– keine „Wunderbäume“ auf Kosten der Natur – Selbert: Ökosystemfremde Baumarten können Stabilität des Waldes gefährden
Zum Tages des Baumes (25.4.) macht der NABU auf die besondere Bedeutung heimischer Baumarten in der Forstwirtschaft aufmerksam. Ob Stieleiche, Rotbuche, Weißtanne, Spitzahorn oder Sommerlinde – heimische Bäume bieten enormes Potenzial, um unsere Wälder naturnah im Klimawandel weiterzuentwickeln. Diese heimischen Bäume stehen in ständigem Austausch mit unzähligen Tier- und Pflanzenarten. Ihr komplexes Zusammenspiel sorgt dafür, dass sich Wälder aus eigener Kraft erneuern, weiterentwickeln und über lange Zeit bestehen können.
Artenreiche Wälder sind dadurch nicht nur produktiver, sondern auch widerstandsfähiger gegen Gefahren wie Stürme, Trockenheit, Hitze, Brände oder Schädlinge. Gleichzeitig warnt der NABU vor einer starken Überprägung der heimischen Waldökosysteme durch übermäßigen und großflächigen Anbau ökosystemfremder Baumarten wie Douglasie, Roteiche oder Blauglockenbaum.
“Der Klimawandel stellt die Forstwirtschaft vor große Herausforderungen. Zunehmend gewinnen Vorschläge an Gewicht, heimische Baumarten vermehrt durch fremde Arten zu ersetzen. Doch diese sind oft nur unzureichend in unsere heimischen Ökosysteme eingebunden. Sie drohen die Entwicklung des Waldes in eine Sackgasse zu führen – mit erheblichen ökologischen wie wirtschaftlichen Risiken“, betont NABU-Waldexperte Sven Selbert. “Es gibt keine Wunderbäume: Hitze und Dürre betreffen nicht nur heimische Arten, sondern längst auch vorgeblich resiliente, eingeführte Forstpflanzen. Eine starke forstliche Überformung des Waldes führt dabei zu einer ökologischen Verarmung, die neue Verwundbarkeiten schafft – etwa durch später ebenfalls eingeschleppte Schädlinge, denen natürliche Gegenspieler fehlen.”
Der NABU spricht sich für einen ökologisch fundierten Waldumbau aus, bei dem standortangepasste, heimische Baumarten gezielt gefördert werden. Der Anteil nicht-heimischer Baumarten sollte hingegen nicht höher als 20 bis maximal 30 Prozent sein, um die widerstandsfähigen Waldgesellschaften nicht zu gefährden. In besonders geschützten Wäldern soll ganz darauf verzichtet werden, fremde Baumarten anzupflanzen. Der NABU fordert Bund und Länder außerdem dazu auf, Förderprogramme konsequent auf naturnahe Waldbewirtschaftung auszurichten und die Risiken großflächiger Anpflanzungen nicht heimischer Arten stärker zu berücksichtigen.
Pressemitteilung NABU (23.4.)
Tag des Baumes: Warum seine Ökosystemleistungen für uns unverzichtbar sind
Anlässlich des Tags des Baumes am 25.04. appelliert der NABU Hamburg an Politik und Verwaltung, Bäume besser zu schützen und zu erhalten. Bäume sind besonders in Städten zahlreichen Herausforderungen ausgesetzt. Sie stehen angesichts sich aufheizender Städte zunehmend unter Trockenstress, in den meist viel zu kleinen Baumscheiben kann Wasser nur unzureichend versickern, weil Parkplätze und Fußwege oft bis unmittelbar an den Stamm gepflastert sind. Statt weiter Parkraum zu entwickeln, sollten nach Auffassung des NABU wo immer möglich Flächen entsiegelt werden, damit das Wasser wieder versickern kann und der Vegetation zur Verfügung steht. Außerdem sollte durch bauliche Maßnahmen Regenwasser den Bäumen aktiv zugeleitet oder durch Geländemodellierung in Richtung Bäume gelenkt werden. Vor dem Hintergrund des Klimawandels muss jetzt unbedingt in eine funktionierende grüne Infrastruktur investiert werden, so der Umweltverband.
