In Zusammenhang mit der geplanten Bebauung am Buchenkamp (60 Wohnungen sowie eine Dementen-WG mit 30 Plätzen im Bereich des Ferkschen Hofes, eine Flüchtlingsunterkunft mit bis zu 950 Plätzen auf dem Tonraadsmoor südlich der Kita Libelle) gibt es aktuell eine rege Diskussion im Stadtteil. Einmal natürlich wegen der großen Flüchtlingsunterkunft, aber auch wegen der zunehmenden Bebauung von Grünflächen insgesamt.
Die einen wollen die Natur und die eher dörfliche Prägung mit vielen Einfamilienhäusern bewahren, die anderen sprechen von einem notwendigen Wandel bis hin zu einer möglichen Verstädterung des Stadtteils im Rahmen der wachsenden Stadt. Auch die Politik bläst immer öfter ins zweitgenannte Horn, denn auch Volksdorf müsse seinen Beitrag leisten.
Bei derart klaren Aussagen könnte man fast meinen, dass Volksdorf das bisher nicht getan hätte. Doch ist dem eigentlich so? In Deutschland, in Hamburg, im Bezirk Wandsbek und selbst im Stadtteil Volksdorf wird fast alles statistisch erfasst. So auch die Bevölkerungszahl. Daher gibt es in der aktuellen Sozialraumbeschreibung vom Stadtteil Volksdorf (gibt der Bezirk Wandsbek heraus) auch eine Grafik, welche die Bevölkerungsentwicklung des Stadtteils von 1987-2011 im Vergleich zum Bezirk Wandsbek und der Hansestadt Hamburg zeigt.
Während Hamburg und der Bezirk Wandsbek über die Jahre eine langsame, aber stetige Steigerung der Bevölkerung erfahren haben, hat der Stadtteil Volksdorf eine überproportional starke Bevölkerungszunahme zu verzeichnen. So kommen die Verfasser vom Fachamt Sozialraummanagement dann auch folgerichtig zu der Aussage, „dass Volksdorf eine etwa seit dem Jahr 1995 die Gesamtstadt und den Bezirk deutlich übertreffende Entwicklung genommen hat“.
Man könnte also durchaus die Frage stellen, ob Volksdorf seinen Beitrag zur wachsenden Stadt nicht schon längst geleistet hat und zwar überproportional stark. Auch nach dem Jahr 2011 ist die Bevölkerung in Volksdorf weiter gewachsen und allein durch die Nachverdichtungen und den Zuzug von Familien wird das auch in Zukunft so bleiben. Wenn es überall eine derart dynamische Entwicklung in Hamburg gegeben hätte, dann hätten wir vermutlich in Hamburg ein massives Leerstandsproblem und keine Wohnungsnot. Auch beim Thema Sozialwohnungsquote liegt Volksdorf mit rund 9% im Wandsbeker und Hamburger Durchschnitt, im Wohngebiet am Buchenkamp (nördlich Eulenkrugstraße, östlich Allhornring/Hempemkamp, südlich der U-Bahntrasse, also dort wo die große Flüchtlingsunterkunft geplant wird) beträgt diese Quote (Anteil Sozialwohnungen an allen Haushalten) sogar über 50%.
Muss Volksdorf also nun wirklich weitere wertvolle Naturflächen am Stadtrand bebauen? Müssen die letzten freien Blicke in die Landschaft wirklich zugebaut werden? Wollen wir am Ende Schleswig Holstein den Natur- und Landschaftsschutz überlassen, wenn wir mit den Hamburger Bauten kurz vor der Stadtgrenze stehen?
Es gibt hierzu sicher keine allgemeingültige Antwort und jeder muss sich dazu sein eigenes Urteil bilden. Man sollte jedoch im Hinterkopf haben, dass die Bevölkerung in Deutschland insgesamt schrumpfen wird. In das Konzept der wachsenden Stadt sollte zudem die Metropolregion, also das Hamburger Umland einbezogen werden. Allein schon weil auch sehr viele Menschen aus Hamburg ins Umland pendeln, um dort zu arbeiten.
Neben allen aktuellen Herausforderungen und Zwängen sollten wir zudem im Auge behalten, dass wir auch den Folgegenerationen eine intakte Umwelt mit wertvollen Naturflächen schulden. Heute heißt das Problem vielleicht Wohnungsnot, in wenigen Jahren dann womöglich Flächennot für die Natur und Landwirtschaft. Es wird vermutlich seinen Grund haben, dass Chinesen in Afrika und Südamerika riesige landwirtschaftliche Flächen kaufen.
Jegliche weitere Eingriffe in die Landschaft sollten somit äußerst sorgsam abgewogen werden, für kurzsichtige Hauruck-Aktionen ist selbst in der aktuellen Lage kein Platz. Wurden also bereits alle anderen Potentiale in Hamburg geprüft, bei denen keine derart starken Eingriffe in Natur und Landschaft notwendig sind oder macht man es sich nicht zu einfach, wenn nun in Volksdorf und den gesamten Walddörfern noch weiter in die Landschaftsschutzgebiete gebaut werden soll?
Zu diesem Thema sollte eine offene Diskussion stattfinden, denn das Thema wird die Stadtteile für Jahrzehnte und Jahrhunderte prägen.
Mitteilung K. Huck Initiative Lebenswerter Buchenkamp