Durch Recherchen der ZEIT Hamburg ist die Datengrundlage der Volksinitiative „Hamburgs Grün erhalten“ kritisch in Frage gestellt worden. Dabei wird uns, dem NABU Hamburg, vorgeworfen, mit Tricks und Täuschungsmanövern falsche Daten zu verwenden. Tatsächlich sind uns die Daten als offizielle Zahlen im Juni 2017 von den städtischen Behörden zur Verfügung gestellt worden, nachdem wir die Behörden angeschrieben hatten.
Die Anfrage sollte gewährleisten, dass „die Diskussion um die Entwicklung von Hamburgs Grün auf einer soliden Faktenbasis erfolgen kann.“
Leider haben wir die Hinweise unserer eigenen Fachleute, dass die Daten des Statistischen Landesamtes in ihrer Erhebung Schwächen aufweisen, nicht auch auf die von der Fachbehörde gelieferten Zahlen bezogen. Das hätten wir tun müssen und räumen das Versäumnis ein. Vom heutigen Standpunkt bedauern wir sehr, dass uns dieser Fehler unterlaufen ist und wir uns zu unbedacht auf diese Zahlen gestützt haben. Die Aussage, dass seit 2001 die Siedlungs- und Verkehrsflächen im Durchschnitt 186 Hektar pro Jahr zugenommen haben, werden wir daher nicht aufrechterhalten.
Alexander Porschke, Vorsitzender NABU Hamburg zu den Vorwürfen:
„Die Kritik an der Verwendung der behördlichen Zahlen zur Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung ist leider berechtigter, als es uns bisher klar gewesen ist. Hinweise aus unserem Haus auf die Schwäche der Datenbasis hatten wir in ihrer Tragweite nicht ausreichend berücksichtigt. Das tut uns leid und für damit in Zusammenhang stehende Irritationen bitten wir um Entschuldigung. An der Absicht, die Diskussion um die Entwicklung von Hamburgs Grün auf einer soliden Faktenbasis zu führen, halten wir allerdings fest und haben uns deshalb an das Statistische Landesamt gewandt, um zu erfahren, welche Daten einer kritischen Überprüfung standhalten würden, so dass wir sie in der weiteren Diskussion verwenden können. Auch unsere übrigen Daten wollen wir noch einmal überprüfen und anschließend auf unserer Website ihre Herleitung veröffentlichen.“
Die Erhebungen zur Siedlungs- und Verkehrsfläche stellen nur eine Möglichkeit dar, das Wachstum der Stadt zu dokumentieren. Ein Indikator für Grünverlust ist der Versiegelungsgrad, zu dem wir in Kürze neue Daten erwarten. Auch diese werden wir hinterfragen und auswerten.
Malte Siegert, Leiter der Umweltpolitik beim NABU Hamburg, stellt noch einmal die Kernforderung dar, mit der die Volksinitiative angetreten ist:
„Tagtäglich erlebt fast jeder in seinem Stadtteil, dass an allen Ecken gebaut wird. Genau mit diesen Anliegen sind unsere Mitglieder an uns herangetreten. Das war der Startschuss für die Initiative „Hamburgs Grün erhalten“. Im Zentrum der Kampagne steht weiterhin, den Senat dazu zu bewegen, das im Landschaftsprogramm der Freien und Hansestadt Hamburg beschriebene Ziel des Erhalts bestimmter so genannter „Milieus“ (u.a. Landwirtschaftliche Kulturlandschaft, Parkanlagen, Friedhöfe…) auch tatsächlich ernst zu nehmen.“
Auch Alexander Porschke sieht die Initiative nach wie vor als richtigen Weg, um Hamburgs Grün bestmöglich zu schützen.
„Unsere Initiative zielt auf die künftige Stadtentwicklung. Autobahnbauvorhaben, Gewerbeflächenentwicklung und das „Bündnis für das Wohnen“ geben die Richtung für die kommenden Jahre vor, nach der Bautätigkeiten weitere Flächen in Anspruch nehmen werden. Die zusätzliche Senatsstrategie „Mehr Stadt an neuen Orten“ will – anders als im ZEIT-Artikel dargestellt – gerade weitere Grünflächen in Anspruch nehmen. Dem wollen wir eine Grenze setzen. Und deshalb werden wir unsere Volksinitiative „Hamburgs Grün erhalten“ weiter fortsetzen.“
Pressemitteilung NABU Hamburg