Weltklimarat: 1,5 Grad sind noch erreichbar

Der globale Temperaturanstieg kann noch bei 1,5 Grad gestoppt werden, zeigt der heute (8.10.) veröffentlichte Sonderbericht des Weltklimarats. Um das mit dem Pariser Klimaabkommen anvisierte 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, muss die Menschheit den Ausstoß an Treibhausgasen weltweit bis 2030 halbieren und bis spätestens Mitte des Jahrhunderts auf Null bringen. Dazu muss die weltweite Verbrennung von Kohle bis 2030 mindestens um zwei Drittel sinken.

 

Steigen die Temperaturen auf 2 Grad oder mehr, hätte dies laut Bericht weit drastischere Folgen für Mensch und Umwelt als bisher angenommen. Der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) ist das weltweit führende wissenschaftliche Gremium zur Untersuchung des menschgemachten Klimawandels. Es kommentiert Greenpeace-Experte Benjamin Stephan:

“Nie waren die drastischen Folgen der Erderhitzung in Deutschland so spürbar wie in diesem Dürresommer. Noch können wir verhindern, dass solche Dürren häufiger werden, dass uns stärkere Stürme und zerstörerische Überschwemmungen heimsuchen. Dieser Bericht zeigt, dass es möglich ist, den Temperaturanstieg bei 1,5 Grad zu begrenzen und so die drastischen Folgen einer deutlich heißeren Welt abzuwenden. Die Zeit dazu ist knapp und der politische Auftrag für die Bundesregierung glasklar. Es gibt keine Entschuldigung für ein reiches Industrieland wie Deutschland, seine CO2-Bilanz weiterhin mit alten, schmutzigen Kohlekraftwerken zu ruinieren.

Der breite gesellschaftliche Widerstand gegen RWEs Kohlepläne am Hambacher Wald zeigt, dass viele Menschen beim Schutz des Klimas längst weiter sind als die Politik. Weltweit lassen sich Menschen nicht länger vertrösten und fordern von ihren Regierungen wirksame Schritte, um den CO2-Ausstoß schnell und deutlich zu senken. Es ist die Aufgabe der Bundesregierung und der Kohlekommission, den Kohleausstieg jetzt zu starten und bis spätestens 2030 abzuschließen. Auch die Verkehrswende weg vom Öl hin zu sauberen Verkehrsformen darf nicht länger warten.

Der Bericht des Weltklimarats entwirft einen Königsweg aus der Klimakrise: Der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas muss einhergehen mit dem Schutz und der Renaturierung von Wäldern, die CO2 aus der Atmosphäre filtern. Waldschutz und Klimaschutz gehören zusammen.”

Greenpeace hat die wichtigsten Erkenntnisse in einem Hintergrundpapier zum IPCC-Sonderbericht zusammengestellt. Informationen zum Sonderbericht sind online auf der IPCC-Webseite.

Pressemitteilung Greenpeace


Europa-SPD fordert Konsequenzen aus UN-Klimabericht

Der Weltklimarat hat am Montag, 8. Oktober 2018, einen Bericht über die negativen Folgen der Erderwärmung veröffentlicht. Er geht darauf ein, welche zusätzlichen politischen Maßnahmen nötig sind, um das Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen. Im Weltklimavertrag wurde vereinbart, die Erderwärmung auf weit unter 2 Grad, möglichst sogar auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Der Bericht, an dem 91 Wissenschaftler weltweit gearbeitet haben, stellt die Folgen verschiedener Szenarien der Erderwärmung dar. Bereits heute hat sich die Erde im Vergleich zur vorindustrieller Zeit um rund ein Grad erwärmt.

„Die EU-Umweltminister dürfen sich nicht vor ihrer Verantwortung wegducken, sondern müssen mehr Klimaschutzmaßnahmen in der EU ankündigen“, fordert der SPD-Klimaschutzexperte im Umweltausschuss Jo Leinen vor der Sitzung des EU-Umweltrates am Dienstag, 9. Oktober 2018, in Luxemburg. „Die EU muss klare Konsequenzen aus dem Bericht des Weltklimarates ziehen und das EU-Klimaziel für 2030 deutlich erhöhen.“ Der Umweltausschuss des Europaparlamentes will bereits am Mittwoch, 10. Oktober 2018, eine entsprechende Resolution verabschieden.

