„Wir reichen noch im Juli Klage gegen Glyphosat-Produkt ein“

Deutsche Umwelthilfe zur Glyphosat-Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert die Einschätzung von Glyphosat als unkritisch durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit scharf und kündigt weitere rechtliche Schritte an.

 

Dazu Jürgen Resch, DUH-Bundesgeschäftsführer:

„Die neue Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit zu Glyphosat widerspricht der Bewertung durch die Weltgesundheitsorganisation und zahlreichen wissenschaftlichen Studien. Produkte mit Glyphosat dürfen nicht länger in Deutschland zugelassen werden. Wir werden noch im Juli mit fachlicher Unterstützung von foodwatch Klage gegen die Zulassung des Glyphosat-Produkts Roundup Powerflex einreichen. Wir nehmen die Gefahr, die von hochgiftigen Pestiziden ausgeht, nicht länger hin.“

Hintergrund:

Die angekündigte Klage richtet sich gegen die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Es ist eines von mehreren Verfahren von DUH und foodwatch gegen Pestizid-Produkte, bei denen massive schädliche Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit zu befürchten sind. In Pflanzenschutzmitteln enthaltene Wirkstoffe wie beispielsweise Glyphosat werden auf europäischer Ebene in einem politischen Prozess genehmigt. Pestizid-Produkte, die diese Wirkstoffe enthalten und verkauft werden, müssen jedoch von den jeweiligen EU-Mitgliedstaaten zugelassen werden.

Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe


Grünen/EFA drängen Christdemokraten zur Aufgabe ihrer Verzögerungstaktik
Die Europäische Kommission hat heute (Mittwoch, 5. Juli) zusätzliche Daten zur vom Rat geforderten Folgenabschätzung zur neuen Verordnung über den nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (Pestizid-Verordnung, Regulation on the Sustainable Use of Plant Protection Products, SUR) veröffentlicht. Die Daten belegen, dass die vorgeschlagene Verordnung und ein geringerer Einsatz von Pestiziden keine negativen Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit haben werden.

Die Grünen/EFA fordern die Christdemokraten und den Rat auf, das Gesetzgebungsverfahren nun nicht weiter zu verzögern. Das Europäische Parlament wird voraussichtlich in der Plenarsitzung im Oktober über seine Position zur vorgeschlagenen Pestizid-Verordnung abstimmen. Wenn sich auch der Rat auf seine Position festgelegt hat, können die Verhandlungen („Trilog”) beginnen.

Sarah Wiener, Grünen/EFA-Mitglied und Berichterstatterin des Europäischen Parlaments für die Pestizid-Verordnung im federführenden Umweltausschuss, kommentiert:

„Die zusätzlichen Daten zeigen schwarz auf weiß, Pestizidreduktion ist kein Risiko für unsere Ernährungssicherheit. Es gibt für die Christdemokraten und Mitgliedstaaten keinen Grund, Fortschritte bei der Pestizid-Verordnung zu blockieren. Mit ihren Attacken auf den Green Deal macht sich die EVP zur Oppositionspartei im Schulterschluss mit der extremen Rechten und greift direkt die EU-Kommissionspräsidentin aus den eigenen Reihen an. Die Grünen/EFA fordern die spanische Ratspräsidentschaft und alle Fraktionen im EU-Parlament auf, konstruktiv zu verhandeln und die neuen Regeln für weniger Pestizideinsatz noch vor den Europawahlen im nächsten Jahr auf den Weg zu bringen.“

Martin Häusling, Grünen/EFA-Mitglied im Agrarausschuss und stellvertretendes Mitglied im Umweltausschuss, kommentiert:

„Wir brauchen nachhaltige Methoden der Schädlingsbekämpfung zum Schutz unserer Gesundheit, der Ökosysteme, der biologischen Vielfalt und der Gesundheit der Böden. Agrarökologische und ökologische Alternativen verringern die Abhängigkeit der Landwirtinnen und Landwirte von großen Pestizidunternehmen und sorgen für nachhaltige Erträge in artenreichen Ökosystemen. Die integrierte Schädlingsbekämpfung muss endlich mit Vorsorgemaßnahmen definiert und konsequent angewandt werden. Der Goldstandard für weniger Pestizide bleibt Bio.”

Hintergrund:

Die ergänzenden Daten zur Folgenabschätzung stellt fest, dass Pestizide die Ökosysteme angreifen, mit negativen Folgen für die Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit. Der Verzicht auf Pestizide hätte demnach keine Auswirkungen auf die Ernteerträge und würde das Aussterben der Bestäuber aufhalten. Die Daten zeigen auch genügend Alternativen zu chemischen Pestiziden auf, um die für das Jahr 2030 gesetzten Ziele für die Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden zu erreichen.

Pressemitteilung Grüne im EU-Parlament


Glyphosat darf keinen Freifahrtschein bekommen
Grünes Licht der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit trotz Risiken und Datenlücken ist fatal

Anlässlich der neuen Einschätzung der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zu Glyphosat erklärt Daniela Wannemacher, Expertin für Landwirtschaft beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND):

„Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA stellt heute einen Freifahrtschein für das in Europa am meisten verwendete Totalherbizid Glyphosat aus – obwohl die Behörde selbst Daten-Lücken einräumt. Damit negiert die Behörde all die zahlreichen unabhängigen Studien, die zeigen, dass Glyphosat ein gravierendes Gesundheits- und Umweltproblem ist. Viele dieser Studien belegen, dass Glyphosat das Nervensystem schädigen kann und das Mikrobiom im Darm beeinflusst. Immer noch gilt es als wahrscheinlich krebserregend beim Menschen. Einmal in die Umwelt gebracht, verursacht das Herbizid gravierende Schäden im Boden, im Wasser und bei Nützlingen. Die Empfehlung der EFSA zeigt erneut, dass die europäische Pestizid-Zulassung die Gefahren für Gesundheit und Ökosystem weitgehend ignoriert. Dieses System ist dringend reformbedürftig, um Mensch und Umwelt vor Risiken durch Pestizide zu schützen und Landwirtschaft zukunftsfähig zu gestalten.“

Pressemitteilung BUND

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