Was kommt nach kwp?

Vor der Sitzung des Bauprüfausschuss Alstertal fand am 29.11. eine ungewöhnliche Bürgerfragestunde statt. Nachdem die Linksfraktion am 15.11. im Saselhaus in einer sehr gut besuchten Veranstaltung über die Planungen für das KWP-Gelände eine sachgemäße öffentliche Debatte angestoßen hatte, sah sich die Verwaltung zu einer Reaktion genötigt. Zunächst wurde eine Projektvorstellung durch den Bauherrn per Videokonferenz angekündigt. Dann wurde auf Forderung von Ausschussmitgliedern die Sitzung in Präsenz organisiert.

Grafik bitte anklicken: rechts die Saseler Chaussee

„Ob man dem Anspruch einer breiten Öffentlichkeitsbeteiligung gerecht werden kann, wenn die Bekanntmachung weder per Pressemeldung, Information auf der Homepage oder Plakaten im Stadtteil verbreitet wird, darf wohl bezweifelt werden. Zehn Saseler Bürger, allesamt über informelle Kanäle informiert, nahmen bei Schnee und Eis eine Stunde Anfahrtweg zum Wandsbeker Markt in Kauf.
Sie erlebten eine denkwürdige 2-stündige Fragerunde mit dem geschäftsführenden Gesellschafter der Projektgesellschaft Holzbau (PGH) Herrn Schroeder. Interessanter Schwerpunkt waren die Ausführungen, wie es PGH gelingt werthaltigen Wohnungsbau mit Unterstützung der staatlichen Investitions- und Förderbank (IFH) für 7,10 Euro per Quadratmeter nettokalt anzubieten.
Die Häuser werden klimafreundlich im KfW 40-Standard mit Tiefgarage, Vollklinker, Fahrstühlen und barrierefrei errichtet. Zauberwort ist Bestandshaltung über 100 Jahre und „Alles aus einer Hand“ von der Planung über Bau, Hausverwaltung und Reparaturservice. Voraussetzung ist ein §5-Schein, aber auf den haben ja 53 Prozent der Hamburger Haushalte einen Anspruch. PGH steht damit im Kontrast zur Mehrheit der Wohnungswirtschaft, die ständig propagiert, dass nur der unselige Drittelmix wirtschaftlich realisierbar sei.
Im 1. Bauabschnitt werden 150 Wohnungen mit Tiefgarage für 53 Autos und 160 Fahrräder errichtet. Hauptkritikpunkt ist die fünf Stockwerke hohe geschlossene Wand zur Straße und die Gebäudedichte im Inneren.
Die rechtliche Begründung für die Befreiungen und Ausnahmen (drei zusätzliche Geschosse zum geltenden Baurecht) nach Wohnungsbaubeschleunigungsgesetz ist, dass dies ortstypisch und städtebaulich verträglich sei. Sowie ein Einzelfall sei, der keine Auswirkungen auf die zukünftige Bebauung im Umfeld haben werde. Die anwesenden Bürger machten deutlich, dass diese Aussage wohl niemand in Sasel teilen würde.

Herr Schroeder führte weiter aus, dass auch die Grundstücke der Shell-Tankstelle und der Druckerei Krüper bereits im Besitz der PGH seien. Verhandlungen über die Auflösung der Pachtverhältnisse laufen, die Realisierung kann aber deutlich später sein. Auch hier sind 5 Geschosse mit 41 Wohnungen geplant, aber ein städtebauliches Konzept mit Blick auf die Kreuzung und Nutzung von öffentlichen Einrichtungen im Erdgeschoss ist vom Eigentümer durchaus erwünscht.
Zweifel am Bauvolumen sind von den anwesenden Saselern wohl gesät worden. In der anschließenden nichtöffentlichen Sitzung wurden Beschlüsse auf Januar 2024 vertagt. SPD und Grüne sehen wohl Diskussionsbedarf in den eigenen Reihen.

Es kann nur nützlich sein, wenn viele Saseler bis dahin ihr Unverständnis für die überdimensionierte „Lärmschutzwand“ gegenüber dem Bezirksamt und den Vertretern der Mehrheitsparteien zum Ausdruck bringen.“

Grafiken: der Fraktion die Linke (aus der öff. Präsentation PGH im Bauprüfausschuss/WBZ Wandsbek 29.11.)

Pressemitteilung Linke Fraktion Wandsbek

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