NABU-Studie: Bundesländer müssen in vielen Gebieten für wirksamen Schutz nachbessern – es fehlen oft die Grundlagen
Deutschland, einst ein Paradies für die Vielfalt der Natur, sieht sich heute einer stillen Krise gegenüber: Seine Schutzgebiete, wichtige Refugien für bedrohte Arten und Lebensräume, drohen zu versagen. Vor dem Hintergrund der Weltnaturkonferenz COP16 in Cali wirft eine neue Studie im Auftrag des NABU zu den organisatorischen Rahmenbedingungen in deutschen Schutzgebieten erstmals Licht auf die alarmierende Realität:
Vielen dieser Rückzugsorte fehlt es an den Grundlagen für wirksamen Schutz. Es gibt häufig keine klare Zielsetzung, keine ausreichende rechtliche Sicherung, keine Maßnahmenpläne und kein Monitoring. Sie sind vernachlässigt und von ihrem eigentlichen Schutzstatus weit entfernt. Deutschland ist damit auf keinem guten Weg seine Verpflichtung aus dem Biodiversitätsabkommen von Montreal bis 2030 zu erfüllen und 30 Prozent seiner Landesfläche effektiv zu schützen.
Dr. Verena Riedl, Teamleiterin Naturschutz beim NABU: „Unsere Schutzgebiete sollten dem Erhalt der Biodiversität dienen, doch ihr Potenzial wird nicht ausgeschöpft, um den Schwund an Arten und Lebensräumen wirksam einzudämmen. Die Naturkrise muss endlich von der Politik ernst genommen und Schutzgebiete zu einem effektiven Instrument gegen das Artensterben weiterentwickelt werden. Die Studie macht dazu konstruktive Vorschläge. Dabei geht es nicht nur darum, Flächen als Schutzgebiete zu deklarieren, sondern die Wirksamkeit des Schutzes von Pflanzen- und Tierarten auf diesen Flächen sicherzustellen. Überdies macht die Studie erhebliche regionale Unterschiede sichtbar: Während einige Bundesländer minimale Voraussetzungen erfüllen, verfehlen andere diese vollständig.
Der Schutz muss wirksam und messbar werden. Der Verlust von Biodiversität ist kein abstraktes Problem, sondern bedroht unmittelbar die Klimaregulierung, Wasserreinigung, Bestäubung, Erholung und stabile Nährstoffkreisläufe, von denen wir alle abhängig sind. Die Naturkrise wartet nicht“, mahnt Riedl.
Der NABU appelliert mit den Ergebnissen der Studie an die Bundes- und Landesregierungen, die Vorschläge der Studie mit dem Aktionsplan Schutzgebiete, der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt und den Plänen der kürzlich verabschiedeten EU-Wiederherstellungsverordnung zu verschneiden. Denn Deutschlands Schutzgebieten muss ein höherer Stellenwert eingeräumt werden. Es braucht Geld und Personal für die Betreuung. Unsere Schutzgebiete sind das Rückgrat des Naturschutzes. Ohne eine ambitionierte Politik drohen sie, ihre Funktion als Bollwerk gegen das Artensterben zu verlieren.
Pressemitteilung NABU