BIG Antrag auf Einschreiten der Wirtschaftsbehörde weiter unbeantwortet
Die neuesten Zahlen zu verspäteten Flügen zwischen 23 und 24 Uhr am Hamburger Flughafen bestätigen einen seit 2023 anhaltenden alarmierenden Trend. Mit 42 verspäteten Flügen im Januar und 20 im Februar 2025 hat sich die Anzahl der verspäteten nächtlichen Flugbewegungen gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Mit dem Beginn des Ferienflugverkehrs in Hamburg steht zu befürchten, dass sich die Lage weiter zuspitzt, da Airlines die Nachtflugregelung zunehmend als wirtschaftliches Schlupfloch nutzen.
Bereits für das Gesamtjahr 2024 wurde mit über 1.000 verspäteten Flügen nach 23 Uhr ein Anstieg um 22 Prozent gegenüber 2023 und um 46 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 verzeichnet. Diese Entwicklung zeigt, dass sich die Verspätungsregelung zunehmend von einer Ausnahme zur Regel entwickelt – eine Entwicklung, die der Umweltverband BIG Fluglärm in Hamburg bereits frühzeitig angemahnt hat.
Airlines nutzen Schlupflöcher – Wirtschaftsbehörde duldet den Missbrauch
Die Zahlen belegen vielmehr, dass die Airlines die bestehenden weichen Formulierungen der Verspätungsregelung gezielt ausnutzen, um wirtschaftliche Nachteile zu vermeiden.
Besonders auffällig ist dabei, dass Eurowings erneut Spitzenreiter bei den verspäteten Flügen nach 23 Uhr ist – wie bereits in den vergangenen sechs Jahren. Damit steht außer Frage, dass es sich nicht um zufällige oder außergewöhnliche Verspätungen handelt, sondern um ein strukturelles Problem, das von der Politik ignoriert wird.
„Seitdem 2024 die Prüfgebühren für verspätete Nachtflüge weggefallen sind, haben Airlines einen Freifahrtschein für nächtlichen Fluglärm bekommen. Das Ergebnis sehen wir jetzt: Immer mehr verspätete Flugbewegungen – und das mitten in der Nacht!“ kritisiert Martin Mosel, Vorsitzender von BIG Fluglärm in Hamburg.
Doch trotz dieses klaren Trends bleibt die Hamburger Wirtschaftsbehörde untätig. Ein Antrag des Umweltverbands BIG Fluglärm in Hamburg vom Dezember 2024, der ein Einschreiten der Behörde als Kontrollinstanz für den Flughafen fordert, ist bis heute unbeantwortet.
„Die Wirtschaftsbehörde schützt die wirtschaftlichen Interessen des Flughafens, statt ihrer Kontrollfunktion nachzukommen“
Während die Bürgerinnen und Bürger unter dem zunehmenden nächtlichen Fluglärm leiden, hat sich Senatorin Melanie Leonhard (SPD) bereits öffentlich festgelegt: Sie schiebt die steigenden Verspätungen auf den Ukraine-Krieg und Extremwetterlagen – und attestiert ohne weitergehende Prüfung die Unvermeidbarkeit dieser Flüge.
„Diese öffentliche Vorfestlegung der Wirtschaftsbehörde ist nicht nur bedenklich, sondern zeigt auch die Voreingenommenheit der zuständigen Senatorin“, so Mosel.
„Anstatt eine objektive Kontrolle als Aufsichtsbehörde über den Hamburger Flughafen auszuüben, übernimmt die Wirtschaftsbehörde die Argumentationslinie der Luftverkehrswirtschaft und verteidigt damit faktisch das Geschäftsmodell der Airlines“, ergänzt Mosel.
Wirtschaftliche Interessen wichtiger als der Schutz der Bürgerinnen und Bürger?
Die Rolle der Wirtschaftsbehörde ist besonders brisant: Sie ist nicht nur Kontrollinstanz, sondern gleichzeitig Sachwalterin der Mehrheitsbeteiligung der Stadt am Hamburger Flughafen.
„Wer mit einem Anteil von 51 Prozent größter Gesellschafter des Flughafens ist, kann nicht gleichzeitig unvoreingenommene Kontrollbehörde sein. Hier besteht ein massiver Interessenkonflikt. Es ist offensichtlich, dass wirtschaftliche Interessen Vorrang haben – und nicht der Schutz der Menschen, die unter dem Lärm leiden“, so Mosel weiter.
Forderung nach sofortigem Einschreiten
Angesichts der eskalierenden Zahlen und der mangelnden Reaktion der Politik fordert BIG Fluglärm:
-Eine sofortige Stellungnahme der Wirtschaftsbehörde zu unserem Antrag auf stärkere Kontrollen der Verspätungsregelung.
-Eine unabhängige Prüfung der Verspätungsgründe und eine Offenlegung der tatsächlichen Ursachen.
-Ein Ende der öffentlichen Schutzbehauptungen durch Senatorin Leonhard, die nur dazu dienen, die Airlines aus der Verantwortung zu nehmen.
-Striktere Regelungen und empfindliche Sanktionen für wiederholte Verstöße gegen die Nachtflugbeschränkung.
„Die Zahlen für 2025 bestätigen, was wir bereits 2024 befürchtet haben: Die Verspätungsregelung wird systematisch ausgenutzt – und die Stadt Hamburg als Mehrheitsgesellschafterin des Flughafens schaut tatenlos zu. Besonders Eurowings nutzt diese Praxis seit Jahren exzessiv aus, während die Behörden nur zusehen. Die Wirtschaftsbehörde muss jetzt handeln und darf sich nicht länger als Gralshüterin der Luftverkehrswirtschaft verstehen“, so Mosel abschließend.
Pressemitteilung BIG Fluglärm