Deutsche Umwelthilfe kritisiert neuen Ocean Pact der EU-Kommission als unzureichend
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht im gestern (5.6.) veröffentlichten Ocean Pact der Europäischen Kommission eine verpasste Chance für den Meeresschutz. Zwar formuliert die EU erstmals eine gemeinsame Strategie – doch angesichts des dramatischen Zustands europäischer Meeresökosysteme bleibt das Vorhaben erschreckend zahnlos.
In dem Papier werden weder konkrete Maßnahmen zum Schutz der maritimen Biodiversität festgelegt noch klare Regeln gegen besonders schädliche Fangmethoden wie die Grundschleppnetzfischerei formuliert. Ein rechtsverbindlicher Rahmen für das Management bestehender Schutzgebiete fehlt vollständig.
Die DUH fordert Bundesumweltminister Schneider auf, sich bei der kommenden UN-Ozeankonferenz in Nizza für verbindliche Maßnahmen einzusetzen.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Mit dem gestern vorgestellten Ocean Pact verpasst die EU-Kommission eine wichtige Chance für echten Meeresschutz. Ohne konkrete Maßnahmen, Fristen und rechtlich verbindliche Vorgaben bleibt die Strategie ein leeres Versprechen. Zentrale Probleme wie Überfischung werden in dem Papier nicht einmal klar benannt. Pünktlich zur UN-Meereskonferenz verspielt die EU damit ihren eigenen Führungsanspruch im internationalen Meeresschutz. Die EU muss dringend schädliche Subventionen abbauen und Grundschleppnetze in Meeresschutzgebieten verbieten. Ein entsprechend ausgestatteter Europäischer Meeresfonds ist längst überfällig. Zum Schutz unserer Biodiversität, unseres Klimas sowie aller Menschen, die auch wirtschaftlich auf gesunde Meere angewiesen sind, braucht es jetzt eine starke europäische Meeresschutzpolitik. Wir erwarten von Umweltminister Schneider, dass er kommende Woche in Nizza ein klares Zeichen für den Meeresschutz setzt.“
Im Bereich der Meeresnutzung begrüßt die DUH die Betonung regionaler Kooperation beim Ausbau der Offshore-Windenergie – etwa über See-Becken-Strategien in Nord- und Ostsee. Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation kritisiert jedoch, dass die gleichzeitige Nutzung von Meeresräumen für Windkraft, Fischerei und Aquakultur weiterhin ohne klare ökologische Leitlinien bleibt. Für wirksamen Meeresschutz braucht es verbindliche Ausschlusszonen und eine konsequente Priorisierung von Naturschutzbelangen bei der maritimen Raumplanung.
Hintergrund:
Vom 9.-13. Juni 2025 findet in Nizza die United Nations Ocean Conference statt. Delegationen aus aller Welt beraten hier über globale Meeresschutz-Maßnahmen. Expertinnen und Experten der DUH werden ebenfalls vor Ort sein.
Pressemitteilung DUH
Mit gesunden Meeren aus der Krise
Zum Tag des Meeres fordert der NABU ein Sofortprogramm Meeresschutz
Zum internationalen Tag des Meeres am 8. Juni fordert der NABU mehr Schutz für Nord- und Ostsee. Trotz vielfältiger Schutzverpflichtungen ist der Zustand der beiden Meere vor unserer Haustür besorgniserregend. Der NABU appelliert an die Bundesregierung, ein Sofortprogramm Meeresschutz zu starten.
„Jeder zweite Atemzug kommt aus dem Meer. Meere speichern große Mengen Kohlendioxid, sie ernähren uns, verbinden uns, sind Orte der Erholung. Das alles können sie nur, wenn sie gesund sind“, so NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. „Verantwortung für Deutschland, wie es im Titel des Koalitionsvertrages der Bundesregierung steht, bedeutet auch Verantwortung für Nord- und Ostsee. Wir fordern ein Sofortprogramm Meeresschutz, welches wirksame und mindestens zur Hälfte nutzungsfreie Schutzgebiete, eine Raumplanung nach Ökosystemansatz und eine Offensive zur Wiederherstellung von Salzwiesen, Seegraswiesen und artenreichen Riffen festschreibt, um die Trendwende beim Verlust der marinen Biodiversität zu erreichen.“
Am 9. Juni beginnt die „UN Ocean Conference“ im französischen Nizza. Es geht um den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Meere. Deutschland könnte mit gutem Beispiel vorangehen, wenn ein nationales Sofortprogramm Meeresschutz die Weichen stellt für artenreiche Meere und eine florierende und nachhaltige maritime Wirtschaft von morgen. Krüger: „Keine der großen Herausforderungen unserer Zeit, sei es die Klimakrise, der Verlust der Biodiversität oder die Transformation unseres Energiesystems, können wir ohne gesunde Meere bewältigen.“
Pressemitteilung NABU