Vermisst: Strategie für nachhaltigen Umgang mit Biomasse

Flächenkonflikte und Übernutzung verhindern / Offener Brief an zuständige Ministerien
Holz oder Anbaupflanzen wie Raps und Mais für die Energieerzeugung zu nutzen, ist nicht nur natur- und klimaschädlich, sondern erfolgt bisher auch ohne klare Steuerung. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte sogenannte Nationale Biomassestrategie (NABIS) soll aufzeigen, wie Biomasse nachhaltiger und effizienter eingesetzt werden kann. Das soll auch für Planungssicherheit in der deutschen Wirtschaft sorgen.

 

Die Veröffentlichung des Entwurfs verzögerte sich jedoch aufgrund von Differenzen innerhalb der Regierungskoalition immer weiter. In einem offenen Brief fordern NABU, Deutsche Umwelthilfe (DUH) und weitere Umweltorganisationen die zuständigen Minister*innen auf, das verbleibende Zeitfenster bis zu den Neuwahlen zu nutzen und die Kabinettsbefassung der NABIS voranzutreiben.

Die Organisationen betonen, dass die natürlichen Ressourcen nicht ausreichen, um fossile Energieträger im großen Umfang durch nachhaltig erzeugte Biomasse zu ersetzen. Ohne klare Strategie würde durch bestehende gesetzliche Fehlanreize eine Biomasse-Übernutzung verfestigt werden. Dies würde Unternehmen wie auch Verbraucher*innen einem hohen Risiko von Energiepreissprüngen aussetzen. Zudem droht die überbordende Nutzung von Biomasse als Energieträger – etwa in Form von Agrosprit oder bei der Holzverbrennung – aktuelle Flächennutzungskonflikte weiter zu verschärfen. Es brauche daher klare Leitplanken für eine ökonomisch wie ökologisch nachhaltige Nutzung.

Jörg-Andreas Krüger, NABU-Präsident, erklärt: „Biomasse im Verkehr, zum flächendeckenden Heizen oder in Kraftwerken zu verbrennen, wäre wirtschaftlich ineffizient und fatal für Natur und Klima. Dennoch hat Biomasse ihren Platz in der Energieversorgung – und zwar dort, wo sie noch schwer zu ersetzen ist. Dafür braucht es schleunigst einen Fahrplan, der die nachhaltige Nutzung begrenzter Flächen und Ressourcen steuert. Die zuständigen Ministerien tragen Verantwortung, hierfür noch vor den Neuwahlen eine Strategie auf den Weg zu bringen. Damit sorgen sie nicht nur für Klima- und Naturschutz, sondern auch für Planungssicherheit.“

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, betont: “Viel zu oft gewinnen der Energiesektor oder die Massentierhaltung momentan den Nutzungsstreit um das Holz unserer Wälder, die Anbaufrüchte von unseren Feldern oder noch nutzbare Reststoffe wie altes Frittierfett. Die langfristige Nutzung von Biomasse zum Beispiel als Baumaterial hat das Nachsehen. Wir fordern die Bundesregierung auf, die lange überfällige Biomassestrategie mit einer klaren Priorisierung der stofflichen Nutzung von Biomasse noch in dieser Legislatur zu beschließen.”

Pressemitteilung NABU

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