Tag des Artenschutzes: Arten retten heißt investieren

Naturschutz muss finanziell und politisch Priorität bekommen
Der Tag des Artenschutzes wurde 1973 im Rahmen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens ins Leben gerufen, um bedrohte wildlebende Arten zu schützen, die durch Handelsinteressen gefährdet sind. Seither findet er jährlich am 3. März als weltweiter Gedenk- und Aktionstag statt. Doch während an diesem Tag die Bedeutung der biologischen Vielfalt betont wird, schreitet der Artenrückgang unaufhaltsam voran.

Das diesjährige UN-Motto „Wildlife Conservation Finance: Investing in People and Planet“ macht deutlich: Schutzmaßnahmen können nur wirksam sein, wenn sie mit ausreichend finanziellen Mitteln zur Umsetzung hinterlegt sind. Dr. Verena Riedl, NABU-Teamleitung Naturschutz, sieht die künftige Bundesregierung in der Verantwortung, Naturschutz als langfristige Investition zu begreifen und sich weiterhin entschlossen für die Finanzierung der Biodiversität einzusetzen. „Dazu gehört auch, Deutschlands Verantwortung in der internationalen Zusammenarbeit wahrzunehmen – beispielsweise mit Blick auf die Vertragsstaatenkonferenz zur Biologischen Vielfalt (CBD COP16, derzeit in Rom) und die UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen. Der scheidende Bundeskanzler Scholz versprach ab 2025 jährlich 1,5 Milliarden Euro für den internationalen Biodiversitätsschutz bereitzustellen und die bisher jährlich verausgabten Mittel (rund 750 Millionen Euro pro Jahr von 2017 bis 2021) zu verdoppeln. Gerade in Zeiten globaler Krisen und Rückschritten bei der Unterstützung von Entwicklungszusammenarbeit seitens der USA, appellieren wir an den neuen Bundeskanzler Merz, dieses wichtige internationale Signal zum Engagement Deutschlands weiterzuführen,“ so Riedl.

Aus Sicht des NABU muss die künftige Regierung auch auf nationaler Ebene den eingeschlagenen Kurs fortsetzen und die Wiederherstellung von Mooren, Wäldern, Flüssen und grünen Städten mit ausreichend finanziellen Mitteln ausstatten, beispielsweise über den Klima- und Transformationsfonds. Denn nur durch eine gesicherte Finanzierung von konkreten, rechtsverbindlichen Maßnahmen und attraktiven Anreizen zur Wiederherstellung von Artenvielfalt, ob auf dem Acker oder im Wald, können Natur- und Klimakrise gebremst werden. Denn mit wasserspeichernden und fruchtbaren Böden, mit naturnahen Flüssen und alten Wäldern schützen wir nicht nur uns Menschen vor den zunehmenden Wetterextremen, sondern sichern auch die Produktionsgrundlage vieler Bereiche unserer Wirtschaft langfristig.

Riedl: “Der heutige Tag des Artenschutzes mahnt: Trotz knapper Kassen braucht es jetzt öffentliche und private Investitionen in die Zukunft – für den internationalen Naturschutz und effektive Renaturierungsprojekte in Deutschland. Auch die Wirtschaft sollte Biodiversität als Chance begreifen.”

Pressemitteilung NABU


Welttag des Artenschutzes: Gartenschläfer in Not
Anlässlich des Welttages des Artenschutzes am 3. März, machen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Bilchexperten der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) auf den Gartenschläfer aufmerksam. Das kleine Tier mit der charakteristischen Zorro-Maske zählt zu den gefährdeten Arten. Gartenschläfer kommen nur in Europa vor. Ihr Verbreitungsgebiet ist in den vergangenen 100 Jahren bedrohlich geschrumpft, seit 1970 mit zunehmenden Tempo.

Die Weltnaturschutzunion (International Union for Conservation of Nature, IUCN) stuft den Gartenschläfer seit 2024 auf ihrer Roten Liste der gefährdeten Arten als „gefährdet“ ein. Vorher stand er auf der „Vorwarnliste“ – auch aufgrund mangelnder Daten zur tatsächlichen Verbreitung. Zur Neueinschätzung haben die Erkenntnisse aus dem Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ maßgeblich beigetragen. Durch die erstmalige systematische Erfassung von Art und Lebensraum sowie mit Hilfe einer Online-Meldestelle konnten tausende Nachweise gesammelt werden. So entstand eine aktuelle Verbreitungskarte der bisher kaum erforschten Art in Deutschland. Die Karte zeigt, dass der Gartenschläfer zwischen 1970 und 2018 dramatische Verluste erlitten hat: Rund ein Drittel seines Verbreitungsgebietes hat die Art verloren.

Das gemeinsames Projekt von BUND, JLU und Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung hilft, die restlichen Bestände des Gartenschläfers in weiten Teilen seines deutschen Verbreitungsgebietes zu sichern. Die entwickelten Schutzmaßnahmen wurden in einem Katalog zusammengestellt. Sie können als Vorbild für ähnliche Projekte in den Nachbarländern dienen.

Der Welttag des Artenschutzes wird seit 2013 jedes Jahr am 3. März begangen. Er erinnert an die Unterzeichnung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens am 3. März 1973. Der Gedenktag soll auf die Bedeutung wildlebender Tier- und Pflanzenarten für den Menschen sowie auf den anhaltenden weltweiten Verlust der biologischen Vielfalt aufmerksam machen.

Hintergrund:

Der Gartenschläfer ist ein nachtaktiver Kleinsäuger und gehört wie der Siebenschläfer zu den Bilchen. Er ist eine sogenannte „Verantwortungsart“, weil Deutschland im Zentrum seines Verbreitungsgebietes in Europa liegt. Das Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ (2018-2024) konnte die Verbreitung der Art erstmals genauer beschreiben und die genetischen Grundlagen sowie wichtige Erkenntnisse zu Biologie, Lebensräumen und Aktivitätsmustern der Art gewinnen. Diese Erkenntnisse sind Voraussetzung für die Umsetzung von Schutzmaßnahmen. Das Projekt wurde im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.

Pressemitteilung BUND

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