„Nicht einmal zwei Monate vor dem Klimagipfel in Polen ist es ein Armutszeugnis, dass die Konservativen im Europaparlament und auch die sogenannte ‚Klimakanzlerin‘ Merkel ein höheres Ziel blockieren. Europa steht in der Verantwortung und muss mehr leisten. Das Minderungsziel für das Jahr 2030 von 40 Prozent sollte auf mindestens 50 Prozent angehoben werden“, so Jo Leinen. Solch ein Beschluss hätte Signalwirkung für andere Länder, die laut dem Pariser Abkommen ebenfalls ihre eingereichten Klimabeiträge bis 2020 überprüfen sollen. „Ein ehrgeizigeres Ziel ist möglich. Die EU-Gesetzgebung stellt bereits die Weichen für das nächste Jahrzehnt, um Klimagase in Gebäuden, bei der Stromerzeugung und im Verkehr zu reduzieren. Außerdem bringt uns ein erhöhter Klimaschutzbeitrag näher an das langfristige Ziel, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen“, so Jo LEINEN.

Die Auswirkungen der Erderwärmung auf über 2 Grad Celsius auf Natur, Meere, auf die Lebensräume von Menschen sowie auf die globale Wirtschaft und Sicherheit wären immens. Die bisherigen Absichtserklärungen zur Verringerung von Treibhausgasen lägen jedoch noch weit vom 1,5 Grad Ziel entfernt. „Umso näher wir an 1,5 Grad kommen, umso weniger Schäden entstehen. Der Druck auf die Weltgemeinschaft wächst, konsequenten Klimaschutz zu betreiben“, so Jo Leinen, der für die sozialdemokratische Fraktion die Parlamentsposition für den Klimagipfel im polnischen Kattowitz im Dezember 2018 verhandelt.

Jo Leinen wird im Rahmen der Delegation des Europäischen Parlaments vom Dienstag, 11. Bis Freitag, 14. Dezember 2018 am UN-Klimagipfel in Kattowitz teilnehmen. Im Vorfeld wird das Parlament seine Forderungen für die Konferenz formulieren und am Dienstag, 23. Oktober 2018, im Plenum darüber abstimmen. Die Vorlage hierfür wird der Umweltausschuss am Mittwoch, 10. Oktober 2018, voraussichtlich annehmen.

Pressemitteilung Europäisches Parlament, S&D-Fraktion, Pressestelle der SPD-Gruppe


Die Zeit zu handeln ist jetzt – Weltklimarat-Bericht

Wir können das Pariser Klimaziel von 1,5 Grad Erderwärmung erreichen, wenn die Regierungen jetzt handeln, fordert der Weltklimarat der Vereinten Nationen in seinem Bericht zur globalen Erderwärmung. Der Bericht wird am Montag (8. Oktober) in Südkorea vorgestellt (15 Uhr Mitteleuropäische Zeit), am Dienstag (9. Oktober) diskutieren die EU-Umweltminister die Empfehlungen. Die Bundesregierung wird ihre Klimaziele für das Jahr 2020 deutlich verfehlen. Im Dezember treffen sich die Vertragsparteien zur Klimakonferenz der Vereinten Nationen im polnischen Katowice.

Rebecca Harms, klimapolitische Sprecherin der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament, kommentiert:

„Wenn die Pariser Ziele erreicht werden sollen, ist jetzt die Zeit, zu handeln. Die Klimawissenschaft bestätigt, dass es noch möglich ist, die Erderwärmung zu begrenzen und katastrophale Folgen des Klimawandels zu verhindern. Was fehlt, ist der politische Wille. Wie schwer es der Politik fällt, die wissenschaftlichen Erkenntnisse in politisches Handeln umzusetzen, beobachten wir bei jedem Klimagesetzgebungsverfahren und aktuell bei der Debatte um die CO2-Regulierung von Autos. CDU/CSU und Bundeskanzlerin Angela Merkel lassen sich von der Autoindustrie einspannen. Kurzsichtige Bremser in den Konzernen verhindern wichtige Impulse für Innovation und Klimaschutz.

Auch bei der langfristigen Planung fehlt die Orientierung an wissenschaftlichen Erkenntnissen. Der Bericht macht deutlich, dass die Klimafolgen einer Temperaturerhöhung um 2 Grad deutlich dramatischer sind, als bei einer Begrenzung auf 1,5 Grad Erwärmung. Die Europäische Kommission muss das in ihrer Strategie für eine CO2-arme Wirtschaft berücksichtigen und eine deutliche Erhöhung des Klimaziels für 2030 auf 55 Prozent vorschlagen. Ohne eine ehrgeizige Strategie zur Dekarbonisierung kann die Europäische Union in Katowice kaum eine starke Rolle spielen.“

Briefing der Grünen/EFA-Fraktion

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