Vertrag für Hamburgs Stadtgrün wird erfolgreich umgesetzt

… und Versiegelungsmonitoring ist neu aufgesetzt
Die Umsetzung des ‚Vertrags für Hamburgs Stadtgrün‘ bringt Hamburg mehr Grün und bessere Naturqualität. Der Bericht für das Jahr 2023 zeigt, dass im fünften Jahr nach Einigung zwischen der Volksinitiative des NABU mit der hamburgischen Bürgerschaft diese Ziele weiter erfolgreich umgesetzt werden. Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete und Biotop-Verbund werden genauso gesichert wie das Grüne Netz der Stadt. Tiere und Pflanzen profitieren zudem von unterschiedlichen Projekten und Maßnahmen.

 

Die 20 Punkte zum Erhalt und zur Erweiterung von Hamburgs Grün sind seit 2021 vertraglich in der Verwaltung verankert. Hamburg ist damit Vorreiter in Deutschland mit der Sicherung dieser grünen Flächenziele. 10 Prozent der Landesfläche sollen als Naturschutzgebiete gesichert werden. Derzeit liegt der Anteil bei 9,83 Prozent und weitere Ausweisungen von Naturschutzgebieten sind in Planung (Kirchwerder Wiesen und Boberger Niederung). Der Anteil von Landschaftsschutzgebieten liegt derzeit bei 19,02 Prozent der hamburgischen Fläche und der Anteil des Biotopverbunds bei 23,2 Prozent. Daneben sichert dieser Vertrag unter anderem auch Grünflächen und Parkanlagen, die zusammen mit den zwei Grünen Ringen und den zwölf Landschaftsachsen das Grüne Netz bilden.

Hamburg hat das Versiegelungsmonitoring für die Stadt fristgerecht neu aufgestellt. Erfolgte die bisherige Erfassung anhand von Schätzungen über die Biotopkartierung, wurden nun hochaufgelöste Luftbilder KI-basiert ausgewertet, um die Landbedeckung und damit die Versiegelung in Hamburg präzise abzubilden. Für das erste Jahr, aus dem diese Luftbilder vorliegen, das Jahr 2020, ergibt sich aus diesem neuen Modell eine berechnete Versiegelung für Hamburg von 31 Prozent. Dieser Wert liegt um acht Prozent niedriger als der anhand der alten und deutlich ungenaueren Methodik für das Jahr 2020 geschätzte Versiegelungsgrad.

Das neue, KI-gestützte Modell ermöglicht es nun, beginnend ab 2020 jedes Jahr genaue Aussagen über die Entwicklung der Versiegelung zu treffen. Derzeit wird das Modell für die Luftbilder der Jahre 2021 und 2022 angepasst, um erste Tendenzaussagen zu ermöglichen. Die Ergebnisse werden im Herbst erwartet.

Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Hamburg bleibt trotz baulicher Verdichtung die grüne Metropole am Wasser. Der Senat setzt den Vertrag für Hamburgs Stadtgrün gemeinsam mit den Bezirken und den öffentlichen Unternehmen erfolgreich um und sorgt für eine kontinuierliche Verbesserung der Naturqualität und den Erhalt der Stadtgrünflächen. Dieser Vertrag zeigt, dass Wachstum und städtebauliche Weiterentwicklung mit einer grünen Stadt vereinbar sind. Wir stehen kurz davor, zehn Prozent der Hamburger Landesfläche als Naturschutzgebiete auszuweisen. Das ist für eine Großstadt wie Hamburg ein enormer Wert und steigert die Lebensqualität unserer schönen Hansestadt. Zudem können wir fristgerecht nun erstmals eine präzise Datenlage zur Versiegelung in Hamburg vorlegen. Zunächst für das Jahr 2020. Nun werden wir beginnen, Vergleichswerte zu erstellen. Mit diesem KI-gestützten Modell können wir Entwicklungen aufzeigen und wenn nötig gegensteuern. Das ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass die Versiegelung in unserer Stadt nicht weiter zunimmt. Der Einsatz für den Erhalt und die Aufwertung von Hamburgs Grün ist ein Marathon und kein Sprint. Und wir werden weiterhin einen langen Atem beweisen. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für ihren Einsatz und ihre Zusammenarbeit.“

Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg: „Das herausragende Ergebnis aus Sicht des NABU ist, dass das Hamburger Grün ein ernsthaftes Abwägungskriterium bei der Stadtentwicklung geworden ist. Die Vereinbarkeit aller Projekte mit dem „Vertrag für Hamburgs Stadtgrün“ ist nunmehr ein entscheidender Prüfstein und alle beteiligten Behörden, Bezirke und städtischen Partner, die diesen Vertrag unterschrieben haben, scheinen sich auch wirklich daran zu halten. Trotzdem ist es bis zur finalen Umsetzung der zwischen der Volksinitiative „Hamburgs Grün erhalten“ und der Bürgerschaft vereinbarten Punkte noch ein Stück des Weges. Es fehlt unter anderem eine Überarbeitung der Landschaftsschutzgebietsverordnungen, die teilweise aus der Nachkriegszeit stammen. Warum zudem fünf Jahre nach der Einigung die zugesagten 10 Prozent der Landesfläche noch immer nicht als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurden, irritiert. Denn die potenziellen Flächen stehen zweifelsfrei zur Verfügung, wobei die Vollhöfner Weiden fest zugesagt wurden.“

Weitere Informationen zum Bericht

Die ökologische Aufwertung von Grünflächen, wie die Aufwertung von Grünland oder die Wiedervernässung von Moorflächen, trug in ganz Hamburg zu einer Steigerung des durchschnittlichen Biotopwertes (gemessen in Punkten) bei. Der Biotopwert ist ein Index, der aus Seltenheit, Alter, Belastungsgrad und biologischer Funktion des jeweiligen Biotops ermittelt wird. Je höher der Wert liegt, umso wertvoller ist das Biotop einzuschätzen.

