Das frischgekürte Rotkehlchen mag es wild und giftfrei / Jeder Garten hat seinen eigenen Jahresvogel
Klein, rund und knopfäugig: das Rotkehlchen ist der Vogel des Jahres. Weil der zutrauliche Vogel in unseren Gärten lebt, kann gerade jetzt zum Start der Gartensaison jeder etwas für den gefiederten Sympathieträger tun. Der Bestand des mit 3,4 bis 4,3 Millionen Brutpaaren achthäufigsten Vogels in Deutschland ist derzeit nicht gefährdet. Damit das so bleibt, müssen Gärten, Parks und Wälder möglichst naturnah gestaltet werden.
„Erithacus rubecula, so der lateinische Name, ist bundesweit verbreitet. Er kommt praktisch in jedem Garten vor“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller, „Diese Art ist sehr territorial. Das heißt, ein Vogel besetzt mit seinem Partner ein bestimmtes Gebiet und verteidigt es gegen Artgenossen. Man sieht also immer dieselben Vögel – jeder hat seinen ganz ,persönlichen‘ Vogel des Jahres im Garten.“ Häufig könne man erleben, dass ein Rotkehlchen beim Umgraben neugierig zuschaue und ganz nah herankomme. Miller: „Der Vogel weiß, dass wir bei der Gartenarbeit Leckerbissen für ihn freilegen. Diese Verhaltensweise dürfte zur Beliebtheit und zum Sieg des Rotkehlchens bei der ersten öffentlichen Wahl zum Vogel des Jahres wesentlich beigetragen haben.“ Die meisten Vogelarten singen nur zur Brutzeit – das Rotkehlchen aber auch im Winter, um ein Winter-Territorium zu verteidigen. Dann singen sogar die Weibchen. Dabei starten die Sänger schon besonders früh: 50 Minuten vor Sonnenaufgang. Damit ist es einer der frühesten Vögel. Miller: „Möglich machen das seine großen schwarzen Augen, mit denen es im Halbdunkel gut sehen kann.“
Damit der Jahresvogel sich wohlfühlt, können Gartenbesitzende einiges tun. Die wichtigsten Tipps sind:
• Mut zur Unordnung! Wilde Ecken mit dichten Sträuchern sind für Erithacus rubecula ein Paradies. Hier findet es Schutz und unter am Boden liegenden Laub seine Nahrung. Es sucht nach Würmern, Schnecken, Spinnen und Insekten. In der kalten Jahreszeit mag es auch Beeren von heimischen Gehölzen, wie Vogelbeere und Weißdorn.
• Kein Gift im Garten! Pestizide töten seine Nahrung. Ist nichts zu fressen da, macht es den Abflug.
• Keine versiegelten Flächen! Das Rotkehlchen braucht offene Böden. Ganz schlecht sind Schottergärten und Kunstrasen. Dort kann der Jahresvogel nicht leben, weil er kein Futter und keine Brutmöglichkeit findet.
• Befristeter Lockdown für Hauskatzen! Zur Brutzeit – insbesondere Ende April bis Ende Juni, wenn die Jungen flügge werden – Katzen am frühen Morgen und Vormittag nicht aus dem Haus lassen. Rotkehlchen brüten in offenen Nestern im Gebüsch und sind darum leichte Beute. Selbst die bloße Anwesenheit von Katzen kann Eltern davon abhalten, ihre Jungen zu füttern.
Der Jahresvogel ist aber nicht nur in Gärten und Parks zuhause. „Zwei Drittel aller Rotkehlchen leben im Wald. Darum erfordert diese Art eine naturnahe Waldbewirtschaftung“, so Miller. „Strukturreiche Wälder mit einer Strauchschicht und viel Totholz am Boden sind ideal.“
Das Rotkehlchen ist der erste öffentlich gewählte Vogel des Jahres. Es hat mit 59.267 Stimmen (17,4 Prozent) vor Rauchschwalbe und Kiebitz das Rennen um den Titel unter den verbliebenen zehn Stichwahlkandidaten gemacht. Insgesamt über 455.000 Menschen beteiligten sich an der Wahl. Das Rotkehlchen trägt nun zum zweiten Mal nach 1992 den Titel.
Artenporträt Rotkehlchen: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/portraets/rotkehlchen/
Mit mehr als 820.000 Mitgliedern und Fördernden ist der 1899 gegründete NABU der älteste und mitgliederstärkste Umweltverband Deutschlands. Der NABU engagiert sich für den Erhalt der Lebensraum- und Artenvielfalt, den Klimaschutz sowie die Nachhaltigkeit der Land-, Wald- und Wasserwirtschaft. Zu den zentralen NABU-Anliegen gehören auch die Vermittlung von Naturerlebnissen und die Förderung naturkundlicher Kenntnisse. Mehr Infos: www.nabu.de/wir-ueber-uns
Pressemitteilung NABU Hamburg