NABU-Kommentierung: Moorburg darf nicht für Hafenentwicklung geopfert werden / Alternative Flächen für klimafreundliche Energiewirtschaft wären vorhanden
Laut Hamburger Abendblatt vom 18.01.2021 hat die Handelskammer einen neuen Plan zur Hafenentwicklung vorgelegt, der das Dorf Moorburg in Anspruch nimmt.
Dazu äußert sich Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg wie folgt:
„Wenn die Meldung stimmt, dass die Handelskammer vorschlägt, nach Neuenfelde für Airbus, Altenwerder für den Container Terminal auch noch Moorburg für die weitere Hafenentwicklung zu opfern, ist das für den NABU ein No-Go. Schon wieder eine rückwärtsgewandte Hafenplanung auf Kosten von Natur, Umwelt und Menschen.
Seit Jahren stagnieren im Hafen die Umschlagszahlen und alle Fachleute wissen das. Der Hafen muss sich eher gesundschrumpfen und kluge Alternativen auf der bestehenden Fläche entwickeln. Aber Teile der Hafenwirtschaft laufen immer noch Wachstumsfantasien hinterher.
Im Zuge globaler und europäischer Veränderungen von Transportwegen und Lieferketten lassen sich diese aber in absehbarer Zeit nicht mehr realisieren. Zudem steht nach dem Abzug von Shell von der Kattwyk-Halbinsel optional ein riesiges Areal zur Verfügung. Das könnte sowohl für Hafenentwicklung als auch für die Wasserstoffwirtschaft genutzt werden. Ein Grund mehr, auf die überflüssige Dinosaurier-Planung zur A26 Ost zu verzichten. Denn die aufgeständerte Autobahn zerschneidet unnötiger Weise dieses Sahneschnitten-Areal mitten im Hafen. Stattdessen das lebendige Dorf Moorburg opfern zu wollen, ist weder klug noch innovativ, nicht sinnvoll und erst recht nicht nachhaltig.“
Pressemitteilung NABU HH
Hafenpapier der Handelskammer: Auf dem Weg zum ökologischen Innovationshafen
Die Handelskammer hat heute einen „Zukunftsplan Hafen“ vorgestellt, in dem sie ihre Erwartungen an den Hafenentwicklungsplan bis 2040 und an die Voraussetzungen für seine Erarbeitung formuliert. Die Grüne Bürgerschaftsfraktion sieht darin seitens der Hamburger Wirtschaft einen konsequenten Schritt auf dem Weg zu einem ökologischen Innovationshafen.
Dazu Dominik Lorenzen, Vorsitzender der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Die Handelskammer lässt frischen Wind durch den Hafen wehen und greift das Grüne Leitbild eines ökologischen Innovationshafens, der sich konsequent auf den Weg zur Dekarbonisierung macht, mutig auf. Die Forderung nach einer belastbaren Potenzialanalyse, die einen Vergleich mit anderen Häfen beinhaltet, begrüßen wir als Grüne Bürgerschaftsfraktion ganz ausdrücklich. Denn als Basis für einen neuen Hafenentwicklungsplan, der in die nächste Dekade weisen muss, reicht die neue Umschlagprognose allein nicht aus. Wir unterstützen die Forderung der Handelskammer, möglichst unterschiedliche Stimmen aus Stadt und Wirtschaft in die Debatte über die Zukunft des Hamburger Hafens einzubeziehen. Der Gedanke eines Wertschöpfungs-Index, der die Produktivität pro Fläche erfasst, sollte zwingend weiterverfolgt werden.“
Dazu Miriam Putz, hafenpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Wir teilen die Einschätzung der Kammer, dass sich der Hamburger Hafen nicht im Alleingang, sondern nur in Kooperation mit dem Bund und den Küstenländern nachhaltig entwickeln kann. Das gilt insbesondere für ein koordiniertes, effektives und ökologisch verträgliches Sedimentmanagement. Die Aussagen der Handelskammer zur grundlegenden Transformation des Hafens infolge des Klimawandels sind mutig und erfreulich – ein Bekenntnis zur Zielmarke, den Hafen bis 2040 klimaneutral zu machen, wäre noch besser gewesen. Auch der Vorschlag zur Umgestaltung des Kraftwerks Moorburg zu einem Standort für eine grüne Wasserstoffindustrie ist zukunftsweisend. Der Auf- und Ausbau eines neuen Standorts darf jedoch nicht die Existenz des Dorfes Moorburg gefährden. Die Kammer selbst weist auf den großen Wandlungsbedarf der vielen Unternehmen der karbonisierten Industrie im Hafen hin, die heute rund um Moorburg und auf der Hohen Schaar zu finden sind – unter anderem Erdölraffinerien und Tanklager. Auch hier müssen wir neue Wege zusammen mit den Unternehmen finden, um diese Standorte so umzugestalten, dass sie einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung des Hafens leisten.“
Pressemitteilung GRÜNE Bürgerschaftsfraktion
Handelskammer stellt Hafenplan vor: „Wichtiger Beitrag zum Innovationshafen 2040“
Die Hamburger Handelskammer hat heute ihren „Zukunftsplan Hafen. Hamburg 2040“ vorgestellt. Der Plan stützt viele Aspekte der bisherigen Senatspolitik, wie etwa die Ansiedlung von Wasserstoffindustrie im Hafengebiet. Die SPD-Bürgerschaftsfraktion begrüßt die Impulse der Handelskammer.
Dazu Hansjörg Schmidt, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Die Handelskammer leistet mit ihrem Strategie-Papier einen wichtigen Beitrag für die weitere Hafenentwicklung und greift viele Themen auf, die auch wir als SPD als essentiell ansehen. Der Hamburger Hafen ist einer der größten Containerhäfen Europas und für die Wirtschaftsmetropole Hamburg von herausragender Bedeutung. Unser Anliegen ist es, den Hafen zukunftssicher zu gestalten. Mit der Entwicklung eines Innovationshafen Hamburg 2040 haben wir dieses zentrale Ziel auch im rot-grünen Koalitionsvertrag festgehalten. Wichtig sind für uns dabei unter anderem die Digitalisierung der Hafenwirtschaft, die Klimaneutralität und die Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur. Die 20er-Jahre werden viele neue Technologien hervorbringen. Bei der Entwicklung des Innovationshafen 2040 gilt es in den kommenden Monaten die richtigen Weichen zu stellen, damit sich diese optimal in den Hamburger Hafen einpassen – das gilt insbesondere auch für die Ansiedlung der Wasserstoffindustrie. Zur von der Handelskammer geforderten Inanspruchnahme des Hafenerweiterungsgebietes Moorburg gilt der Koalitionsvertrag von SPD und Grünen: Moorburg wird in dieser Legislaturperiode nicht für Hafenerweiterungszwecke entwickelt.“
Pressemitteilung SPD Bürgerschaftsfraktion