Hamburger Schulen erhalten in Zukunft eine Prämie, wenn sie sich für den sparsamen Umgang mit Energie und Wasser engagieren. Damit setzt der Senat einen Antrag von Rot-Grün aus dem Jahr 2016 um, der eine Weiterentwicklung des bisherigen fifty/fifty-Programms vorsieht. Insgesamt stehen 1,5 Millionen Euro für das neue Programm zur Verfügung. Eine Schule kann bis zu neun Euro pro Schülerin/Schüler erhalten.
Dazu Ulrike Sparr, umweltpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Ich freue mich riesig, dass mit dem neuen Programm wieder junge Menschen an das Thema Klima- und Ressourcenschutz herangeführt werden! Schüler und Schülerinnen achten gemeinsam mit Lehrern und Lehrerinnen darauf, sparsam mit Energie und Wasser umzugehen und Abfall zu vermeiden. Damit schonen sie nicht nur Umwelt und Klima, sondern helfen auch, Kosten zu senken. Davon sollen sie auch selbst profitieren!“
Dazu Stefanie von Berg, bildungspolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Nach jahrelangen Querelen um das Nachfolgekonzept ist es uns endlich gelungen, unter den neuen Rahmenbedingungen ein sinnvolles Konzept zu entwickeln. Besonders wichtig war mir dabei, den pädagogischen Ansatz zu stärken und ihn in die Prämienberechnung einzubeziehen. Das neue Konzept verbindet so Praxis und Theorie und macht Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit für Schülerinnen und Schüler aller Schulformen und Klassenstufen erlebbar. Das ist eine nachhaltige Grundlage für eine gute Zukunft.“
Hintergrund:
Das neue Programm ist eine Weiterentwicklung des bisherigen fifty/fifty-Programms, das in Hamburg seit 1994 besteht. Nach dem fifty/fifty-Programm wurden alle Energie-, Wasser- und Abfalleinsparungen, die die Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte zusammenbringen, zur Hälfte der Schule und zur Hälfte der Stadt ausgezahlt. Geänderte Rahmenbedingungen wie die Zuständigkeit für Schulgebäude oder energieeffizientere Ausstattung der Schulgebäude haben eine Überarbeitung des Programms notwendig gemacht. Der finanzielle Anreiz zum Klimaschutz und zur Erwirtschaftung zusätzlicher Mittel für den Schulbetrieb sollte dabei erhalten bleiben
Die neue Prämie setzt sich aus drei Komponenten zusammen. Bis zu drei Euro gibt es dafür, den Verbrauch an Energie und Wasser sowie die entstehende Abfallmenge stetig zu senken oder zumindest konstant zu halten. Bis zu weitere drei Euro Prämie können die Schulen erhalten, indem sie die Themen pädagogisch begleiten, zum Beispiel durch Arbeitsgruppen oder Unterrichtsinhalte. Den dritten Teil der Prämie gibt es dafür, dass sich die Schule aktiv um die Koordination zwischen den Beteiligten kümmert – von der Schülerschaft bis zum technischen Personal.
Pressemitteilung GRÜNE Bürgerschaftsfraktion
Schulisches Engagement beim Klimaschutz: Neues Konzept für fifty/fifty
Aus einem Budget von insgesamt 1,5 Millionen Euro pro Jahr will die Schulbehörde künftig Schulen prämieren, die sich besonders um den Klimaschutz verdient machen. Das neue Programm ersetzt das bisherige Projekt fifty/fifty. Durch das Anreizsystem werden Erträge aus der Einsparung von Energie, Wasser und Abfall zur Hälfte den Schulen zur freien Verwendung überlassen. Auch im neuen Prämienmodell sollen technisch/wirtschaftliche Zielsetzungen erhalten bleiben. Das 24 Jahre alte Programm wird nun an die neuen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angepasst und verfolgt einen stärkeren pädagogischen Ansatz.
Dazu Monika Schaal, Sprecherin für Umwelt und Energie der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Nach wie vor winken gute Prämien, wenn Schülerinnen und Schüler Energie, Wasser und Abfall sparen, sich für den Klimaschutz engagieren und sich dazu im Unterricht oder in Projekten Kenntnisse erarbeiten. Es war uns besonders wichtig, dass der pädagogische Ansatz in dem Projekt erhalten bleibt. Da die Einsparungen beziehungsweise Prämien nun aber nicht mehr von der Bausubstanz der einzelnen Schule abhängt, ist das System insgesamt gerechter und transparenter geworden.“
Hintergrund
Seit 1994 gibt es in Hamburger Schulen das Projekt fifty/fifty zum Energie- und Wassersparen. Dabei konnten Schulen 50 Prozent der durch Verhaltensänderung eingesparten Energie-, Wasser- und Abfallkosten (abzüglich fünf Prozent Verwaltungskosten) zur freien Verfügung behalten. Schüler und Schülerinnen wurden durch fifty/fifty motiviert, Energie einzusparen und einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Doch seit Einführung des Projektes fifty/fifty haben sich die Rahmenbedingungen im Vergleich zu den Anfangsjahren verändert. Viele alte Schulgebäude wurden seit 2011 im Rahmen eines umfassenden zwei Milliarden starken Programms saniert und/oder neu gebaut. Die Verantwortung für Bau und Sanierung von Schulgebäuden wurde 2010 im Rahmen eines Mieter/Vermietermodells auf Schulbau Hamburg (SBH) beziehungsweise die Gebäudemanagement Hamburg (GMH) übertragen. Die Schulen mieten ihre Gebäude dort an und zahlen eine Warmmiete einschließlich aller sonstigen Nebenkosten (Vermieter-/Mietermodell). SBH/GMH trägt das Kostenrisiko und hat daher selbst Interesse, Betriebs- und Verbrauchskosten, das heißt insbesondere auch Energie- und Reinigungskosten, zu senken. Für das erfolgreiche Energiesparprojekt fifty/fifty blieb daher immer weniger Spielraum, denn die rechnerische Abgrenzung zwischen baulich- oder verhaltensbedingten Einsparungen ist in der Praxis schwer möglich.
Darum haben SPD und Grüne vor gut zwei Jahren die Initiative ergriffen, das Projekt entsprechend der neuen Gegebenheiten weiterzuentwickeln. Das Anreizsystem für aktiven Umwelt- und Ressourcenschutz an Schulen sollte dabei unbedingt erhalten bleiben. Denn über das Projekt wurde nicht nur Energie und Wasser gespart und Geld für zusätzliche Schulaktivitäten „verdient“, sondern viel über Klimaschutz, Energie und Wassersparen gelernt und auch in die Elternhäuser weiter vermittelt.
Das neue Konzept haben Schulbehörde und Behörde für Umwelt und Energie vom ifeu Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg entwickeln lassen und weitgehend übernommen. Mit einem neuen Prämiensystem wollen die Hamburger Schulbehörde und die Behörde für Umwelt und Energie Schülerinnen und Schüler in Hamburg motivieren, sich an ihren Schulen im Klimaschutz zu engagieren. Die Prämie ist gedrittelt nach einer Verbrauchs-, einer Aktivitäts- und einer Organisationskomponente. So sollen Kinder und Jugendliche motiviert werden, den Verbrauch von Energie, Wasser und Abfall an ihren Schulen zu verringern und sich dazu auch zusätzlich mit Hausmeistern oder anderem Personal an Schulen abzusprechen oder gemeinsam den Energieverbrauch zu messen und zu kontrollieren (Verbrauchs- und Organisationskomponente). Zusätzlich können Prämien mit besonderen Klimaschutzaktionen oder Unterrichtsaktivitäten zum Thema Klimaschutz erreicht werden.
Pressemitteilung SPD-Bürgerschaftsfraktion
Foto/WUZ-Info: Fifty-fifty war das erfolgreiche ganzheitliche Modell an Hamburger Schulen, das der damalige SPD-Senat seit 2011 (Hamburg war Umwelthauptstadt!) Stück für Stück aufgeteilt und abgebaut hat. Auch der Klimabär wurde eingestellt, ebenso wie ein Newsletter und die Website. Das Projekt fifty-fifty war über Hamburg hinaus bekannt und wurden von vielen Bildungsministerien nachgeahmt: Berlin, Bremen, Bielefeld…
>>siehe auch WUZ 88 vom Oktober 2014 im Ausgaben-Archiv, ältere Ausgaben