Stadtbäume übernehmen gerade in dicht besiedelten Städten mit meist mäßiger Luftqualität viele nützliche Funktionen. So tragen Bäume als integraler Bestandteil einer lebendigen Stadtnatur nicht nur zu einem schönen Stadtbild bei. Sie spenden vor allem Schatten, produzieren Sauerstoff, filtern Schadstoffe und verbessern somit die Luftqualität. Zudem schützen Bäume vor Wind, halten Lärm ab, speichern Kohlenstoff und bieten anderen wichtigen Tieren wie Vögeln oder Insekten einen unverzichtbaren Lebensraum. All diese so genannten „Ökosystemleistungen“ gibt es völlig kostenlos. Noch. Denn je stärker der Mensch die Funktionen von Bäumen einschränkt oder sogar komplett zerstört, desto mehr Geld kostet es am Ende die Gesellschaft.
„Wieso schützen und fördern Politik und Verwaltung diese kostenlosen Ökosystemleistungen von Bäumen nicht besser? Wie dumm müssen wir denn sein, wenn wir es zulassen, dass jeder Parkplatz an einem Baum wichtiger ist, als der Baum selbst? Wir sind wegen der vielen positiven Wirkungen von Bäumen in der Stadt gut beraten, sie zu erhalten und alles dafür zu tun, dass Stadtbäume alt werden können. Allein deswegen, weil heute neu gepflanzte Bäume eine viel geringere Lebenserwartung haben“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender vom NABU Hamburg.
Beim Baumschutz muss nach dem Prinzip Erhalt vor Ersatz gehandelt werden. Ein alter Baum, der in der Stadt groß geworden ist, wird niemals in seiner Funktion von einem neu gepflanzten Baum zu ersetzen sein. Je älter ein Baum, desto mehr leistet er für uns, er speichert mehr Kohlenstoff und produziert mehr Sauerstoff als ein junger Baum. Zum Beispiel kann eine 80 Jahre alte Linde jährlich 89.000 Liter Sauerstoff bilden und 160 kg CO2 binden, ihre Kühlleistung durch Verdunstung beträgt 32.700 kWh, im Gegensatz zu einer 20 Jahre alten Linde, die jährlich 10.000 Liter Sauerstoff bildet, 18 kg CO2 bindet und eine Kühlleistung von 3.300 kWh hat (Quelle: https://gruene-stadt-der-zukunft.de/steckbrief-baeume-als-hitzeschutz/).
Die NABU-Gruppe Eimsbüttel bietet mit der App „Hallo Baum“ die Möglichkeit, Infos zu den einzelnen Hamburger Straßenbäumen wie Alter, Leistungen zu Sauerstoffproduktion und Beschattung abzurufen. Weitere Informationen zu der App „Hallo Baum“ unter www.NABU-hamburg.de/baumschutz
Pressemitteilung NABU Hamburg (24.4.)
Viele Bäume machen einen Wald
BUND fordert Erhalt des Wilden Waldes in Wilhelmsburg und des Kirchtals in Altenwerder
Zum Tag des Baumes am 25. April macht der BUND Hamburg auf den hohen Wert wild wachsender Bäume aufmerksam und spricht sich gegen die geplanten Bauvorhaben im Wilden Wald in Wilhelmsburg und im Kirchtal in Altenwerder aus. Beide sind in den vergangenen Jahrzehnten ohne Pflanzung zu wertvollen Beständen herangewachsen.
Natürlich aufgewachsene Wälder sind vielfältiger als alles, was durch Pflanzung erreicht werden kann. Der BUND fordert, solche Entwicklungen öfter zuzulassen und die bestehenden, wilden Wälder zu schützen. „Gerade mit Blick auf Klimawandel und Artensterben braucht Hamburg Flächen mit gewachsenem Baumbestand wie die in Wilhelmsburg und in Altenwerder“, fordert Sabine Sommer, Vorsitzende des BUND Hamburg.
Das Pflanzen neuer Bäume sei nicht immer die beste Methode, um Bäume zu etablieren. Bäume, die spontan keimen und aufwachsen dürfen, sind vitaler und an den Standort angepasst. Langfristig bedeutet dies eine deutlich ausgeprägtere Anpassungsgabe an klimatische Veränderungen, also bessere Überlebenschancen im Klimawandel und einen geringeren Pflegeaufwand im Vergleich zu verpflanzten Jungbäumen.
„Leider verkennt auch die neue Regierung den Wert solcher Flächen. Der heute vorgestellte Koalitionsvertrag kündigt neben weiteren Planungen in Wilhelmsburg die Bebauung des Wilden Waldes explizit an – ein fataler Fehler!“, findet Sommer. „Der Wilde Wald wie das Altenwerder Kirchtal haben eine wichtige Bedeutung für das Stadtklima und den lokalen Biotopverbund und sind deshalb für eine Bebauung tabu.“
Pressemitteilung BUND Hamburg
Foto: Drosselbek im Wohldorfer Wald © wuz