Zukunft der „Flaniermeile“ in Volksdorf schon gestrichen?

Die zurückliegende Sitzung des Regionalausschusses Walddörfer hat zum Stichwort „Evaluation Flaniermeile Volksdorf“ Informationen vermittelt, die bei der FDP-Fraktion Wandsbek zu erheblicher Irritation geführt haben.

 

„Es ist ja nicht so, dass wir uns innovativen, angemessenen, attraktiven und nachhaltigen Vorschlägen zu einer Weiterentwicklung des Ortskerns in Volksdorf verschließen würden“, sagt Finn Ole Ritter, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Wandsbeker FDP, „zumal dieser Bereich weit über Volksdorf hinaus beliebt und auch wirtschaftlich relevant ist. Was aber bei dieser Sitzung zu Ablauf und Bewertung der Evaluation der Test-Phase übermittelt wurde, müsste eigentlich zu erheblichem Bürger-Protest führen!“

Bereits jetzt habe die Testphase weit über 300.000 Euro verschlungen – werde das Projekt verstetigt, sei mit Kosten in Millionenhöhe zu rechnen, wie ähnliche Maßnahmen zeigten. „Insofern darf man davon ausgehen, dass das Bezirksamt, das ständig über allzu knappe Finanzmittel klagt, eine starke datenbasierte Evaluation plant, ehe es sich mit dem Aspekt einer Verstetigung befasst. Erstaunlicherweise ist das aber gar nicht der Fall!“ Ritter erfuhr, dass die seitens des Bezirksamtes mit der Evaluation beauftragte Agentur Tollerort gar nicht den Anspruch im Auftragsbuch habe, eine repräsentative Umfrage zu erstellen – es gehe lediglich um eine „Meinungserhebung“. Schon die Teilnehmerquote in der Startphase des Projekts war mit 20 Anwohnern, 34 Gewerbetreibenden und 172 Ortskern-Nutzern bei einer Einwohnerzahl von ca. 20.000 Menschen in Volksdorf sehr gering. Zudem sei Form und Inhalt der vom Bezirksamt beauftragten Evaluation eher ein Witz: „In unserer Kleinen Anfrage vom vergangenen November – Drucksache 21-5178.1 – hat das Bezirksamt auf die Frage, wie die Evaluation während und nach der Testphase aussehen wird, eine Vielzahl an Maßnahmen dargestellt: Davon war nun nicht mehr viel übrig!“ Dass Verkehrszählungen stattfanden und stattfinden, sei ein Faktor, der dem Veranstalter-Wunsch „Eindämmung des Personenprivatverkehrs“ zuzuordnen sei, allerdings wurde der versprochene Zwischenstand bei der Regionalausschuss-Sitzung nicht übermittelt. Ritter: „Viel wichtiger als eine reine Autozählung ist für die Bewertung, ob die Nutzer des Dorfkerns die Flaniermeilen-Testphase als einladend oder ausladend empfinden, eine repräsentative Befragung! Und zu dieser gehören nicht nur diejenigen Bürger und Bürgerinnen, die man zum Befragen zufällig im Ortskern antrifft, sondern ganz besonders auch die, die jetzt gar nicht mehr hingehen – weil sie nicht mehr wollen oder ganz einfach, weil sie sich ausgesperrt fühlen und nicht ohne größere Belastungen ins Dorf können.“

Dass aus der katastrophalen Nutzerquote der Bürgerbeteiligung am Anfang der Testphase keine Anpassung der Befragung hin zu repräsentativerer Beteiligung während der Evaluation in und nach der Testphase stattfindet, sei schlichtweg nicht nachvollziehbar. „Hier wird offenbar in Kauf genommen“, sagt Finn Ole Ritter, Bezirksabgeordneter und Sprecher der FDP-Fraktion Wandsbek im Regionalausschuss Walddörfer, „dass ohne wirkliche Faktenbasis ein Projekt verstetigt wird, was möglicherweise ein Großteil der Anwohner, Gewerbetreibenden und Nutzer überhaupt nicht möchte. Man kann den Verdacht haben, dass hier sogar ganz bewusst nicht so genau hingeschaut werden soll!“ Es dränge sich der Eindruck auf, so Rückmeldungen aus dem Kreis der Bürgerinnen und Bürger, dass nicht die Attraktivitätssteigerung des Dorfkerns Volksdorf im Vordergrund stehe, sondern der persönliche Wunschtraum mancher grüner Politiker. „Wir setzen uns auch deshalb weiterhin dafür ein, dass der Evaluation eine repräsentative Befragung voraus geschaltet ist! Dass diese offenbar nicht vorgesehen ist, lässt uns an der Ernsthaftigkeit der Verstetigungspläne zweifeln.“

Dies unterstreicht Birgit Wolff, Vorsitzende des FDP-Fraktion Wandsbek: „Wir bezeichnen aus vielen Gründen das Projekt selbst nur noch als ‚sogenannte Flaniermeile’, denn an der Tatsache, dass man an den bestehenden Geschäften entlang schlendern kann, hat sich bis auf etwas Schönwetter-Dekoration nichts wirklich verbessert. Nun müssen wir allerdings auch die geplante Erhebung als ‚sogenannte Evaluation’ bezeichnen, denn ein reines Meinungsbild als Datengrundlage für die Vergabe von enorm hohen Steuergeldern ist keine Evaluation, die diesen Namen verdient, und schlicht inakzeptabel. Wir werden in der Bezirksversammlung ein scharfes Auge darauf haben, dass vor der Freigabe von möglicherweise Mitteln in Millionenhöhe in Falle von Verstetigungsplänen repräsentative Daten vorgelegt werden, die auch die Entwicklung bei den Gewerbetreibenden sowie den Nicht-mehr-Besuchern beinhaltet – und denen, die an Online-Befragungen aus vielen Gründen nicht teilnehmen können oder teilnehmen wollen. Einen dicken Sack Steuergelder freigeben für ein Projekt, von dem einige meinen, es wäre doch irgendwie hübsch, geht mit uns nicht.“

Pressemitteilung FDP-Fraktion Wandsbek

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