Warnungen vor gefährlichen Lebensmitteln, Spielzeug oder Elektrogeräten erreichen Menschen oftmals nicht
Verbraucherschützer appellieren an Medien, Produktrückrufe konsequenter zu veröffentlichen. Bislang würden viele Menschen nicht ausreichend darüber informiert, wenn beispielsweise Lebensmittel mit Salmonellen verunreinigt sind oder Fremdkörper enthalten – was erhebliche gesundheitliche Folgen haben könne, argumentierten die Verbraucherzentrale Hamburg, die Verbraucherorganisation foodwatch sowie die Betreiber der nicht-kommerziellen Rückrufportale produktrueckrufe.de und produktwarnung.eu in einem gemeinsamen Brief an Chefredaktionen sowie leitende Journalistinnen und Journalisten.
Medien müssten die konsequente und kontinuierliche Veröffentlichung von Produktwarnungen “als ihre Verantwortung” verstehen. “Zahlreiche Erkrankungs-, mitunter sogar Todesfälle, ließen sich vermeiden, wenn die Informationen über Rückrufaktionen schnell und zuverlässig verbreitet werden”, heißt es in dem Appell. Die Absender kritisieren, dass Behörden und Unternehmen bislang bei weitem nicht alles dafür machten, betroffene Menschen zu warnen.
Die Verbraucherschützer gaben Medien konkrete Empfehlungen für den redaktionellen Umgang mit Produktrückrufen, die sie mit dem Brief versenden und im Internet zum Download anbieten. Den Redaktionen raten sie, möglichst zeitnah und konsequent über alle Rückrufaktionen zu berichten und dafür etwa eine feste Rubrik einzurichten. Die Bekanntheit eines Herstellers, einer Produktmarke oder die Zahl der potenziell betroffenen Menschen dürfte nicht darüber entscheiden, ob ein Rückruf verbreitet wird oder nicht. Zudem sollten die potenziellen Gefahren der Produkte “möglichst klar und verständlich” benannt und nicht bagatellisiert werden. Die Verbraucherschützer raten darüber hinaus, feste Ansprechpartner in den Redaktionen für das Thema zu benennen.
Jede Woche werden in Deutschland im Schnitt drei Lebensmittel zurückgerufen. In schwerwiegenden Fällen kann es zu Verletzungen oder Erkrankungen kommen, in einigen Fällen besteht Lebensgefahr. Hinzu kommen zahlreiche weitere Produkte wie Kinderspielzeuge oder Elektrogeräte, die aufgrund von Schadstoffbelastungen oder technischen Fehlern zurückgerufen werden. Dass viele Menschen über Rückrufe nichts erfahren, liegt den Verbraucherschützern zufolge insbesondere an der unzureichenden Gesetzeslage und mangelhaften Standards: Diese erlaubten es, dass Behörden, Hersteller und Handelskonzerne nur unzureichend über Lebensmittelrückrufe informieren. Während Behörden nur äußerst eingeschränkte Informationen hätten und daher selten offensiv an die Öffentlichkeit gingen, informierten Supermärkte in der Regel gar nicht oder nur mit unscheinbaren Aushängen im Markt über den Rückruf eines Markenproduktes aus ihrem Sortiment – selbst dann, wenn es sich um ernsthafte Gesundheitsrisiken handele, so die Kritik.
Pressemitteilung von foodwatch e.V., Verbraucherzentrale Hamburg, produktrueckrufe.de und produktwarnung.eu