Gegen die weitere Zulassung des umstrittenen Pflanzengifts Glyphosat sprechen sich 83 Prozent der Bundesbürger aus. Dies ergab eine repräsentative Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag von Greenpeace. 96 Prozent erklären sich bereit, mehr für Lebensmittel zu zahlen, wenn diese ohne Glyphosat produziert würden.
Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, bei der am 24.6. womöglich abschließenden Verhandlung zur weiteren Zulassung des Totalherbizids im EU-Berufungsausschuss gegen Glyphosat zu stimmen. „Verbraucher wollen keine Risiko-Lebensmittel“, sagt Christiane Huxdorff, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace. „Die Zweifel an der Sicherheit des meistverwendeten Pflanzengifts dürfen nicht länger ignoriert werden. Die Bundesregierung muss das Vorsorgeprinzip ernst nehmen und gegen eine weitere Zulassung von Glyphosat stimmen.“
Die vollständige Umfrage im Netz: http://gpurl.de/FkHKQ
Forsa hat am 20. und 21. Juni bundesweit 1000 Bundesbürger befragt. Dabei stellten die Meinungsforscher auch grundsätzliche Fragen zum Umweltschutz in der Landwirtschaft. Nahezu alle Befragten finden, dass die Landwirtschaft Ressourcen wie Wasser und Böden für künftige Generationen schützen (96 Prozent), sowie Verantwortung für den Erhalt der biologischen Vielfalt übernehmen sollte (93 Prozent). Drei Viertel (74 Prozent) sind der Meinung, dass in der Landwirtschaft keinerlei Pestizide eingesetzt werden sollten.
Bundesbürger wollen Umweltschutz statt billige Lebensmittel
Nur eine Minderheit der Befragten sieht es als Aufgabe der Landwirtschaft, möglichst billige Lebensmittel zu produzieren (38 Prozent). Hingegen sind fast alle Befragten bereit, für eine Erzeugung ohne den Einsatz von Glyphosat mehr zu zahlen. Der Preis für Äpfel könnte sich pro Kilo um fünf Cent erhöhen.
Glyphosat kommt auf etwa 40 Prozent der deutschen Äcker zum Einsatz und schädigt die Artenvielfalt. Die internationale Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ ein, andere Studien bestreiten den Verdacht. Forsa fragte, ob das Pflanzengift auch dann verboten werden soll, wenn sich der Krebsverdacht nicht erhärtet: 75 Prozent der für ein Glyphosat-Verbot votierenden Befragten stimmten zu, dass Glyphosat auch dann verboten gehört, etwa aus Gründen des Umweltschutzes. „In einer modernen, nachhaltigen Landwirtschaft hat Glyphosat keinen Platz. Pestizide gefährden unsere Gesundheit und die Grundlagen unserer Lebensmittelproduktion“, sagt Huxdorff. „Das politische Tauziehen um eine weitere Zulassung des Totalherbizids muss ein Ende haben.“
Greenpeace-Kommentar zur heutigen Abstimmung im EU-Berufungsausschuss
Bei der heutigen Abstimmung über die Zulassungsverlängerung des umstrittenen Pflanzengifts Glyphosat im EU-Berufungsausschuss hat sich Deutschland wegen unterschiedlicher Einschätzungen von SPD und Union erneut enthalten. Damit kam keine qualifizierte Mehrheit zustande. Nun wird erwartet, dass die EU-Kommission noch im Juni die Technische Verlängerung für 18 Monate, also bis Ende 2017, beschließt. Innerhalb dieses Zeitraums wird die Europäische Chemikalienagentur Glyphosat abschließend bewerten.
Es kommentiert Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Christiane Huxdorff: „Mit der SPD nimmt zumindest eine Hälfte der Bundesregierung die Sorgen und Ängste der Bevölkerung gegenüber Glyphosat ernst und hat mit ihrer Ablehnung ein deutsches Ja zum Pflanzengift verhindert. Doch die Enthaltung Deutschlands greift zu kurz. Die Mehrheit der Menschen will Lebensmittel, die ohne Gifte wie Glyphosat angebaut werden. Die Bundesregierung muss den Wunsch der Bevölkerung endlich respektieren und Glyphosat in Deutschland verbieten.
Zehntausende Ökobauern alleine in Deutschland zeigen längst, dass gute Landwirtschaft kein Glyphosat braucht. “
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