Wälder sind wichtige Wasserspeicher und brauchen Schutz

Neues Bundeswaldgesetz muss Gemeinwohl vor Holzerzeugung stellen | BUND-Spezial Wasser zum Weltwassertag
Bundesregierung muss behutsamen Umgang mit Wald sicherstellen / Konkrete ökologische Mindeststandards für die Forstwirtschaft nötig / Ausweisung von Naturwäldern auf 15 Prozent der Waldfläche

 

Wälder spielen für den Wasserhaushalt eine entscheidende Rolle. Sie sorgen für sauberes Trinkwasser, speichern Wasser wie ein Schwamm und mildern so die Auswirkungen von Dürre und Starkregen. Wälder schützen vor Erosion und Hochwasser. Anlässlich des heutigen Welttages der Wälder und zum morgigen Weltwassertag fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), bei der erwarteten Novelle des Bundeswaldgesetzes die Rolle der Wälder für den Wasserhaushalt angemessen und wirksam zu berücksichtigen.

Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Das neue Waldgesetz muss den Schutz und die Gemeinwohlleistungen der Wälder in den Vordergrund stellen. Für den öffentlichen Wald gilt es, den Erhalt und die Wiederherstellung gesunder Wälder und ihrer Rolle für Wasserhaushalt, frische Luft, Klima, Biodiversität und Erholung mehr Gewicht als der Holzerzeugung einzuräumen. Diese sogenannten Ökosystemleistungen der Wälder sind unverzichtbar für unser Überleben. Privatwaldbesitzende sollen unterstützt werden, wenn sie Ökosystemleistungen jenseits der Sozialpflichtigkeit des Eigentums für die Allgemeinheit zur Verfügung stellen.“

Der Schutz und die Wiederherstellung der Wälder müssen sich im neuen Waldgesetz wiederfinden: Dafür sind konkrete ökologische Mindeststandards für die Forstwirtschaft und die Ausweisung von Naturwäldern auf 15 Prozent der Waldfläche nötig, in denen die Säge für immer ruht. Damit Wälder Wasserspeicher sein können, dürfen sie nicht weiter entwässert werden. Das neue Waldgesetz muss den Umbau der naturfernen Nadelforste Deutschlands in naturnahe wasserspeichernde Laubmischwälder sicherstellen. Dazu sind entsprechende Vorgaben für das Wildtiermanagement von entscheidender Bedeutung, damit junge Laubbäume nicht sogleich von Rehen abgefressen werden.

Bandt: „Um Wälder als Wasserspeicher zu erhalten, ist ein wirksames Kahlschlagverbot im neuen Waldgesetz von zentraler Bedeutung. Angesichts zunehmender Trockenheit sind gesetzliche Vorgaben für den Erhalt eines geschlossenen Kronendaches und für starkes Totholz mit seiner Schwammwirkung besonders wichtig. Wir fordern ebenso konkrete Regelungen zum Schutz des Waldbodens, der eine entscheidende Rolle für die Gesundheit der Wälder und den Wasserhaushalt spielt.“

Glücklicherweise haben die vergangenen Monate für mehr Regen in Deutschland gesorgt. Vielerorts haben sich die Wasserspeicher im Boden wieder gefüllt, die Wälder haben endlich eine Verschnaufpause. Die Folgen der schlimmen Dürre der vergangenen Jahre sind dennoch überall zu sehen und zu greifen. Nur noch jeder fünfte Baum ist gesund. Nadelforste sind zusammengebrochen, alte Buchen abgestorben.

Bandt: „Wir müssen dringend behutsamer mit unseren Wäldern umgehen und sie in ihrer Rolle als Wasserspeicher stärken. Wir brauchen mehr Laubwälder und weniger starke Eingriffe durch die Forstwirtschaft, um unsere Wälder in Zeiten zunehmender Erderhitzung bestmöglich zu erhalten.“

Hintergrund:

Die Nationale Wasserstrategie ist für das Handeln in Deutschland zum Wasserhaushalt grundlegend. Die Nationale Wasserstrategie wurde zusammen mit einem Aktionsprogramm vor einem Jahr von der Bundesregierung beschlossen. Eine Aktion, deren Umsetzung sich die Bundesregierung in dieser Legislaturperiode vorgenommen hatte, ist das Bundeswaldgesetz um Wasseraspekte zu ergänzen.

