Stellungnahme von Greenpeace zu den Verhandlungen der Internationalen Meeresbodenbehörde zum Start des Tiefseebergbaus
Heute beginnt die letzte Verhandlungsrunde der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) über den möglichen Start des Tiefseebergbaus. Gestern endete die Zweijahresfrist, die der Inselstaat Nauru als Antragsteller stellvertretend für das Tiefseebergbau-Unternehmen “The Metals Company” ausgelöst hat. Damit ist ein Schlupfloch entstanden, das es Staaten ermöglicht, auch bei unvollständigen Regularien Anträge auf kommerziellen Abbau zu stellen.
Auf ein Moratorium konnten sich die Mitgliedstaaten der ISA in den vergangenen zwei Jahren nicht einigen. Greenpeace Meeresexperte Till Seidensticker befürchtet, dass die abschließenden Verhandlungen lediglich Schaden begrenzen können:
“Es ist eine Katastrophe, dass Staaten Anträge auf Tiefseebergbau stellen können, die nicht einmal einer verbindlichen Regulierung unterliegen. Damit steht die Tür für die Ausbeutung unberührter Tiefseeböden gefährlich offen. Es ist nicht möglich, ein Regelwerk für den Tiefseebergbau aufzustellen, das die Tiefsee schont. Ganz gleich in welcher Form vernichtet Tiefseebergbau einen extrem empfindlichen Lebensraum am Grund des Meeres. Der nächste Schritt der Verhandlungen darf deshalb kein verspätetes Regelwerk sein, vielmehr muss die ISA die Tiefsee vor jeglichem industriellen Eingreifen durch ein Moratorium schützen. Einige Länder, auch Deutschland, sind vorangegangen und haben eine Pause beim Tiefseebergbau gefordert. Es ist wichtig, dass die Bundesregierung ihren Einfluss nutzt und weitere Staaten davon überzeugt, sich für ein Moratorium auszusprechen.
Die Tiefsee ist ein außergewöhnlicher Lebensraum, der viel verletzlicher ist als andere. Wo Tiefseebergbau stattfindet, wird jegliches Leben auf dem Meeresboden zerstört. Es bräuchte Jahrtausende, um den Schaden eines solchen Eingriffs und dessen Folgen für die Biodiversität zu begrenzen, womöglich bleibt er für immer. Die Mitgliedstaaten der ISA müssen sich jetzt klar für den Schutz dieses unwiederbringlichen Lebensraums einsetzen und damit entscheiden, welches Erbe sie unseren nachfolgenden Generationen hinterlassen wollen.”
Hintergrund: Eine Studie, die Greenpeace beim Öko-Institut in Auftrag gegeben hat, kommt zu dem Ergebnis, dass die Metalle aus der Tiefsee nicht benötigt werden und widerlegt damit das Argument der Industrie, Tiefseebergbau sei der sauberste Weg zur Elektromobilität. Zentrale und seltene Batterie-Rohstoffe wie Lithium und Graphit können aus den in der Tiefsee vorhandenen Manganknollen nicht gewonnen werden: Einerseits enthalten sie kein Graphit. Andererseits ist Lithium nur in solch geringen Mengen enthalten, dass sich ein Herauslösen wirtschaftlich nicht lohnt.
Pressemitteilung Greenpeace