Verspätungen im Hamburger Luftverkehr steigen weiter

Mit dem Bürgerschaftsbeschluss „10-Punkte-Plan zum Schutz gegen Fluglärm“ sollte ein Konsens erreicht werden, der eine sehr strenge Einhaltung der Betriebszeiten sicherstellt und das gegenüber den Fluglinien auf eine weitere Reduzierung der Verspätungen und Ausnahmen hinzuwirken ist (z.B. durch eine äußerst restriktive Genehmigungspraxis). Die Fluglärmschutzbeauftragte, Frau Dr. Pieroh-Joußen, führt das weiter aus, „Die Forderung einer deutlichen Reduktion der nächtlichen Verspätungen ist eine Regelaufgabe meiner Dienststelle. So ist es bisher gelungen, die Zahl der Verspätungen von über 1100 im Jahr 2007 auf 420 im vergangenen Jahr zu senken.

 

Als Fluglärmschutzbeauftragte spreche ich gezielt die Gesellschaften an bei denen eine deutlich erhöhte Verspätungsrate vorliegt. Diese fordere ich auf, durch Optimierung der Planung der Umläufe die Verspätungszahlen zu senken. Mit diesem Vorgehen konnten wir spürbare Erfolge erzielen. Das Vorgehen entspricht im Übrigen der Forderung des Bürgerschaftlichen Ersuchens.“

Ganz offensichtlich laufen diese Bemühungen jedoch ins Leere und werden aktuell negiert. Mit den jetzt von der Fluglärmschutzbeauftragten veröffentlichten Zahlen der Verspätungen nach 23:00 Uhr offenbart sich ein alarmierendes Ausmaß. Nahezu rasant sind die Zahlen bis Ende September 2014 auf 455 Verspätungen angestiegen und haben damit bereits den Gesamtwert des Vorjahres mit 420 deutlich überschritten. Allein von Juli bis September 2014 sind die Zahlen um mehr als 50% gestiegen.

Auch die Flugverkehrszahlen, die Anzahl der Starts und Landungen, steigen wieder deutlich an. Nach einer Statistik der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) sind bis Ende August 2014 bereits 91.685 Flugbewegungen in Hamburg gezählt worden, gegenüber dem Vorjahr ein Mehr von 7%. Doch auch diese Zahlen stehen in einem offenen Widerspruch zu den Verlautbarungen des Hamburger Flughafens, der zwar laufend steigende Passagierzahlen verkündet, gleichzeitig aber immer wieder auf die sinkende Anzahl der Flugzeuge hinweist.

Der Fraktionsvorsitzende der Hamburger SPD, Dr. Andreas Dressel, ist über die Entwicklung der Verspätungszahlen ebenso verärgert. In einem Gespräch mit der BAW verlangt er eine Begrenzung der Verspätungen proportional auf das Wachstum der Flugbewegungen. Das stellt für die BAW jedoch keine Lösung dar. Mit dem Eintritt in eine echte Nachtruhe muss eine Reduzierung auf null möglich sein.

Für die BAW sind die steigenden Verspätungszahlen ein weiterer Beweis für die Ignoranz der Hamburger Luftverkehrswirtschaft gegenüber dem Bürgerschaftsbeschluss „10-Punkte-Plan zum Schutz gegen Fluglärm“. Die jetzt veröffentlichten Zahlen stehen im direkten Kontext der Beschlussfassung der FLSK vom 26.09.2014 gegen den 10-Punkte-Plan der Hamburger Bürgerschaft.

Aus Sicht der BAW hat der Hamburger Senat die Lufthoheit an die Deutsche Flugsicherung und den Hamburg Flughafen abgetreten und überlässt die Richtlinienkompetenz der Fluglärmschutzkommission. Der von der SPD gebetsmühlenhaft gepredigte Konsens im Bürgerschaftsbeschluss 10-Punkte-Plan ist jedenfalls nicht mehr erkennbar. Die mit der Umsetzung des 10-Punkte-Plans erhoffte Fluglärmentlastung wird mit jedem Flugzeug in eine weite Ferne getragen.

Die BAW wird aber den Druck auf die politischen Kräfte weiter erhöhen und gerade wegen der Bürgerschaftswahl im Februar 2015 auch die offene Auseinandersetzung mit den Kandidaten suchen und ein klares Wort zum Thema Fluglärm einfordern.

Hierzu wird es eine Gelegenheit am 29.10.2014 geben. Die BAW hat in das Max-Kramp-Haus in Duvenstedt zu einer poltischen Diskussion mit Andreas Dressel (SPD), Dennis Thering (CDU), Christiane Blömeke (Grüne) und Vertretern von Flughafen, Fluglärmschutz und Flugsicherung eingeladen. Die erfahrungsgemäß hohe Anzahl von Bürgern wird hier die Möglichkeit haben ganz objektiv den Anwesenden ihre Fluglärmbetroffenheit aufzuzeigen. Besonders werden die neuen Mitstreiter aus Schleswig-Holstein erwartet.

Quellennachweis:

· Verspätungsstatistik zum 30.09.2014

· Nachtflugbeschränkung Hamburger Flughafen

· Bürgerschaftsbeschluss „10-Punkte-Plan“

· Statistik der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV)

· BAW Veranstaltung 29.10.2014

Pressemitteilung BAW Bürgerinitiative Alstertal/Walddörfer/Ahrensburg für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein

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