Kontrollverlust und behördliches Versagen: Nachtruhe wird systematisch ignoriert
Hamburg erlebt ein anhaltendes Verspätungschaos am innerstädtischen Flughafen. Die Belastung durch nächtlichen Fluglärm bleibt ein Problem, während die Zahl verspäteter Flüge weiter steigt: Im Januar 2025 zählte der Umweltverband BIG Fluglärm in Hamburg bereits 42 verspätete Flüge nach 23 Uhr – doppelt so viele wie im Januar 2024 und deutlich über dem Monatsdurchschnitt der Jahre seit 2017 (30 Flüge).
Die Entwicklung zeigt: Die Verspätungsregelung verliert zunehmend an Wirksamkeit, und die Behörden greifen nicht ein.
Martin Mosel, Vorsitzender des Umweltverbands BIG Fluglärm in Hamburg:
„Die anhaltenden nächtlichen Verspätungen stören massiv die Nachtruhe und Gesundheit vieler Menschen. Dennoch bleibt die Wirtschaftsbehörde (BWI) untätig. Die zuständige Senatorin Dr. Melanie Leonhard (SPD) weigert sich trotz dieser alarmierenden Entwicklung, zu handeln. Das ist unverantwortlich!“
Luftverkehrsaufsicht versagt: Nachtflugregelung wird systematisch untergraben
Die geltenden Vorschriften sehen vor, dass verspätete Flüge nach 23 Uhr nur in „nachgewiesen unvermeidbaren“ Fällen stattfinden dürfen. Doch die Realität zeigt: Jede Nacht starten und landen zahlreiche Flüge nach 23 Uhr – ohne behördliches Eingreifen. Bereits 2024 gab es über 1.000 verspätete Flüge nach 23 Uhr, eine Zahl, die 2025 noch weiter steigen dürfte.
Erneut führt Eurowings die Liste der häufigsten Verspätungssünder an. Diese und andere Airlines kalkulieren Verspätungen offenbar bewusst ein, da sie keine Konsequenzen fürchten müssen. Gespräche und Ermahnungen durch die Fluglärmschutzbeauftragte bleiben wirkungslos – eine Respektlosigkeit gegenüber der betroffenen Bevölkerung.
Doch auch der Flughafen unternimmt nicht genug, um die Zahl verspäteter Flüge zu reduzieren. Wirtschaftliche Interessen werden über den Lärmschutz gestellt.
Der Flughafen profitiert auf Kosten der Anwohner:innen
Der Flughafen Hamburg ist ein Hauptprofiteur dieser Praxis:
-Jede verspätete Landung und jeder verspätete Start nach 23 Uhr bringt dem Flughafen höhere Entgelte.
-Diese Einnahmen werden nicht für den Fluglärmschutz verwendet, sondern fließen ohne Zweckbindung in die Kasse und Bilanz des Flughafens.
-Es gibt keine Verpflichtung, diese Gelder für Lärmminderungsmaßnahmen einzusetzen.
Hamburgs Anwohner:innen zahlen den Preis für behördliches Nichthandeln
Die Leidtragenden dieser verfehlten Politik sind hunderttausende Menschen in Hamburg sowie in den Einflugschneisen Schleswig-Holsteins und Niedersachsens. Ihre Nachtruhe wird rücksichtslos geopfert – für die wirtschaftlichen Interessen der Luftverkehrsbranche. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) und vieler Studien verursacht nächtlicher Fluglärm gravierende gesundheitliche Schäden. Doch Hamburgs Politik stellt Profit über den Schutz der Bevölkerung.
5 Punkte – BIG Fluglärm fordert sofortiges Eingreifen
-Echte Kontrolle der Nachtflugbeschränkungen: Die Behörde muss endlich eingreifen und die Verspätungsregelung konsequent verschärfen und umsetzen.
-Schluss mit der „Genehmigungsfiktion“: Die pauschale Erlaubnis für verspätete Flüge muss abgeschafft werden.
-Drastische Sanktionen für notorische Verspätungstäter: Airlines, die systematisch verspätete Flüge durchführen, müssen mit empfindlichen Strafen belegt werden – bis hin zum Entzug von Start- und Landerechten.
-Verwendungspflicht für Verspätungsentgelte: Einnahmen aus Verspätungsgebühren müssen zwingend für den Fluglärmschutz eingesetzt werden.
-Strukturierte Reduzierung des Nachtflugverkehrs: Hamburg muss sich für einen nachhaltigen und lärmreduzierten Flugbetrieb einsetzen. Ziel muss die schrittweise Abschaffung von Nachtflügen und die Förderung alternativer Verkehrsmittel sein.
„Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Situation eskaliert, und die Behörden schauen weg. Wenn der Hamburger Senat nicht handelt, droht 2025 ein umfassendes Debakel mit neuem Rekord an verspäteten Flügen – ein weiterer massiver Angriff auf die Gesundheit der Menschen. Hamburg muss endlich handeln!“, so Mosel abschließend.
Mehr unter: www.big-fluglaerm.de
Pressemitteilung BIG Fluglärm e.V.