In den Naturschutzgebieten stieg der Biotopwert durchschnittlich auf 6,49 Punkte und damit um 0,11 Punkte zum Referenzwert vom 1.4.2019. Außerhalb der Naturschutzgebiete erhöhte sich der durchschnittliche Biotopwert auf 3,56 was im Biotopwert-System einen Anstieg zum 20.2.2019 festgestellte Referenzwert von 0,05 bedeutet. Dieser Anstieg wurde vor allem durch die naturschutzfachliche Aufwertung von Grünland und die Umwandlung von landwirtschaftlichen Flächen zu Grünland erreicht und durch vermehrt angepasste Pachtverträge mit naturschutzdienlichen Pflegemaßnahmen auf Flächen der städtischen Unternehmen ergänzt.

Der Vertrag für Hamburgs Stadtgrün verknüpft die bauliche Verdichtung der Stadt mit der Verbesserung der Naturqualität und dem Erhalt der Stadtgrünflächen. Ein Tauschmechanismus sorgt bei baulichen Eingriffen, die sorgsam abgewogen werden, für die Kompensation von Grünflächen bis einschließlich zum 2. Grünen Ring.

Der Bericht macht deutlich, dass der Vertrag für Hamburgs Stadtgrün wie beabsichtigt steuernd wirkt und so bislang nur wenig zusätzliche Freiflächen im Grünen Netz durch andere Nutzungen beansprucht wurden. Er macht auch sichtbar, wo in welchem Umfang Kompensationsmaßnahmen für Grün geplant und umgesetzt werden sollen und welche Flächen für die Grünentwicklung erworben wurden. Für die Kompensationsmaßnahmen wurden Grünflächen, wie z. B. die Wegeverbindung bei der Schule Hinter der Lieth, die Grünanlage und der Spielplatz am Wegenkamp sowie die Erweiterung einer Parkanlage am Sportpark Hagenbeck hergestellt (Eimsbüttel). Zudem wird derzeit am Augustenburger Ufer ein Betriebshof in eine Parkanlage umgewandelt (Hamburg-Nord) und es wird eine Sporthallenfläche am Mittlerer Landweg zu einer Spiel- und Bewegungsfläche umgebaut (Bezirk Bergdorf).

Federführend ist das Thema in der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) verankert, die das Monitoring der Ziele übernommen hat und Senat und Bürgerschaft jährlich Bericht erstattet. Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW), die Behörde für Wirtschaft und Innovation (BWI), alle Bezirksämter und zahlreiche städtische Unternehmen sind in der Umsetzung involviert wie z. B. Hamburg Wasser, die Hamburger Friedhöfe und Stromnetz Hamburg. Das gemeinsame Arbeiten an den grünen Zielen sorgt dafür, dass die öffentliche Verwaltung und die Unternehmen sich gemeinsam über aktuelle Projekte und Ideen austauschen und damit kontinuierlich das gemeinsame Verständnis für mehr Grün in der Stadt wächst. Mehr Dach- und Fassadenbegrünung und die Verbesserung der Naturqualität, wie z. B. der Ersatz von Schottergärten durch Blühwiesen stehen dabei im Fokus.

Diverse Ziele des Vertrags wurden seit 2021 bereits umgesetzt. Damit die Aufgaben erledigt werden können, hatte der Senat und die Bürgerschaft neue Stellen in der Verwaltung und ein jährliches Budget geschaffen und so wurde unter anderem die Finanzierung von Ausgleichsmaßnahmen, das städtische Vorkaufsrecht für Landschaftsschutzgebiete und der Schutz des Grünen Netzes seitdem geregelt.

Hamburg hat 37 Naturschutzgebiete, die knapp 10 Prozent der Landesfläche ausmachen – das ist bundesweit ein Spitzenwert. Rund 4 Prozent der Landesfläche bestehen aus Parks, 8 Prozent aus Wasser und 20 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt. Ein animierter Clip stellt Hamburgs Grünes Netz vor. Hamburg ist auch ein Hotspot der Artenvielfalt: Neben den über 1.500 Pflanzenarten die in der Hansestadt nachgewiesen wurden, leben in ihren vielfältigen Naturräumen 187 Vogelarten und 54 Säugetierarten sowie 17 Amphibienarten und 56 Libellenarten, sowie zahlreiche andere Insekten.

Weitere Informationen
https://www.hamburg.de/naturschutz/
https://www.hamburg.de/gruenes-netz/

Pressemitteilung der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA)

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