Die Ampel hat sich in ihrem Koalitionsvertrag die Novelle des Bundeswaldgesetzes vorgenommen. Das jetzige Gesetz stammt aus dem Jahr 1975 und ist nicht mehr zeitgemäß. Es ist weder den veränderten Anforderungen der Gesellschaft an den Wald gewachsen, noch der aktuellen Waldkrise in Zeiten von Erderhitzung, Artensterben und Ressourcenknappheit. Aktuell befindet sich der Gesetzesentwurf in der Ressortabstimmung. Mit einer Verabschiedung im Bundestag wird im Sommer 2024 gerechnet. Unklar ist noch, ob Teilen des neuen Waldgesetzes auch die Länderkammer zustimmen muss.

Wälder haben eine besondere Bedeutung als Grundwasserspeicher. Gewässer und Wald tragen zur Regulierung des Klimas bei (u.a. Vorbeugung gegen Überhitzung der Städte, städtische Hitzeinseln). Über 40 Prozent der Fläche aller Wasserschutzgebiete liegen im Wald, das sind rund 2,1 Millionen Hektar Waldfläche (18 Prozent Flächenanteil). Trinkwasser aus dem Wald ist besonders sauber, 98 Prozent der im Wald gewonnenen Wassermenge hat Trinkwasserqualität.

Wälder sollen so bewirtschaftet bzw. als Naturwälder aus der forstlichen Nutzung genommen werden, dass die Wasserspeicherfunktion und die Wasserhaltekapazität des Waldbodens erhalten und verbessert werden. Die Waldbewirtschaftung soll so erfolgen, dass der Oberflächenabfluss von Niederschlägen gemindert wird und Bodenwasserspeicher bzw. Grundwasser aufgefüllt werden.

Mehr Infos: https://www.bund.net/themen/aktuelles/detail-aktuelles/news/fuenf-kernforderungen-fuer-ein-neues-waldgesetz/

Pressemitteilung BUND


Weltwassertag: Über Grenzen hinweg sorgsam mit Wasser umgehen
Miller: Nachhaltiges Wassermanagement sichert uns unsere Lebensgrundlagen
Ohne Wasser sind wir auf verlorenem Posten: Es ist nicht nur für uns Menschen lebensnotwendig, neben Sauerstoff ist es das Grundelement unseres Körpers. Für unzählige Tiere und Pflanzen ist es Lebensraum. Aber Wasser ist keine unerschöpfliche Ressource. Der NABU nimmt den Weltwassertag am 22. März zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass Wasser auch für intakte, natürliche Ökosysteme wie Wälder und Moore unverzichtbar ist. Sie sind die Lebensadern der Landschaft, die als Wasserspeicher unser Überleben sichern. Wenige Monate vor der Europawahl machen die Naturschützer damit auch darauf aufmerksam, dass Maßnahmen in der Wasserwirtschaft und zur Verbesserung des Wasserhaushalts zu den Bereichen mit dem dringendsten Handlungsbedarf angesichts der bestehenden und zu erwartenden Klimawirkungen gehören.

Es ist wichtig zu erkennen, dass dieses Thema keine nationalen Grenzen kennt. Flüsse durchfließen mehrere europäische Länder und der indirekte Wasserverbrauch – zum Beispiel durch die Produktion unserer Lebensmittel – ist global vernetzt. Von den 7200 Litern pro Kopf und Tag stammen nur 14 Prozent aus Deutschland, die restlichen 86 Prozent aus dem Ausland – auch aus europäischen Ländern wie Spanien oder Griechenland.

NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: “Auch extreme Wetterereignisse machen nicht an Grenzen halt. Angesichts dieser drängenden Realität sollten wir erkennen: Wir stehen an einem Wendepunkt im Umgang mit Wasser. Die Wasserknappheit, Brände, Dürren und Überschwemmungen der letzten Jahre sind uns noch gut im Gedächtnis und sollten uns dringend zum Umdenken bewegen. Wir müssen weniger Boden versiegeln, Moore wiedervernässen und natürliche Flussläufe und Auen wiederherstellen. Wenn wir hier nicht handeln, wird uns das nicht nur teuer zu stehen kommen, sondern wir werden auch unserer Verantwortung gegenüber künftigen Generationen nicht gerecht.”

Der NABU wird die Europawahl mit seinen Kernforderungen begleiten, in denen er unter anderem auf die EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law) drängt und eine konsequente Durchsetzung der Wasserrahmenrichtlinie, während das Verursacher- und Vorsorgeprinzip strikt angewendet wird. Das Ziel ist eine EU, die die Natur wiederherstellt und dadurch den Wohlstand sichert.

Der NABU informiert auf einer Website über seine Forderungen zur Europawahl und bietet außerdem einen Wahlwecker für alle Bürger*innen an: www.NABU.de/Europawahl.

Pressemitteilung NABU

Foto: Drosselbek im Wohldorfer Wald © wuz

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