Das Kraftwerk Moorburg ist erst seit 2015 offiziell im Betrieb, darf aber demnächst stillgelegt werden. Der Betreiber Vattenfall hatte sich an einer Auktion bei der Netzagentur beteiligt – mit Erfolg.
…vor einer möglichen Abschaltung steht noch eine Überprüfung durch die sogenannten Übertragungsnetzbetreiber an. Dort wird abgeklärt, ob Moorburg systemrelevant ist. Kommt von dort auch ein Okay, wird Moorburg spätestens Mitte 2021 abgeschaltet.
Mehr Infos unter: https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Vattenfall-kann-Kohlekraftwerk-Moorburg-stilllegen,moorburg368.html
Kohlekraftwerk Moorburg wird stillgelegt: Ein großer Tag für die Energie- und Klimapolitik
Vattenfall hat heute den Zuschlag zur vorzeitigen Abschaltung des Kohlekraftwerks Moorburg von der Bundesnetzagentur erhalten. Die Grüne Bürgerschaftsfraktion sieht in der geplanten Stilllegung des größten Kraftwerks Norddeutschlands ein eindeutiges Zeichen dafür, dass Kohlestrom in Deutschland keine Zukunft mehr hat.
Dazu Johannes Müller, energiepolitischer Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Heute darf und muss gefeiert werden. Denn die geplante Abschaltung des Kohlekraftwerks Moorburg leitet ein neues Zeitalter einer sauberen Energieversorgung in der Metropolregion Hamburg ein. Diese Nachricht zeigt, dass selbst ein Kohlekraftwerk, das erst 2015 in Betrieb genommen wurde, gegenüber Erneuerbaren Energien nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Neben dem enormen Potential zur CO2-Einsparung und der verbesserten Luftqualität in Hamburg bietet der Standort künftig große Chancen, innovative Anlagen zur Sektorkopplung mit Wasserstoff und Wärme in das Norddeutsche Energiesystem zu integrieren.”
Dazu Rosa Domm, klimapolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Heute ist ein historischer Tag für die Klimabewegung in Hamburg: Seit 2008 wurde gegen Moorburg protestiert, heute ist der erste grundlegende Schritt zur Abschaltung vollzogen worden. Stück für Stück erleben wir damit das Ende des fossilen Zeitalters. Ein Erfolg, den wir nun alle gemeinsam feiern können. Gleichzeitig gibt es noch viele alte Steinkohlekraftwerke in Deutschland – auch diese müssen jetzt möglichst schnell Geschichte werden. Dafür setzen wir uns weiterhin mit aller Leidenschaft ein.”
Pressemitteilung GRÜNE Bürgerschaftsfraktion
Kohleausstieg in Hamburg kommt früher
Bundesnetzagentur erteilt Ausstiegszuschlag für Kraftwerk Moorburg
Heute hat die Bundesnetzagentur die erfolgreichen Gebote der ersten Ausschreibungsrunde nach dem Kohleverstromungsbeendigungsgesetz bekanntgegeben. Das Kraftwerk Moorburg hat dabei mit beiden Blöcken den Zuschlag bekommen. Das bedeutet, dass das Kraftwerk schon 2021 stillgelegt werden könnte.
Umweltsenator Jens Kerstan zur Entscheidung der Bundesnetzagentur: „Das Kraftwerk Moorburg war von Anfang an überdimensioniert, unwirtschaftlich und aus der Zeit gefallen. Dass es jetzt deutlich früher vom Netz geht als ursprünglich geplant, ist für den Klimaschutz eine gute Nachricht. Die Entscheidung der Hamburger Energiepolitik des Senats ab 2015, in der Wärme auf eine konsequente Dekarbonisierung und auf klimafreundliche und vorhandene Energiequellen zu setzen, war eine Grundlage für den Betreiber, das Kraftwerk Moorburg vorzeitig stillzulegen.
Es ist und bleibt eine richtige Entscheidung des Senats, dass das Kraftwerk Moorburg bei der Fernwärmeversorgung der Stadt keine Rolle spielt – ansonsten würde es mit hoher Wahrscheinlichkeit noch viele Jahre laufen. Mit der Stilllegung des Kraftwerks wird der Kohleausstieg in Hamburg nicht nur in der Wärme deutlich früher vollzogen als im Rest der Republik. Wir schaffen so auch den gesamten Kohleausstieg in Hamburg bis spätestens 2030. Das ist ein wichtiges Signal, dass ein frühzeitiger Kohleausstieg notwendig und machbar ist. Zur Erreichung der Pariser Klimaziele muss und kann die Bundesregierung für einen schnelleren Kohleausstieg sorgen.
Nach dem Aus für die fossilen Brennstoffe der Vergangenheit kann am gleichen Standort nun zügig die Energieversorgung der Zukunft beginnen. Moorburg ist wegen seiner Lage und Anbindung an Leitungen und Transportwege ein idealer Standort für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. Hier kann Elektrolyse aus erneuerbarem Strom und Bereitstellung von grünem Wasserstoff für die Sektorkoppelung im großen Stil stattfinden.
Meine Behörde und ich sind ist mit dieser Zielrichtung im Gespräch mit dem derzeitigen Betreiber Vattenfall, auch um die Interessen der Beschäftigten soweit wie möglich zu wahren und Arbeitsplätze dort wo möglich zu erhalten.“
Pressemitteilung der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft
BUND: Abschaltung des Kohlekraftwerks Moorburg ist ein Erfolg für den Klimaschutz
Aus für Kraftwerk belegt gravierende Fehlentscheidung des Energiekonzerns und des Hamburger Senats
Der Hamburger Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßt die heute von der Bundesnetzagentur verkündete Abschaltung des Kohlekraftwerkes Moorburg. Der Energiekonzern Vattenfall hatte sich an der ersten Ausschreibungsrunde auf Grundlage des Kohleausstiegsgesetzes beteiligt und nun den Zuschlag erhalten. Bereits ab dem 01.01.2021 darf kein Strom mehr aus dem Kraftwerk verkauft werden. Bereits verkaufte Strommengen dürfen noch bis Mitte 2021 produziert werden, die Kohlefeuerung wird also verpflichtend zur Jahresmitte eingestellt. Die Bundesnetzagentur zieht mit der heutigen Entscheidung deutschlandweit eine Kraftwerksleistung von insgesamt 4.787 MW aus elf Kraftwerken aus dem Markt, allein das Kohlekraftwerk Moorburg ist daran mit 1.600 MW beteiligt. Für den Klimaschutz bedeutet dies, dass in Hamburg bis zu acht Millionen Tonnen CO2 weniger in die Atmosphäre geblasen werden.
„Die Abschaltung von Norddeutschlands Klimakiller Nr. 1 ist nur konsequent und eine richtige Antwort auf die Klimakrise. Der Zuschlag der Bundesnetzagentur belegt, dass das Kraftwerk nicht systemrelevant ist und nach nur fünf Jahren Betrieb als eine der größten energiepolitischen Fehlinvestitionen in die Geschichte der Bundesrepublik eingehen wird“, sagt Christiane Blömeke, Landesvorsitzende des BUND Hamburg. „Die Tatsache, dass bereits in der ersten Ausschreibungsrunde eines der modernsten Steinkohlekraftwerke Deutschlands von Netz genommen wird, zeigt aber auch, dass der Kohleausstieg in Deutschland wesentlich schneller möglich ist, als bislang bis zum Jahr 2038 in Aussicht gestellt“, so die Vorsitzende weiter. Ältere Kraftwerke dürften bis dahin erst recht nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sein.
BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch sieht neben der guten Nachricht für den Klimaschutz aber einen deutlichen Wermutstropfen. „Nun wird der wirtschaftliche Totalschaden Moorburg vom Netz genommen. Weil der Kohlestrom aus Moorburg zu teuer ist, hat Vattenfall wiederholt hohe Verluste für das Kraftwerk abschreiben müssen und eine Besserung war nicht in Sicht. Die Fehlentscheidung von Vattenfall und des damaligen Hamburger Senats, dieses Kraftwerk überhaupt zu bauen, wird jetzt mit dem Geld der Steuerzahler*innen“ vergoldet, so Braasch. Der BUND habe den Kraftwerksbau am Standort Hamburg-Moorburg von Anfang an kritisiert und für falsch gehalten. Auf keinen Fall dürfe es jetzt weitere Entschädigungen von Seiten der Stadt Hamburg geben, wenn der Standort Moorburg einer anderen Nutzung zugeführt werde.
Aus Sicht des BUND muss es jetzt darum gehen, in Hamburg und im gesamten Norden die Energiewende weiter konsequent voranzubringen. Dazu gehört der Ausbau der Windstromerzeugung ebenso wie eine Wärmeversorgung ohne den Einsatz von Kohle.
Außerdem fordert der Umweltverband das Unternehmen Vattenfall auf, das gerade erst beantragte Revisionsverfahren zur Wasserrechtlichen Erlaubnis für die Kühlung des Kraftwerks umgehend zurückzunehmen.
Hintergrund
Bereits im Januar 2010 hatte sich der BUND vor dem Hamburger Verwaltungsgericht gegen Vattenfall durchgesetzt und die damals geplante Fernwärmetrasse vom Kraftwerk Moorburg nach Altona verhindert. Mit dieser Wärmeleitung hätten nicht nur hunderte Bäume in den Altonaer Parks gefällt werden müssen. Der Anschluss des Kraftwerks Moorburg hätte auch bedeutet, dass die klimaschädliche Kohlefeuerung in der Hamburger Fernwärmeversorgung für Jahrzehnte festgeschrieben worden wäre. Gut drei Jahre später erwirkte der BUND Hamburg im Herbst 2013 per Volksentscheid, dass die lukrativen Versorgungsnetze von Strom, Gas und Fernwärme, die zu großen Teilen im Besitz Vattenfalls waren, in die Öffentliche Hand zurückgeführt werden mussten.
Erst im September 2020 hatte das Hamburger Oberverwaltungsgericht geurteilt, dass die Wasserrechtliche Erlaubnis des Kraftwerkes aus dem Jahr 2010 gegen geltendes Recht verstößt und damit einer Klage des BUND stattgegeben. Danach darf das Kraftwerk weiterhin nicht mit großen Mengen Elbwasser gekühlt werden, sondern muss den kostenintensiveren Kühlturm ganzjährig nutzen. Gegen dieses Urteil hat Vattenfall in der vergangenen Woche fristgerecht Revision eingelegt.
Pressemitteilung BUND HH
Wasserstoffwirtschaft in Hamburg nimmt Fahrt auf
Moorburg wird Standort einer zukunftsfähigen und innovativen neuen Industrie
Wirtschaftssenator Michael Westhagemann kommentiert die Entscheidung der Bundesnetzagentur zum Kraftwerk Moorburg: „Ich sehe im Ergebnis der ersten Ausschreibungsrunde nach dem Kohleverstromungsbeendigungsgesetz auch eine Chance für einen Neuanfang am bisherigen Standort des Kraftwerkes in Moorburg. Das gilt ganz besonders für den Aufbau einer innovativen und zukunftsfähigen Wasserstoffwirtschaft.“
