hat in den letzten Jahren sehr erfolgreich gearbeitet. Die hohen Fertigstellungszahlen beim Wohnungsneubau sowie die verbesserten Mieterschutzregelungen sind ein Beleg dafür. Jetzt geht es darum, das Bündnis fortzuentwickeln und dabei auch bisher offene Fragen zu klären, so etwa die Details für das Wohnungsmarktgutachten zur Mietpreisbremse. Alle Beteiligten haben weiterhin das Ziel, die erfolgreiche Arbeit fortzusetzen.“
Dieser Grundkonsens sei in ganz Hamburg deutlich sichtbar, so Kienscherf weiter: „Dank des großen Engagements aller Beteiligten schreitet der Wohnungsneubau weiter erfolgreich voran. Überall in der Stadt entstehen neue, dringend benötigte Wohnungen. Die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum ist aufgrund steigender Bevölkerungszahlen in allen Metropolregionen Deutschlands ein zentrales Thema, das wurde auf der gestrigen Wohnungskonferenz von Vertretern aus anderen Großstädten bestätigt. Unser Ziel ist es daher, den Wohnungsneubau in den nächsten Jahren noch einmal deutlich auszuweiten und jedes Jahr den Bau von mindestens 10.000 Wohnungen zu genehmigen. Allein die Zielzahlen für den sozialen Wohnungsbau werden wir um 50 Prozent auf dann 3.000 Wohnungen pro Jahr steigern, davon wird SAGA GWG jährlich 2.000 Wohnungen errichten. Die großen Stadtentwicklungsprojekte wie Mitte Altona, A7-Deckel, Stromaufwärts an Elbe und Bille sowie die Entwicklung von Wilhelmsburg/Harburg sind Beleg für eine innovative, nachhaltige und sozial verantwortungsvolle Hamburger Wohnungspolitik. Gleichzeitig hat auch der Mieterschutz, zum Beispiel durch die Prüfung weiterer sozialer Erhaltungsverordnungen, für uns oberste Priorität.“
Pressemitteilung SPD-Bürgerschaftsfraktion