Hamburgs Innenbehörde hat ihre Unfallbilanz für das Jahr 2020 vorgelegt: Der signifikante Rückgang des Kfz-Verkehrs führte zu weniger Toten und Verletzten auf den Straßen. Während der KFZ-Verkehr gegenüber 2019 um 11 Prozent abnahm, sank die Anzahl der Unfälle zwischen Auto und Rad sowie zwischen LKW und Rad laut Aussage des Hamburger Polizeidirektors Ulf Schröder um jeweils etwa 10 Prozent.
Positiv ist auch, dass der Radverkehr um 33 Prozent stieg, die Zahl der Unfälle mit dem Rad aber vergleichsweise wenig um 3,6 Prozent.
„Weniger Auto- und LKW-Verkehr im Jahr 2020 heißt für uns Radfahrer*innen weniger schlimme Unfälle mit Autofahrer*innen – so einfach ist das!“, freut sich Thomas Lütke vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Hamburg.
Der Radverkehr hat im Corona-Jahr 2020 fast zehn Mal mehr zugenommen als die Anzahl der Unfälle mit Radfahrenden. Die Unfälle mit Rad sind also im Vergleich zur Anzahl der Radfahrten sogar relativ gesunken. Lütke: „Das zeigt: Je mehr Radfahrer*innen auf den Straßen fahren, desto sicherer wird es für’s Rad“.
Die Unfälle von Radfahrer*innen untereinander, die sogenannten Rad-Rad-Unfälle, sind mit 12 Prozent ebenfalls deutlich weniger gestiegen als der Radverkehr insgesamt. Aber die Anzahl der registrierten sogenannten Eigenunfälle von Radfahrenden hat sich mehr als verdoppelt (2019: 177, 2020: 427). Diese Unfallzahlen zeigen aus Sicht des Fahrradclubs akuten Handlungsbedarf für den Senat auf, denn mehr Unfälle durch mehr Radfahrende sind nicht hinnehmbar. „Schlechte, zu enge und nicht geräumte Radwege erhöhen die Gefahr von Rad-Rad- und von Eigenunfällen“, so Lütke.
Forderungen
Damit die Unfallzahlen weiter sinken, die Vision von null Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr endlich in greifbare Nähe rückt und noch mehr Menschen neu aufs Rad steigen, fordert der Fahrradclub vom Senat, seine Verkehrssichheitsarbeit zu intensivieren: „Da die Hauptursache für Unfälle mit Schwerverletzten eine überhöhte oder unangepasste Geschwindigkeit ist, müssen Innenbehörde, Polizei und Verkehrsbehörde endlich Tempo 30 massiv ausweiten.“, fordert Lütke, „Auf allen Straßen, wo Radfahrende im Mischverkehr mit Autos und/oder Bussen fahren müssen, ist Tempo 30 zwingend geboten, um die gefährlichen Geschwindigkeitsunterschiede zwischen Radverkehr und motorisierten Verkehr zu reduzieren“.
Die Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei müsse zudem Autofahrende konsequent darauf hinweisen und auch kontrollieren, dass sie ihre Geschwindigkeit der jeweiligen Verkehrssituation anpassen, was häufig viel langsamer als die erlaubte Höchstgeschwindigkeit ist.
Gleichzeitig müssen sich Politik und Polizei dafür einsetzen, dass Hamburg ein flächendeckendes intuitiv benutzbares, gepflegtes und vom motorisierten Verkehr getrenntes Radwegenetz auf allen Hauptstraßen erhält. Lütke: „Gute, sichere Radweginfrastruktur ist ein einfaches und günstiges Mittel, die Verkehrssicherheit für alle Menschen zu erhöhen.“
Link zur Verkehrssicherheitsbilanz 2020 der Polizei:
https://www.polizei.hamburg/aktuelles/pressekonferenz-verkehr/
Pressemitteilung ADFC Hamburg