Überhöhte Stickoxidemissionen bei Lkws

Noch immer überschreiten zahlreiche Lkw im Realbetrieb auf der Autobahn die gesetzlichen Grenzwerte für Stickoxid (NOx). Das zeigen aktuelle Messungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Das Emissions-Kontroll-Institut (EKI) der DUH hat bei 235 Lkw-Modellen der Abgasstufen Euro V und VI Messungen im Realbetrieb durchgeführt und bei knapp der Hälfte Grenzwertüberschreitungen festgestellt.

 

Bereits vor über drei Jahren hatte die DUH teils massive Grenzwertüberschreitungen nachgewiesen und die Ergebnisse dem Bundesverkehrsministerium sowie dem Bundesamt für Güterverkehr zur Verfügung gestellt. Jetzt ist klar, dass die verantwortlichen Behörden die damals geforderten Emissionskontrollen und Sanktionierungen nicht umgesetzt haben.

Anlass für die neuen Messungen war unter anderem der gestiegene AdBlue-Preis und die daraus folgende Annahme der zunehmenden Verwendung von illegalen AdBlue-Emulatoren. Durch den Einbau eines Emulators wird die Funktion des Katalysators verringert, indem die Zufuhr des erforderlichen Harnstoffs AdBlue reduziert oder ganz eingestellt wird. Die Betreiber können sich auf diese Weise einen wirtschaftlichen Vorteil verschaffen – das Reduzieren der Harnstoffzufuhr führt jedoch dazu, dass Stickoxidemissionen geradezu explodieren.

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Erneut belegen unsere Messungen die anhaltende Untätigkeit des Verkehrsministeriums und des ihm unterstellten Bundesamtes für Güterverkehr. Während Länder wie Dänemark die realen Abgasemissionen von Lkw kontrollieren und bei Verstößen hohe Strafen verfügen, ist dem Bundesverkehrsministerium offensichtlich die Gesundheit der Menschen unwichtig. Es ist ein Skandal, dass keine wirksamen Kontrollen stattfinden. In der Spitze haben wir Lkw mit bis zu 22-facher Grenzwertüberschreitung gemessen. Wir fordern von Verkehrsminister Wissing die Einführung von wirksamen Kontrollen auf den Autobahnen und Bundesfernstraßen sowie eine periodische Abgasuntersuchung für Stickoxide.“

Die aktuelle Messreihe besteht zu rund 90 Prozent aus Euro VI-Lkw, da die Anzahl der Euro V-Lkw sinkt. Die gemessenen Euro VI-Lkw emittieren im Durchschnitt 708 mg NOx/kWh. Die Spanne reicht dabei bis zu 10.141 mg NOx/kWh. Während der derzeitige gesetzliche Stickoxidgrenzwert für Euro VI-Lkw noch bei 460 mg/kWh liegt, sieht der Entwurf der EU-Kommission für die Euro VII-Lkw einen Wert von 90 mg/kWh vor.

Die Ausreißer finden sich vor allem unter den Euro VI-Modellen: Knapp 14 Prozent der Euro VI-Lkw sind für die Hälfte der gesamten NOx-Emissionen der Euro VI-Flotte verantwortlich. Gründe dafür sind nach Einschätzung der DUH mangelnde Inspektionen und Wartungen der Abgasreinigung, Installationen von AdBlue-Emulatoren sowie fehlende Kontrollen und Ahndungen. Besonders auffällig ist Volvo: Entgegen dem allgemeinen Trend steigen bei den Euro VI Volvo-Modellen die Stickoxidemissionen im Vergleich zu vorherigen Messungen sogar an.

„Ohne effektive Kontrollen, wie wir sie beispielsweise mit der Plume Chasing Messmethode durchführen, sind Grenzwerte unwirksam. Da ist Dänemark weiter als Deutschland. Nur mit wirksamen Kontrollen, geknüpft an harte Sanktionen bei Verstößen, können wir die Grenzwerteinhaltungen erreichen. Dass dies technisch möglich ist, zeigen unsere Messungen,“ so Axel Friedrich, der die Messungen der DUH fachlich unterstützt.

Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe

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