Die Behörde für Wirtschaft und Innovation ist seit vielen Monaten mit Unternehmen der Industrie, aus dem Hafen und der Logistik im Gespräch zum Thema Wasserstoff. Senator Westhagemann: „Zurzeit zeichnen wir Letter of Intent mit zahlreichen Unternehmen zur Abnahme von Wasserstoff. Darüber hinaus führen wir bereits konkrete Gespräche mit Industriepartnern zur Errichtung eines 100 Megawatt Elektrolyseurs am Standort Moorburg. Auch die Frage eines oder mehrerer Importterminals für Wasserstoff befindet sich in der Klärung. Daneben entwickeln wir mit den privaten Partnern diverse Wasserstoffprojekte in der Industrie, in der Hafenwirtschaft, der Logistik, in der Schifffahrt und in der Luftfahrt zur Unterstützung der norddeutschen, der nationalen und der europäischen Wasserstoffstrategien. Wir befinden uns darüber hinaus in intensiven Vorbereitungen zum Aufbau eines Clusters für Wasserstoff, die wir möglichst zum Anfang des Jahres 2021 auf die Zielgerade bringen werden. Diese Aktivitäten werden von der heutigen Entscheidung der Bundesnetzagentur weder beeinflusst noch gebremst.“
Westhagemann ist eine zukunftssichere und klimaschonende Neuausrichtung der Energieversorgung insbesondere für die ansässigen großen Industriebetriebe wichtig: „Sie müssen auch in Zukunft über eine verlässliche und wettbewerbsfähige Energieversorgung verfügen. Dazu zählen insbesondere die Netzstabilität und der Preis. Hier gibt es noch viele offene Fragen. Die Industrie ist wichtig für unseren Standort und verdient die besten Rahmenbedingungen. Mit der heutigen Entscheidung sind diese Fragen längst nicht geklärt. Das ist nicht nur eine Frage der Versorgungssicherheit, sondern auch der laufenden Kosten vor allem der großen Stromverbraucher in der Wirtschaft. Hier müssen die Bundesnetzagentur und die Energieministerien die Antwort noch liefern.“
Pressemitteilung der Behörde für Wirtschaft und Innovation
Stopp der Kohleverstromung in Moorburg: „Ein Erfolg, aber nur die halbe Miete“
Die Bundesnetzagentur hat heute bekanntgegeben, dass das Kohlekraftwerk Moorburg vom Netz genommen werden kann. Die Bundesbehörde genehmigte eine entsprechende Stilllegungsprämie für den Betreiber Vattenfall. Damit darf das Kraftwerk ab 2021 keinen Strom mehr verkaufen. Die SPD-Bürgerschaftsfraktion sieht in der Abschaltung des Kohlekraftwerks einen historischen Schritt für die Energie- und Wärmewende in Hamburg.
Dazu Alexander Mohrenberg, Sprecher für Umwelt, Klima und Energie der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Die Abschaltung des größten CO2-Erzeugers in Hamburg ist ein starkes Signal für den Klimaschutz und bestärkt den bundesweit vorbildlichen Hamburger Weg, bis spätestens 2030 aus der Kohleverbrennung auszusteigen. Mit dekarbonisierter Fernwärme und Stromversorgung zeigen wir, dass kohlefreie Industriestandorte möglich sind. Doch alte Kraftwerke vom Netz zu nehmen, ist nur die halbe Miete. Für eine erfolgreiche Energie- und Wärmewende braucht es eine langfristige Strategie. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher hat hier bereits im Februar den Weg aufgezeigt: Mit einer der weltweit größten Anlangen für die Wasserstoffproduktion wird der Standort Moorburg zum Vorzeigeprojekt der deutschen Energiewende. Durch die Entscheidung der Bundesnetzagentur ist zudem sichergestellt, dass wir Hamburgs Netzstabilität für Industrie und Wirtschaft erhalten können. Bei der Energiewende werden wir uns weiter dafür einsetzen, dass die Energiepreise stabil bleiben und Hamburg als Wirtschaftsstandort und lebenswerte Metropole weiter an Attraktivität gewinnt. Damit die sozial-ökologische Transformation, also der sozialverträgliche und nachhaltige Umbau unserer Gesellschaft, gelingt, werden wir in Hamburg erfahrene Fachkräfte brauchen. Der Vattenfallkonzern steht jetzt in der Verantwortung, einen guten und sozialverträglichen Übergang für seine Beschäftigten am Standort Hamburg zu finden.“
Pressemitteilung SPD-Bürgerschaftsfraktion