Neuer Zwischenstand der Kommunalen Wärmeplanung vorgestellt: Analyse zeigt, dass nahezu jedes Gebäude, für das sich nicht bereits eine Versorgung über ein Wärmenetz abzeichnet, mit einer Wärmepumpe beheizt werden kann / Hansestadt erhöht und erweitert Förderangebote.
Bis 2045 soll Hamburg CO2-neutral sein. Ein wichtiger Baustein, um dieses Ziel zu erreichen, ist die Dekarbonisierung der Gebäudewärmeversorgung. Die Wärmeplanung soll aufzeigen, wie die Umstellung der Wärmeversorgung gelingen kann, den Bürgerinnen und Bürgern Handlungsmöglichkeiten aufzeigen und Planungssicherheit geben. Das Wärmeplanungsgesetz des Bundes schreibt vor, wie die Wärmeplanung durchgeführt werden soll – Hamburg ist gesetzlich verpflichtet, bis spätestens Mitte 2026 eine umfassende Wärmeplanung vorzulegen.
Darauf liefern die Behörden für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) und die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) nun umfassend Antworten: Nachdem die Behörde im Februar diesen Jahres in einem ersten Schritt eine Wärmenetz-Eignungskarte für die Hansestadt vorgestellt hatte, die zeigt, welche Gebiete Hamburgs für eine Wärmeversorgung über Wärmenetze geeignet sind, folgt nun der nächste Schritt: die Potenzialanalyse für Wärmepumpen.
Ergebnis: Über 99 Prozent der Gebäude außerhalb von Wärmenetzeignungsgebieten können mit einer Wärmepumpe versorgt werden und sind dort die beste Option für eine klimaneutrale Wärmeversorgung. Die Potenzialanalyse zeigt georeferenziert das theoretische Potenzial für eine Luft- und Erdwärmepumpenversorgung und wird in einer interaktiven „Wärmepumpen-Potenzialkarte“ auf dem Hamburger Geoportal veröffentlicht.
Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Wärmepumpen sind ein entscheidender Baustein auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebestand. Sie eignen sich nicht nur für Ein- und Zweifamilienhäuser, sondern auch für Reihenhäuser, Mehrfamilienhäuser sowie im gewerblichen Bereich. Unsere Untersuchungen zeigen, dass Wärmepumpen für fast alle Gebäude, die nicht durch Fernwärmenetze erschlossen werden können, eine zukunftsfähige, wirtschaftliche Wärmeversorgung bieten. Die neueste Generation von Wärmepumpen ist deutlich leistungsfähiger, leiser und ermöglicht einen einfachen Umstieg auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung. Dieser Umstieg wird zudem von Bund und Land attraktiv gefördert. Wir stellen darüber hinaus umfassende Informationen wie den Wärmepumpenrechner zur Verfügung, um die verbreitete Verunsicherung in der Bevölkerung abzubauen und den Bürgerinnen und Bürgern Hilfestellung zu geben.“
Effizienter Betrieb auch ohne Sanierung
Dass die energetische Sanierung in der Regel keine Voraussetzung mehr für den effizienten Einsatz von Wärmepumpen ist, belegt ein Gutachten, das im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen erstellt und kürzlich veröffentlicht wurde. Das Gutachten „Präzisierung der Niedertemperaturfähigkeit der Gebäudehülle von Bestandsgebäuden beim Einsatz von Wärmepumpen“ hatte sich ausschließlich mit der Möglichkeit des Einsatzes von Wärmepumpen im unsanierten Wohnungsbestand befasst (abrufbar unter: https://www.hamburg.de/politik-und-verwaltung/behoerden/behoerde-fuer-stadtentwicklung-und-wohnen/projekte-und-kampagnen/energetisch-sanieren/waermepumpen-neues-gutachten-zeigt-einbau-lohnt-sich-schon-vor-energetischer-sanierung-967196).
Karen Pein, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen: „Wie der Name unserer Informationskampagne bereits sagt: „Jedes Haus kann Klimaschutz“ – ich ermutige daher alle Eigentümerinnen und Eigentümer, die keine Möglichkeit für einen Anschluss an ein Wärmenetz haben, sich frühzeitig mit dem Thema Wärmepumpe zu befassen. Denn heutzutage lassen sich häufig selbst unsanierte oder teilsanierte Gebäude ohne größeren Umbauaufwand mit einer Wärmepumpe wirtschaftlich beheizen, wie unsere Untersuchungen ergeben haben. Zugleich kann der Energieverbrauch eines Wohnhauses durch energetische Sanierung zum Teil erheblich gesenkt werden. Das spart Energie und Verbrauchskosten. Bei Bedarf stehen Ihnen auch die kostenlosen Energieberaterinnen und Energieberater der Hamburger Energielotsen zur Seite und unterstützen bei konkreten Fragen zur energetischen Sanierung und zu den Fördermöglichkeiten. Selbst kleinere energetische Sanierungsmaßnahmen machen einen Unterschied, mit dem wir unserem Ziel, Hamburg bis 2045 klimaneutral zu gestalten, Haus für Haus näherkommen.“
Orientierung für Bürgerinnen und Bürger
Um interessierten Bürgerinnen und Bürgern den Einstieg in das Thema Wärmepumpen zu erleichtern, bietet die BUKEA ab sofort einen klar strukturierten Informationspfad an. Eine erste Orientierung bietet die Wärmepumpen-Potenzialkarte, die zur Vertiefung auf eine zentrale Internetseite führt. Dort sind alle relevanten Informationen für den Umstieg auf eine Wärmepumpe gebündelt. Zusätzlich steht ein Wärmepumpenrechner zur Verfügung, mit dem Nutzerinnen und Nutzer durch die Eingabe individueller Gebäudedaten die Eignung einer Wärmepumpe für ihr Gebäude genauer prüfen können. Ein übersichtlicher Wärmepumpen-Wegweiser begleitet Interessierte durch die wichtigsten Schritte: von der ersten Information über Fördermöglichkeiten und Planung bis hin zur Umsetzung und dem Betrieb. Damit sind sie bestens vorbereitet für eine persönliche Beratung und detaillierte Planung durch eine Fachfirma vor Ort.
