Die von der Flughafen Hamburg GmbH (FHG) in Auftrag gegebene Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) zur regionalwirtschaftlichen Bedeutung des Hamburger Flughafens, ist nach den Worten des Sprechers der Bürgerinitiativen für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW), Martin Mosel, unseriös und interessengeleitet. Die gestern beim politischen Abend der FHG von HWWI-Geschäftsführer Prof. Dr. Henning Vöpel vorgestellte Studie weist zudem gravierende Schwächen auf.
„Ein fachliches Armutszeugnis, das dort präsentiert wurde, eine willfährige und unseriöse Auftrags-arbeit“, reagiert Martin Mosel verärgert. „Jeder Ökonom sollte wissen, dass zu einer Bilanz immer zwei Seiten gehören. Während auf der Habenseite vom Gastgewerbe über den Einzelhandel bis zur Autovermietung alles eurogenau eingepreist wurde, fehlt jegliche Betrachtung der Lastseite: nicht ein Wort findet sich zu den Belastungen und Gesundheitskosten. Wie viel kostet der Verlust eines gesunden Lebensjahres aufgrund der Luftverkehrsbelastungen? Wie hoch ist der Preis für einen fluglärmbedingten Herzinfarkt und was kostet eine schlechtere Schulnote? Zu einer seriösen Bilanz gehört eine ganzheitliche Betrachtung“, ärgert sich Mosel über diese schludrige Arbeit des HWWI. Bereits seit Jahren fordert Mosel eine ganzheitliche Kosten-Nutzen-Rechnung unter Berücksichtigung der mit den Belastungen durch Fluglärm und Flugdreck verbundenen Gesundheitskosten. „Dem Flughafen gehen angesichts der sich immer deutlicher zeigenden Mängel und der steigenden Belastungen der Bevölkerung die Argumente aus“, erklärt sich Mosel dieses tendenziöse 26-seitige
Papier.
„Der Betrieb des Flughafen in Fuhlsbüttel hat zudem nur entfernt etwas zu tun mit der Luftwerft von Lufthansa Technik. Das blosse Aufaddieren der Arbeitsplätze verbietet sich daher“, weist Mosel auf eine weitere Schwäche der Studie hin. „Dazu die innerstädtische Lage als Standortvorteil anzupreisen, stellt eine Verhöhnung gegenüber den mehr als einhunderttausend Fluglärmbetroffenen dar. Die Kosten dieser Studie sind herausgeworfenes Geld. Mit grossem Interesse warte ich auf eine parlamentarische Anfrage, wieviel die mehrheitlich im städtischen Besitz befindliche Flughafen Hamburg GmbH für dieses Gefälligkeitsgutachten bezahlt hat.“
Pressemitteilung Bürgerinitiative für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW)
HWWI-Studie vorgestellt: Hamburg Airport ist Garant für Wachstum und Beschäftigung
Am Flughafen werden 15.000 Arbeitsplätze gesichert, gleichzeitig sorgt Hamburg Airport für eine jährliche Bruttowertschöpfung von mindestens einer halben Milliarde Euro in der Stadt
Wie groß die regionalwirtschaftliche Bedeutung des Hamburg Airport für die Freie und Hansestadt Hamburg ist, zeigt die heute (7.9.) veröffentlichte Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) auf. Die Kernergebnisse der Studie stellte HWWI-Geschäftsführer Prof. Dr. Henning Vöpel beim Politischen Abend am Flughafen 180 Vertretern des öffentlichen Lebens vor.
Die Kernergebnisse auf einen Blick:
· Die Effekte des Hamburg Airport – also der Flughafengesellschaft sowie externer Unternehmen der Branchen Gastgewerbe, Einzelhandel, Tourismus und Autovermietung – auf Wertschöpfung und Beschäftigung in Hamburg sind eindrucksvoll: Jeder Euro Wertschöpfung am Flughafen erzeugt 2,0 Euro Wertschöpfung in Hamburg. Insgesamt beträgt die Bruttowertschöpfung mindestens 500 Millionen Euro jährlich. Auf die Arbeitsplätze bezogen, fällt das Ergebnis ebenfalls sehr positiv aus: Ein Arbeitsplatz am Flughafen sichert weitere 1,8 Arbeitsplätze in Hamburg. Insgesamt sind mindestens 6.500 Hamburger Arbeitsplätze mit der Tätigkeit der Flughafen Hamburg GmbH verbunden, unter Hinzunahme des Werftbereichs sind es sogar mindestens 15.000 Arbeitsplätze und eine deutlich höhere Wertschöpfung als die genannten 500 Millionen Euro.
· Zusätzliche positive Wohlfahrtseffekte des Hamburg Airport bestehen in der Erreichbarkeit als Standortfaktor. Aufgrund der Nähe zur City und einer im europäischen Vergleich überdurchschnittlichen innerstädtischen Verkehrsanbindung entstehen niedrige Mobilitätskosten und ein besserer Wissensaustausch. Beides ist attraktiv für die hamburgische Wirtschaft und für neue Unternehmensansiedlungen. Von der Kaufkraft in- und ausländischer Gäste profitieren zahlreiche Branchen und es entstehen positive lokale Nachfrageeffekte in Höhe von 1,3 Milliarden Euro, so die Schätzung des HWWI für das Jahr 2016.
· Für die Zukunft erwartet das HWWI nationale und globale Branchenentwicklungen, die die künftige Entwicklung am Hamburg Airport direkt oder indirekt beeinflussen können. Die sich abzeichnende Konsolidierung unter den europäischen Fluggesellschaften wirft die Frage auf, wie sich traditionelle Full-Service-Carrier und Low-Cost-Carrier in Europa weiterentwickeln werden. Ist genügend Platz für beide Geschäftsmodelle? Auch geht es um die Zukunft der deutschen Fluggesellschaften. Seit 2011 ist der Marktanteil der deutschen Unternehmen an deutschen Flughäfen (gemessen in angebotenen Sitzen) von 62 auf 56 Prozent gesunken. Ausländische Airlines konnten hingegen ihren Marktanteil im gleichen Zeitraum von 38 auf 44 Prozent steigern. Eine für den Luftverkehr in Europa wichtige Frage ist, welche Regelungen im Rahmen des Brexits künftig für den Flugverkehr zwischen der EU und Großbritannien gelten werden.
· Im Bereich der Energie- und Umweltthemen geht es sowohl um die Entwicklung am Ölmarkt als auch um die Auswirkungen von Umweltstandards, wie z.B. der Einbeziehung der Luftfahrt in den EU-Emissionshandel und die Implementierung des globalen Ausgleichsmechanismus.
Die umfassende Bewertung der regionalwirtschaftlichen Effekte des Hamburger Flughafens hat das HWWI auf Grundlage aktueller Daten vorgenommen.
Die Langfassung der Studie gibt es hier: http://www.hwwi.org/fileadmin/hwwi/Publikationen/Publikationen_PDFS_2017/HWWI_Policy_Paper_106.pdf
Pressemitteilung Flughafen Hamburg