Umweltverschmutzung durch „bio“ Plastik

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat heute anlässlich eine Pressekonferenz „Saubere Städte und mehr Herstellerverantwortung für Wegwerfprodukte“ in Berlin auch auf die Probleme mit vermeintlichem „Bio“plastik in kommunalen Bioabfallanlagen hingewiesen.

Auch im Biogas- und Kompostwerk der Stadtreinigung Hamburg (SRH) bereiten Produkte aus „Bio“plastik große Probleme und gefährden die Qualität des erzeugten Kompostes. Verbraucher verwenden Tüten aus sog. „Bio“plastik, weil von vielen Herstellern dieser Produkte suggeriert wird, dass Produkte aus „Bio“plastik überall rückstandsfrei kompostiert werden könnten. Das ist jedoch in den modernen, effektiv und schnell arbeitenden Anlagen der Abfallbranche meist nicht der Fall. Auch in der gelben Wertstofftonne haben Produkte aus Bioplastik nichts zu suchen, da sie die stoffliche Verwertung (Recycling) von konventionellen Kunststoffen be- und verhindern.

Die Stadtreinigung Hamburg untersucht seit längerer Zeit immer wieder, ob die von den Herstellern behauptete Eigenschaft „kompostierbar“ auch für moderne Kompostierungsanlagen gilt, in denen wie in Hamburg der Großteil des in grünen Biotonnen eingesammelten Bioabfalls verwertet wird. Die Ergebnisse sind bisher eindeutig. Produkte und Folien(beutel) aus sogenanntem Bioplastik werden auch in Anlagen der SRH nicht vollständig kompostiert. Selbst wenn in wenigen Ausnahmefällen augenscheinlich kein Produkt mehr im Kompost sichtbar ist, verunreinigt das zu kleinen Plastikpartikel zerfallene Produkt aus „Bio“plastik den Kompost (Mikroplastik).

Die Stadtreinigung Hamburg empfiehlt daher Nutzern von Biotonnen, ausschließlich Biotüten aus Papier zum Sammeln von Bioabfällen in der Küche zu verwenden. Die „Biotüte“ der SRH gibt es auf allen Recyclinghöfen und in vielen Drogeriemärkten.
Als „Bioplastik“ werden biologisch abbaubare Werkstoffe (BAW) bezeichnet. BAW bestehen aus Materialien, die aus biobasierten Ausgangsstoffen hergestellt werden und sind mit dem Logo „Keimling“ gekennzeichnet. Als BAW werden Stärke-Blends, Polyactid (PLA) und PLA-Blends, Polyhydroxylalkanoate (PHA), Polybutylenadipat-Terephthalat (BAT) Polybutylensussinat (PBS), Polycaprolaston und Cellulose-Produkte auf den Markt gebracht.

Für kein Produkte aus „Bio“plastik ist ein Nutzen für die Kompostierung bekannt. „Dieses irreführende Labeling ist Greenwashing,“ stellt die Mikrobiologin Dr. Anke Boisch, Leiterin des Biogas- und Kompostwerkes der SRH, fest: “Der Verbraucher wird im Glauben gelassen, er tut etwas für die Umwelt, wenn er Produkte aus „Bio“plastik kauft und verwendet.“

Die Realität sieht ganz anders aus, wie Versuche der SRH mit verschiedenen Produkten aus „Bio“plastik eindrucksvoll belegen. Dabei wurden Produkte aus „Bio“plastik zusammen mit Bioabfall zunächst in der Biogasanlage behandelt und anschließend kompostiert.

Pressemitteilung Stadtreinigung HH

WUZ-Info: Die WUZ berichtete im Mai 2018 über das Problem „Plastik im Bioabfall“:  WUZ 116 im Ausgaben-Archiv  (Foto: angelieferter Bioabfall im Kompostwerk Bützberg bei Duvenstedt, © WUZ)

Dieser Beitrag wurde unter Klima / Energie / Umwelt veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.