Verspätete Flüge: Flughafenchef klammert Verantwortung aus

BAW: Hamburger Flughafen ist mit der Anzahl an Flugbewegungen überfordert
Laut Eurocontrol, der europäischen Organisation zur Sicherung der Luftfahrt, sind die Hauptverursacher des Verspätungsdebakels im Luftverkehr die Fluggesellschaften und die Flughafenbetreiber. Zusammen sind sie für 61 Prozent der Verspätungen verantwortlich.

 

Doch Verantwortung möchte keiner von beiden übernehmen. Vielmehr versuchen sie die Schuld der Luftverkehrssicherheit und dem Wetter zuzuschieben. Diese beiden Punkte machen jedoch „nur“ 35 Prozent der Verspätungen aus. Flughafenchef Michael Eggenschwiler fordert nun als Vertreter des Fluglobbyverbandes BDL von der Politik die Rahmenbedingungen derart zu lockern, dass mehr Flugverkehr in “niedrigere Flugflächen” (d.h. dichter am Boden und damit noch lauter beim “Empfänger”) verlagert wird und die (angeblich) “starren Betriebszeiteinschränkungen” aufgelöst werden.

Martin Mosel, Sprecher der Bürgerinitiativen für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein fasst die Situation so zusammen: „Herr Eggenschwiler will den grenzenlosen Flugverkehr ‚Open Sky‘. Damit verbunden soll die vom überbordenden Flugbetrieb bereits übermäßig belastete Bevölkerung insbesondere die Nachtruhe noch weiter abgesprochen werden! Es zeigt sich aber, dass der Hamburger Flughafen bereits mit dem aktuellen Flugbetrieb wesentlich überfordert ist. Es bedarf einer deutlichen Reduzierung der Anzahl an Starts und Landungen insgesamt und vor allem in der letzten Betriebsstunde. Bereits kleinste Störungen im Betriebsablauf sprengen den ‚auf Kante genähten Flugplan‘ – zu Lasten Dritter. Auf keinen Fall darf der gravierende Missstand dazu ausgenutzt werden, die bestehenden Nachtflugbeschränkungen und -verbote zu unterlaufen oder noch weiter zu lockern. Bereits heute wird das offizielle Betriebsende am innerstädtisch gelegenen Hamburger Verkehrsflughafen in fünf von sechs Nächten gebrochen und die zum Schutz der Bevölkerung angelegte Bahnbenutzungsregelung in Teilen an nahezu keinem Betriebstag eingehalten. Dadurch bleibt den Bewohnern in den An- und Abflugschneisen oftmals weniger als sechs Stunden Schlaf pro Nacht. Dies sind gemäß der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwei Stunden zu wenig“.

„Wer den Menschen regelmäßig und mit bedingten Vorsatz den dringend erforderlichen Schlaf raubt, handelt grob unsozial“, mahnt Mosel eindringlich.

Pressemitteilung Bürgerinitiativen für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW)

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