Ziel dieser Veröffentlichung und Informationskampagne ist es, Unsicherheiten bei der Installation von Wärmepumpen abzubauen, mit der klaren Botschaft: Wärmepumpen eignen sich sehr häufig auch in unsanierten oder teilsanierten Bestandsgebäuden.
Alle Informationen unter www.hamburg.de/kommunale-waermeplanung sowie www.hamburg.de/energetisch-sanieren und www.hamburg.de/go/waermepumpen.
Hamburg fördert – ab sofort noch mehr
Die Heizungsumstellung auf Wärmepumpen wird in Hamburg zusätzlich finanziell unterstützt. Die bestehende Förderung – seit 1. Dezember 2024 umbenannt in „Hamburger Heizungsförderung“ –, wird erweitert und die Förderbedingungen und -quoten für Wärmepumpen verbessert: Ab dem 1. Februar 2025 stockt Hamburg die Bundesförderung (BEG EM) für Wärmepumpen auf – bei Inanspruchnahme der Basisförderung nach BEG gibt die Stadt Hamburg über die landeseigene Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB) zusätzlich 20 Prozent. Die Fördermöglichkeiten im Überblick:
– Die „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG) fördert dezentrale erneuerbare Wärme, Wärmenetzanschlüsse und Gebäudenetze (Wärmenetze mit bis zu 16 Gebäuden und bis zu 100 Wohneinheiten).
– Zusätzlich zur Basisförderung der Bundesförderung in Höhe von 30 Prozent gewährt die Investitions- und Förderbank Hamburg auf Antrag eine ergänzende Förderung in Höhe von 20 Prozent der Investitionskosten.
– Die kombinierte Inanspruchnahme der Bundes- und Landesmittel wurde vereinfacht, indem eine aufschiebende Bedingung in den Liefer- und Leistungsverträgen akzeptiert wird und damit die Beantragung parallel erfolgen kann.
– Mit den zusätzlichen 20 Prozent können nun auch Wohnungsunternehmen gefördert werden. Dies kommt direkt den Mieterinnen und Mietern zugute. Sie können in Hamburg dann immer von der mindestens 50 Prozent der Investitionskosten betragenden Förderung von Bund und Land profitieren.
Herausforderung Fachkräftemangel
Aber auch die Herausforderung des Fachkräftemangels muss angegangen werden. Hamburg arbeitet gemeinsam mit den Akteuren des Handwerks an Lösungen, um diesem Mangel entgegenzuwirken und den Umstieg auf klimafreundliche Heiztechnologien zu erleichtern. Weitere Hemmnisse, wie bauliche Restriktionen, Lärmschutzprobleme oder die Schaffung gemeinschaftlicher Lösungen für mehrere Reihenhäuser, müssen durch zusätzliche Maßnahmen unterstützt werden. Die Stadt arbeitet weiterhin intensiv daran, die Hemmnisse für eine klimafreundliche Wärmeversorgung zu überwinden und den Bürgerinnen und Bürgern den Umstieg auf die moderne Heiztechnologie der Wärmepumpe zu erleichtern.
Andreas Kopp, Unternehmer, Handwerksmeister und Mitglied des Vorstandes des Fachverbands und der Innung Sanitär Heizung Klempner Hamburg e. V.: „Die neue Wärmepumpen-Potenzialkarte zeigt das hohe Potenzial für Wärmepumpen als erneuerbares dezentrales Heizsystem. In Gebieten mit Wärmenetzeignung sind Wärmepumpen eine gute und frei wählbare Alternative zum Anschluss an ein Wärmenetz. Wir begrüßen die Informationskampagne, um der starken Verunsicherung bei den Hausbesitzern entgegenzuwirken. Der Umbau des Gebäudebestandes hin zu einer treibhausgasneutralen Wärmeversorgung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die der Bezahlbarkeit, der Versorgungssicherheit und der Schaffung langfristig verlässlicher und nachvollziehbarer Rahmenbedingungen bedarf, damit die Umsetzung praktikabler Lösungen für individuelle bauliche und Nutzersituationen zügig durch das SHK-Handwerk begleitet werden kann.“
Hintergrund: Leitlinien für klimaneutrale Raumwärme- und Warmwasserversorgung
Die Hamburger Leitlinien für die klimaneutrale Raumwärme- und Warmwasserversorgung von Gebäuden geben eine Orientierung für die Wärmeplanung hinsichtlich der Frage, welche Wärmeversorgungstechniken für die Gebäudewärmeversorgung zukunftsfähig sind. Sie beschreiben eine Hamburger Vision für eine klimaneutrale Gebäudewärmeversorgung und die Rolle der verschiedenen Heizungstechnologien. Die Leitlinien unterstreichen die entscheidende Rolle von Wärmenetzen und Wärmepumpen als tragende Säulen bei der Umstellung der Gebäudewärmeversorgung auf klimaneutrale Lösungen.
Pressemitteilung der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft