… und fordert ein Startverbot nach 23 Uhr – Gutachten bestätigt Handlungsbedarf
Die Zahl der verspäteten Nachtflüge am Flughafen Hamburg steigt weiter an. Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) hat die massive Problematik nun offiziell anerkannt und fordert ein Verbot von Starts nach 23 Uhr. Damit stellt er sich klar gegen die SPD-geführte Wirtschaftsbehörde unter Senatorin Dr. Melanie Leonhard, die sich bislang jeder Verschärfung widersetzt.
Im Januar 2025 gab es bereits 42 verspätete Flüge nach 23 Uhr – doppelt so viele wie im Vorjahr. Der Umweltverband BIG Fluglärm in Hamburg, der seit Monaten auf diese Entwicklung hinweist, sieht sich bestätigt: „Die Behörden lassen die Situation völlig außer Kontrolle geraten. Während die Verspätungsregelung den Nachtflug eigentlich begrenzen sollte, wird sie von den Airlines immer skrupelloser ausgereizt,“ kritisiert Martin Mosel, Vorsitzender des Umweltverbands BIG Fluglärm.
Umweltsenator Kerstan fordert nun öffentlich eine klare Korrektur der bestehenden Regelung: „Ich spreche mich für eine Lösung aus, die Starts nach 23 Uhr am Hamburger Flughafen verbietet – diese sind immer vermeidbar,“ erklärte Kerstan heute in einem exklusiven Interview. Damit stellt er sich gegen die Linie der Wirtschaftsbehörde, die weiter an der umstrittenen Verspätungsregelung festhält.
Die Verspätungsregelung, die als Schutzmaßnahme gedacht war, hat ihre Wirkung längst verloren. Trotz der alarmierenden Zahlen verweigert Wirtschaftssenatorin Dr. Melanie Leonhard (SPD) jede Korrektur der bestehenden Regelung.
„Die Airlines wissen längst, dass sie die Regelung ohne echte Konsequenzen ausnutzen können – und tun es immer dreister. Die Wirtschaftsbehörde schaut einfach zu,“ so Mosel.
Die aktuellen Zahlen belegen, dass sich die Nachtflugproblematik weiter verschärft:
-42 verspätete Flüge nach 23 Uhr im Januar 2025, doppelt so viele wie im Januar 2024.
-Deutlich über dem langjährigen Monatsdurchschnitt von 30 verspäteten Flügen.
-Mehr verspätete Flüge als 2018 und 2019 – trotz insgesamt geringerer Flugbewegungen.
Gutachten bestätigt Handlungsbedarf – Senator Kerstan stellt sich hinter Forderungen der BIG
Bereits im März 2024 wurde das vom Umweltverband BIG Fluglärm in Hamburg beauftragte Gutachten der Fachanwältin für Verwaltungsrecht, Dr. Franziska Heß, in der Allianz für den Fluglärmschutz vorgestellt. Die Allianz unterstützte das Vorhaben finanziell, um eine fundierte rechtliche Bewertung der bestehenden Regelung zu ermöglichen.
Dieses Gutachten kam zu einem eindeutigen Ergebnis:
-Die Verspätungsregelung schützt die Bevölkerung nicht.
-Die Begriffe „unvermeidbare Verspätung“ sind völlig unklar, was eine Kontrolle erschwert.
-Die Wirtschaftsbehörde muss handeln, tut es aber nicht.
Die Gutachterin Dr. Heß betont:
„Die zuständigen Behörden haben eine klare Beobachtungs- und Handlungspflicht. Spätestens seit 2018 sind die hohen Verspätungszahlen bekannt, trotzdem ist nichts geschehen.“
Mit seiner heutigen Äußerung stellt sich Senator Kerstan erstmals ausdrücklich hinter die Forderungen der BIG und bestätigt, dass das Problem nicht länger ignoriert werden kann.
Angesichts der unkontrollierten Entwicklung fordert BIG Fluglärm:
-Echte Kontrolle der Nachtflugbeschränkungen: Die Behörde muss endlich eingreifen und die Verspätungsregelung konsequent verschärfen und umsetzen.
-Schluss mit der „Genehmigungsfiktion“: Die pauschale Erlaubnis für verspätete Flüge muss abgeschafft werden.
-Drastische Sanktionen für notorische Verspätungstäter: Airlines, die systematisch verspätete Flüge durchführen, müssen mit empfindlichen Strafen belegt werden – bis hin zum Entzug von Start- und Landerechten.
-Verwendungspflicht für Verspätungsentgelte: Einnahmen aus Verspätungsgebühren müssen zwingend für den Fluglärmschutz eingesetzt werden.
-Strukturierte Reduzierung des Nachtflugverkehrs: Hamburg muss sich für einen nachhaltigen und lärmreduzierten Flugbetrieb einsetzen. Ziel muss die schrittweise Abschaffung von Nachtflügen und die Förderung alternativer Verkehrsmittel sein.
„Wenn die Behörden ihre Pflicht nicht erfüllen, werden wir andere Wege prüfen. Eine Klage gegen die Verwaltungspraxis steht auf der Agenda“, kündigt Mosel an und will weiter politischen und juristischen Druck aufbauen, falls die Wirtschaftsbehörde weiterhin untätig bleibt.
Pressemitteilung BIG Fluglärm